Ich habe sehr gut geschlafen. Der Blick aus dem Fenster ist zwar grau, aber die Perspektiven sind ganz zufriedenstellend. Die Straße ist wieder getrocknet und es soll heute nicht regnen. Gegen Mittag soll sogar die Wolkendecke auflockern und die Temperaturen bis auf 13° steigen. Meine Motivation weiterzufahren ist auf jeden Fall wieder hergestellt.

Das Frühstück ist heute etwas dürftig, das Baguette ist kleiner als gestern und auch von der Marmelade gibt es ein Portiönchen weniger. Ich lass mir die gute Laune dadurch nicht verdrießen, sondern packe nach dem Frühstück meine Sachen zusammen, begleiche meine Rechnung und fahre zum nahe gelegenen Lidl, um mich erst mal für den Tag einzudecken. Das sind dann ein Baguette, zwei mit Käse überbackene Brötchen, drei Bananen, zwei Äpfel und schließlich noch Wasser mit Zitronenaroma. Zu mindestens das Obst reicht sicher für zwei Tage.

Dann geht es los. Vor mir liegen etwa 80 km, doch mein Komoot hat mir lediglich eine mittelschwere Tour angezeigt. Das hatte ich bisher noch nie. Bisher waren sie immer schwer. Das Höhenprofil spricht aber durchaus dafür, weil es doch heute erheblich weniger und bis auf eine nur sehr moderate Steigungen anzeigt. Und so wird es dann auch. Es ist eine sehr gemütliche Fahrt auf nicht sehr dicht befahrenen aber gut ausgebauten Landstraßen undund so radle ich gemütlich vor mich hin. Schon nach einigen Kilometern muss ich die Grenze nach Burgund überfahren haben. Allerdings ist es keine echte Grenze mehr, weil 2015 die Regionen in Frankreich neu reguliert und vor allem reduziert wurden. Dabei wurden die Franche-Comte und Burgund zur Region Bourgogne-Franche-Comté zusammengelegt. Von der Größe her sind die französischen Regionen mit unserem Bundesländern vergleichbar. Ansonsten sind sie aber überhaupt nicht vergleichbar, weil Frankreich im Gegensatz zu Deutschland kein föderaler, sondern ein zentraler Staat ist. Die Regionen haben also keinerlei souveränen Rechte anders als die Bundesländer in Deutschland.

In Burgund weitet sich dann erst einmal die Landschaft. Die Hügel nehmen ab und es ist nur noch leicht wellig. Insgesamt ist die Landschaft geprägt durch doch recht ausgedehnte Wälder, Getreidefelder mit inzwischen auch leuchtend gelben Rapsfeldern und Weidewirtschaft. Seit dem ich in Frankreich bin habe ich schon unheimlich viele Kühe und Schafe kennengelernt. Die Ortschaften bleiben dörflich, lediglich in Marcilly-sur-Tilly fahre ich durch einen Ort, der einen kleinstädtischen Charakter hat und sogar zwei Supermärkte aufweist, einer davon ALDI.

Einige Zeit fahre ich an dem Fluss La Tille entlang, bevor es dann bei Til-Chatel in das Tal des L-Ignon geht, den ich sicher fast 40 km bis Lamargelle entlang fahre. Danach kommt noch einmal eine Steigung von 5-7 % und etwa 100 m über einen Höhenrücken, bis ich an mein heutiges Ziel, das Dorf Chanceaux, gelange. Hier hatte ich mir per Mail ein Gästezimmer reserviert.

Ich werde von einem etwa 80-jährigen Herren in Empfang genommen, der nur französisch beherrscht und wir uns daher mit Händen und Füßen verständigen müssen. Aber es geht. Mir wurde auf meine Anfrage schon bestätigt, dass ich sowohl Abendessen also frühstücken bekommen kann. Eine solche Anfrage sollte man hier und er Region bei Gästezimmern immer stellen, denn man kann in der Regel davon ausgehen, dass es in den Dörfern wieder Geschäfte noch Restaurationsbetriebe gibt. So ist es auch hier in Chanceaux. Der Vermieter hatte Mir mitgeteilt das Abendessen und Frühstück kein Problem sei, er aber den Abend außer Haus verbringen müsse. Nun war ich doch gespannt was mich erwartet. Die Antwort war ganz einfach, ich musst mir mein Abendessen selber machen. Dazu gab es Butter, eine große und ausreichend kräftige Scheibe Hinterschinken, eine Tomate, Butter, Radieschen, ein Baguette und zwei kleine Flaschen Bier. Nachdem ich kurz in die Küche eingewiesen wurde, bestätigte ich, dass ich mich zurecht finden würde. So war’s dann auch und ich machte mir ein relativ wohlschmeckende Eieromlette mit Schinken und Tomaten, verzehrte dazu das Baguette und trank die zwei Flaschen Bier. Das Zimmer ist in Ordnung und für einen Preis von 40 €, ich hoffe ich habe diesmal nichts missverstanden, finde ich diese Unterkunft auch sehr akzeptabel.

Tagesdaten: 82,88 Km; 06:28:28 Std.Fz.; 12,80 Km/h; 781 Hm

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