Tagesstrecke: 61,94 Km; Saldo -80 Hm; 16,07 Km/h
Fahrt von Zielona Gora nach Brody
Das Wetter war sehr schön, die Sonne schien und die Temperaturen stiegen nicht über 24 Grad. Leider war die Strecke heute teilweise abenteuerlich. So ging es etwa 15 Kilometer auf der Nationalstraße 27 ohne Seitenstreifen bei zunehmenden Verkehr mit vielen Lastwagen. Ich kann mich über die Auto- und LKW-Fahrer zwar nicht beschweren. Sie fuhren zügig aber durchaus rücksichtsvoll und bremsten sogar bis auf meine Geschwindigkeit herunter, wenn sie wegen des Gegenverkehrs nicht ausweichen und ich, was ich wenn möglich tat, auch nicht zur Seite fahren konnte. Das Problem ist der Lärm und natürlich die Angst, wenn da einer hinter Dir einen Fehler macht, dann kann das für mich das Ende bedeuten. Dennoch fahre ich in solchen Situationen, wo nur Gottvertrauen hilft, doch immer ganz souverän. Auch im übrigen ging es meist entlang von Straßen, mal mit und mal ohne Fahrradweg.
Landschaftlich bin ich heute überwiegend durch Wald gefahren. Viele Fotos habe ich heute unterwegs nicht gemacht. Aber dafür einen ordentlichen Schnitt gefahren. Gegen 14 Uhr komme ich bereits in Brody an.
Brody und Treffen mit Ivona und Darek
Brody (deutsch Pförten) ist eine Stadt in der östlichen Niederlausitz in der Woiwodschaft Lebus, an der Grenze zu Deutschland. Sie hat ca Tsd. Einwohner (2011). 1635 wurde Pförten sächsisch, wie die übrige Niederlausitz. Seit dieser Zeit wurden die niedersorbische Sprache und Kultur zurückgedrängt. 1740 kaufte Heinrich Graf von Brühl, der wichtigste Minister in Kursachsen, Herrschaft und Stadt Pförten. Er ließ das Schloss ausbauen und vereinigte 1746 die Herrschaft wieder mit Forst. In den folgenden Jahren ließ er das Städtchen zu einer prächtigen barocken Residenz umgestalten und mit drei Stadttoren versehen. Brühl, der für seinen verschwenderischen und prunkvollen Lebensstil bekannt war, empfing seine Gäste und den Kurfürsten gern in Pförten und nicht in der Residenzstadt Dresden. In dem Städtchen siedelten sich Handwerksbetriebe für die Hofhaltung an. Darunter waren eine Buchdruckerei, eine Seidenraffinerie, eine Möbelfabrik und eine große Leinenweberei.
Durch den Siebenjährigen Krieg kam das höfische Leben auf Pförten zum Erliegen, und die darauf ausgerichteten Gewerbebetriebe gingen ein. 1758 beorderte Friedrich II. eine Husarenabteilung nach Pförten und ließ das Schloss des ihm zutiefst verhassten Brühl niederbrennen. 1763 wurde Pförten, wie aller Besitz Brühls, durch den neuen Kurfürsten Friedrich Christian konfisziert. Nach dem Tod des Grafen Brühl und auch des Kurfürsten im selben Jahr erfolgte durch den Administrator Xaver die Rückgabe des Besitzes an die Familie von Brühl.
Die Stadt kam 1815 mit der Niederlausitz zum Königreich Preußen. Offensichtlich erst 1919 bis 1924 wurde das Schloss wieder aufgebaut. Pförten gehörte bis 1945 der Familie Brühl. Nach 1945 kam der Ort zu Polen. Die deutsche Bevölkerung war entweder geflüchtet oder wurde vertrieben. In den nun in Brody umbenannten Ort zogen nun Polen aus Zentral- und dem früheren Ostpolen sowie Ukrainer. Brody besaß seit 1945 keinerlei Stadtrechte mehr, bis es zum 1. Januar 2024 wieder zur Stadt erhoben wurde. Seit 2010 gehört der Schlosspark Brody dem Europäischen Parkverbund Lausitz „Von Graf Brühl bis Fürst Pückler“ an. Seit 2017 gehören fünf weitere Parks dazu.
Heute steht der Brühlsche Palast wieder als Ruine da. 1945 wurde sie von der sowjetischen Armee zerstört. Nach dem Krieg wurde sie in den Jahren 1961–1964 gesichert. Seitdem ist es ungenutzt geblieben. Immerhin ist inzwischen das Dach wieder saniert, so dass ein weiterer Verfall aufgehalten wird. Es sieht auch so aus als wolle man das Schloss wieder restaurieren. Näheres habe ich aber dazu noch nicht herausgefunden. Zwei Nebengebäude sind bereits restauriert und in einem befindet sich das Hotel Palac Brühla. Hier habe ich mich heute einquartiert. Sehr noble Ausstattung, aber keine Klimaanlage, keine Dusche, nur Badewanne, aber trotzdem nett.
Für heute Nachmittag hatten sich auch Darek und seine Frau Ivona angekündigt und so bekam ich auch Besuch, über den ich mich sehr gefreut habe. Hier im Hotel gibt es auch ein schönes Speiserestaurant, was wir dann auch aufsuchten. Danach machten wir noch einen Spaziergang und machten gegenseitig Fotografien. Es war ein schöner Nachmittag. Für mich nach 23 Tagen der letzte Tag in Polen. Morgen fahre ich dann mit dem Rad nach Cottbus und von dort in anderthalb Stunden mit dem Regionalexpress nach Leipzig.
Lieber wolfgang, ich wünsche dir eine schöne letzte Radetappe nach Cottbus und gute Heimreise nach Leipzig .
Liebe Grüße Steffi