Heute wieder Sonne und bis zu 25 Grad. Ich ziehe mich also gleich etwas leichter an und zippe die Ärmel von meiner Jacke. Ich möchte heute ein wenig den Ballungsraum Basel erkunden. Zwei Programmpunkte stehen als Möglichkeit an. Sowohl Christian als auch das Ehepaar, das ich am Samstag am Dreiländereck traf, haben mir dringend das Vitra Design Museum empfohlen und sowohl das Museum als auch die Architektur gepriesen. Es liegt nicht in Basel, sondern in Deutschland, in Weil am Rhein, sozusagen der deutsche Vorort von Basel. Aber heute Abend bin ich doch klüger und freue mich, dass ich den Empfehlungen gefolgt bin. Der Vitra Campus war wirklich ein Erlebnis. Letztlich handelt es sich um ein noch unternehmerisch tätiges Freilichtmuseum moderner Architektur, in dem sich inzwischen fast alle, die in der Architektur Rang und Namen haben, verewigt haben. Um hier näher einzudringen, entschließe ich mich an einer Architekturführung teilzunehmen.

Zunächst, was verbirgt sich hinter dem Begriff Vitra. Die Vitra AG ist ein Schweizer Unternehmen zur Herstellung und zum Handel mit Wohn- und Büromöbeln. Der Sitz ist in Birsfelden, einem Schweizer Vorort von Basel. Aber in Weil am Rhein ist nicht nur ein Museum, sondern die Fabrikations-, Logistik- und Verwaltungsbauten und weitere kulturell genutzte Gebäude des Unternehmens befinden sich ebenfalls hier. Sie befinden sich hier seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Für das, was heute hier im wahrsten Sinne des Wortes zu bestaunen ist, war ein eher tragisches Ereignis der Ausgangspunkt. 1981 vernichtete ein Großbrand fast die gesamten Unternehmensanlagen. Vitra ist ein Familienunternehmen und stand damals nahezu vor dem Bankrott. Durch die Initiative des Sohnes des Firmengründers Willkie Fehlbaum, Rolf Fehlbaum, gelang mit international renommierten Architekten der Wiederaufbau, die Expansion und auch die kulturelle Orientierung. Nicholas Grimshaw aus Großbritannien, der dekonstruktivistische kanadisch-US-amerikanische Stararchitekt Frank Owen Gehry, die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid, der als erster Frau mit dem Pritzker-Architektur-Preis, die bedeutendste Ehrung in der Architektur zu Teil wurde, der japanische Autodidakt Tadao Ando, ebenfalls ein Pritzker-Preisträger, das nicht unumstrittene Baseler Büro Herzog&de Meuron, zuletzt bekannt durch den Bau der Elbphilarmonie und das japanische Architekturbüro Sanaa haben sich hier neben anderen verewigt.

Was ich hier sehr kurz zusammengefasst habe und durch die Fotos vielleicht noch untermalen kann, vermittelte uns mit vielen Anekdoten gespickt eine taiwanesische Führerin in nicht akzentfreiem aber perfektem Deutsch. Ich habe selten eine so engagierte, begeisternde und empathische Führung erlebt wie heute.  Als ich sie fragte, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich auch Bilder von ihrer Führung auf meiner Webseite veröffentlichte, freute sie sich und es kam heraus, dass sie schon 20 Jahre in Deutschland lebt, Literaturwissenschaft und Sprachen studiert habe und neben ihrem Job bei Vitra, den sie auch schon fünf Jahre betreibt, Schriftstellerin sei und schon mehrere Bücher in Taiwan veröffentlicht habe. Ihr Name ist Ou Manling und man kann auch bei Wikipedia über sie lesen. Ihr Buch „Von den Rippen und Freuden – Frauen in der Bibel“, finde ich von der Inhaltsangabe so interessant, dass ich hoffe, dass es vielleicht doch irgendwann ins Deutsche übersetzt wird.

Ich hätte mir sicher noch gerne die Ausstellung „Have you ever met a Robot?“, aber nach zwei Stunden Architekturführung mit einer Fülle von Detailinformationen, hatte ich dann genug für heute. So fiel denn auch der zweite mögliche Programmpunkt ins Wasser, nämlich die Ausstellung im Museum der Kulturen zu den Mumien. Dafür ging ich in Deutschland einkaufen und deckte mich mit Verpflegung für die morgige Etappe ein. Ja, morgen geht es nun weiter den Rhein aufwärts und dem Bodensee entgegen.

Tagesdaten: 25,86 km/2:10:59 Std. Fz/11,84 km/h/86 Hm aufwärts/69 Hm abwärts

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