Noch mal Frühstück bei Christian. Dann geht es ans zahlen und einpacken. Es war ein sehr instruktiver Aufenthalt hier in Aaron´s Sleep-Well B&B. Christian hat Interesse an Gesprächen und ist auch ein guter Unterhalter. Beim Frühstück steht er dabei und ist immer bereit, noch einen Cappuccino zu machen. Wir verabschieden uns herzlich.

Ich mach einen kleinen Umweg zur unweit entfernt gelegenen Firmenzentrale von Vitra. Auch hier hat sich nämlich Frank Gehry mit einem Anbau zur Firmenzentrale verewigt. Es ist ebenso eindrucksvoll wie surreal. Um es von gestern noch nachzutragen, das Vitra-Museum war das erste Werk von Frank Gehry in Europa. Berühmt geworden ist er auch durch die tanzenden Häuser in Prag und in letzter Zeit vor allem durch das neue Guggenheim-Museum in Bilbao. Aber auch in Deutschland ist er inzwischen mit zahlreichen Gebäuden wie zum Beispiel dem Gehry-Tower in Hannover, dem neuen Zollhof im Düsseldorfer Medienhafen und dem Energie-Forum-Innovation in Bad Oeyenhausen vertreten.

Dann setze ich meine Fahrt rheinaufwärts fort. Die Landschaft verändert sich deutlich. Mit Basel endet die Oberrheinebene und nun beginnt der Hochrhein. Das Rheintal wird enger, die Landschaft hügeliger und zunehmend auch bergiger. Linksrheinisch am Nordufer dringen nun die Ausläufer des Schwarzwaldes bis zum Rhein vor, rechtsrheinisch am Südufer sind es die Ausläufer des Schweizer Jura. Zunächst fahre ich noch durch lediglich von kleineren Auenwaldgebieten unterbrochene Industrielandschaft. Auch auf dieser Seite von Basel dominiert die chemische Industrie. Bei Rheinfelden treffe ich übrigens einen Radwanderer aus Schottland. Er macht fast die gleiche Strecke wie ich und will auch nach Rumänien. Wir verabreden aber nichts weiter, sondern stellen nur in Aussicht, dass man sich dann ja vielleicht öfters begegnen wird. Da er sehr auskunftsfreudig ist, erfahre ich auch bald, dass er dreißig Jahre jünger ist. Nicht unbedingt eine Motivation, um gemeinsame Strecken zu planen. Er fährt mit einem sehr einfachen Fahrrad und scheint auch die Philosophie zu vertreten, je einfacher, umso weniger störungsanfällig ist so ein Gefährt. Wie recht er doch hat wie ich bald erfahren werde.

Ab Rheinfelden ändert sich das und die Landschaft wird freundlicher und die Städte sehr ansehnlich und adrett aus. Dabei sind die meisten Städte hier insofern geteilt, als der Rhein die Grenze ist und es eine deutsche Seite und eine schweizer Seite gibt. Der Grenzverkehr ist zwar völlig unproblematisch. Es gibt zwar noch Zollstellen und Grenzkontrollpunkte aber keiner sitzt dort mehr. Dies Binationalität gilt beispielsweise für Rheinfelden und Laufenburg, um nur die größeren zu nennen. So wechsle auch ich gelegentlich die Seiten und erfreue mich an den hübschen Altstädten zunächst in Rheinfelden und später in Laufenburg. Ab Rheinfelden fahre ich aber vorwiegend das Nordufer entlang, weil hier auch die meisten sehenswerten Orte sind.

Das gilt zunächst für Beuggen mit seinem sehenswerten Schloss, dessen einstige Burganlage dem Deutschen Ritterorden zugehörte. Das Schloss wird heute als Tagungs- und Begegnungsstätte und als Hotel genutzt. Viele der Orte auf dem Nordufer gehörten übrigens bis 1806 zu Österreich und gingen durch den Pressburger Frieden dann nach Baden. Das gilt beispielsweise für Bad Säckingen, eine ehemalige Klostergründung. Das etwas später ebenfalls gegründete adlige Frauenstift wird geistiges und kulturelles Zentrum der Landschaft. Ich schlendere dort ein wenig durch den Schlosspark und mache schließlich in der Altstadt meine Mittagspause. Markantestes Bauwerk in Bad Säckingen ist die Holzbrücke über den Rhein, die die längste holzgedeckte Brücke in Europa sein soll. Schon vor Bad Säckingen aber auch danach führt der Radweg sehr nah am Rhein entlang und ermöglicht einem immer wieder sehr schöne Blicke auf den Fluss.

Eine besondere Perle dieser Gegend ist Laufenburg, dass an einer sehr engen Stelle des Rheins auf beiden Seiten sich die Berge hinaufzieht. Beide Seiten haben wunderschöne Altstadtteile und die Lage dieser Stadt ist ausgesprochen fotogen. Ich halte mich hier einige Zeit auf und pedale durch beide Teile. Auffallend jetzt auch der Osterschmuck auf der Schweizer Seite. So sind insbesondere die Brunnen der Stadt liebevoll geschmückt worden. Danach geht es weiter vorbei am Schweizer Atomkraftwerk bei Leibstadt ziemlich gegenüber von Waldshut, wo ich dann heute in einem kleinen Hotel Quartier genommen habe. Da das Hotel am Rande von Waldshut liegt, mache ich noch zwei Abendspaziergänge von 2,5 Kilometern, um in der ebenfalls sehenswerten Altstadt von Waldshut mein Abendessen einzunehmen und es anschließend auf dem Nachhauseweg gut zu verdauen.

Insgesamt war es heute eine sehr schöne Etappe, weil landschaftlich sehr wechselvoll und zum Teil herrliche Blicke bietend. Das Wetter spielte auch heute wieder gut mit. Es ist zwar merklich kühler als die letzten Tage geworden und morgens war es recht bedeckt. Im Laufe des Tages klarte es aber immer mehr auf und nachmittags konnte ich dann auch die Ärmelhüllen wieder fallen lassen.

Tagesdaten: 65,77 km/5:44:00 Std. Fz/11,47 km/h/322 Hm aufwärts/241 Hm abwärts

Ein Kommentar

  • Lars Baade sagt:

    Wie immer sehr schöne Bilder von einer wirklich sehenswerten Gegend!
    Danke für die kurzweiligen Infos, die sich sehr gut lesen lassen! Kompliment!
    Weiterhin gute Fahrt..

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