Zum Frühstück gab es sehr gute Körnerbrötchen und Marmelade sowie Kaffee oder besser gesagt Cappuccino, den Christian zubereitete. Der Verzicht auf Wurst und Käse war für mich zwar ungewohnt, aber alles andere hätte es nur gegen einen entsprechenden Aufpreis gegeben. Dafür bekam ich aber von Christian meine Wäsche gewaschen und nach anderthalb Stunden getrocknet zurück. Es waren noch zwei andere Gäste da, ein Ehepaar aus Genf, die aber primär französisch sprachen. Der Mann sprach allerdings auch sehr gut deutsch. Wir parlierten ein wenig über die politischen Situationen.

Ich machte mich dann gegen Mittag auf den Weg zu einem Stadtrundgang durch die Altstadt. Ich wollte mir einen Eindruck von der Stadt verschaffen und zumindest die Hauptsehenswürdigkeiten anschauen. Ich fuhr also mit der Straßenbahn Richtung Zentrum und erschloss dann zu Fuß den Innenstadtbereich. Zunächst schaute ich mir das Basler Münster an. Von außen eher unscheinbar, wahrscheinlich wegen der schlanken und nicht allzu himmelwärts strebenden Türme, wenn man sich jedoch etwas näher damit beschäftigt, wird es ein beeindruckender Kirchenbau. Die Türme sind zum einen dem Heiligen Georg und zum anderen dem heiligen Martin geweiht. Die beiden Heiligen sind neben dem Hauptportal auf hohen Pilastern unterhalb der  jeweiligen Türme durch entsprechende Reiterstandbilder, inzwischen sind es Kopien, dargestellt. Die Stifterfiguren Heinrichs II. und seiner Frau der Kaiserin Kunigunde, die mir ja schon in Bamberg begegnet sind, befinden sich links vom Hauptportal. Der sehr jugendlich und bartlos dargestellte Heinrich II. trägt ein Kirchenmodell auf dem Arm, das ihn als Stifter ausweist.

Besonders hervorhebenswert ist noch die Galluspforte an der Nordfassade des Querschiffs aus den Jahren 1150/1170, die als das bedeutendste romanische Skulpturenwerk der Schweiz und als das älteste romanische Figurenportal im deutschsprachigen Raum. Das Basler Münster war auch eines der Opfer der im Rahmen der Reformation vorkommenden Bilderstürme. So lehnte der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli die Verehrung Gottes in Gestalt von Bildern als Götzendienst ab. Im Jahre 1529 stürmten bewaffnete Männer das Münster und zerstörten Kruzifixe, Marienbilder und Heiligendarstellungen. So hat das Münster denn auch heute ein sparsames Inneres, kann aber trotzdem auch in dieser Schlichtheit beeindrucken. Marienbilder und Heiuligendarstellkungen finden sich aber nicht wieder. Hervorhebenswert aus dem Inneren sind die Kirchenfenster, der Epitaph des Erasmus von Rotterdam, der hier auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Auch der Sarkophag der Königin Anna von Habsburg, der Frau von Rudolf von Habsburg, und ihres Sohnes Karl befinden sich hier.

Gerne möchte ich auch noch auf einen der Türme steigen. Aber leider lässt man nur zu zweit hochsteigen, weil sich offensichtlich schon einige heruntergestürzt haben und man mir meinen Lebenswillen offensichtlich nicht abnimmt. Ich bekomme aber den Tipp zur Elisabethenkirche zu gehen. Dort könne man den Turm ohne Einschränkung besteigen. Nach dem Besuch der Kirche wandle ich noch durch die Kreuzgänge der angegliederten Pfalz. Die Wände werden hier von zahlreichen Grabplatten bedeckt. Danach schlendere ich über den Münsterplatz und am Museum der Kulturen vorbei. Hier gibt es gerade eine angeblich sehenswerte Ausstellung über Mumien. Der Eintrittspreis von 17 CHF schreckt mich dann doch mehr ab als die Angst vor Mumien. Vielleicht gewöhne ich mich aber noch bis morgen dran, weil es ja nichts Ungewöhnliches ist, dass man für besondere Ausstellungen auch besondere Eintrittspreise verlangt. Weiter geht es durch die Stadt. Ziele sind der Markt mit dem Rathaus, das zwar schon sehr alt ist aber in den Jahren 1898 bis 1904 im Stile der Neugotik und der Neorenaissance völlig neugestaltet wurde. Dann geht es noch zur Baseler Universität und zum Spalentor, einem der beiden übrig gebliebenen Stadttore der früheren Befestigungsanlagen. Schließlich besuche ich noch die neogotische Elisabethenkirche und steige dort zum Turm auf, um mir so einen allumfassenden Überblick über die Stadt zu verschaffen. Und es ist wirklich ein phantastischer Blick bei diesem Wetter auf die Stadt und die nähere Umgebung. Nur der Aufstieg ist etwas beschwerlich, weil sehr eng und wehe es kommt jemand entgegen.

Dazwischen gestatte ich mir einen Cheeseburger und eine Cola light, weil das Marmeladenfrühstück trotz der Körnersemmeln nicht so lange vorhält. Im Laufe meiner Wanderung durch Basel habe ich mir nun eine Strategie für meine Ernährung in den nächsten Tagen in der Schweiz zugelegt, um das Budget nicht allzu sehr zu strapazieren. Ich werde mich in den nächsten Tagen mehr oder weniger auf Imbissverpflegung einstellen, weil man die etwa zu dem Preis wie ein Abendessen in einer Gaststätte in Deutschland bekommt. Bier und Rotwein werden für die Zeit in der Schweiz eben nur noch im Supermarkt gekauft. Auch da sind die Preise zum Teil beeindruckend. Interessant sind übrigens die Reaktionen der Baseler selbst, wenn man sie auf das Preisgefüge anspreche. Sie lächeln sehr verständnisvoll und sagen, dass sie auch viel lieber in Deutschland einkaufen und essen gehen. In Weil am Rhein und in Lörrach müssen der Lebensmittelhandel und die Gastronomie eigentlich boomen. Und im Übrigen: In Zürich und Genf sei es noch viel schlimmer.

Nach einer Ruhepause in meinem Quartier mache ich noch einen Abendspaziergang an den Rhein, wo ich vom rechten Rheinufer aus die untergehende Sonne und die in der Abendsonne beschienene Altstadt bestaune. Ich habe übrigens beschlossen, morgen noch einen Tag in Basel zu bleiben. Ich möchte auch mit dem Fahrrad die Gesamtagglomeration mal erkunden.

Auch Basel wirkt übrigens erheblich weltstädtischer und größer als seine 175 Tsd. Einwohner es vermuten lassen. Basel liegt geografisch in einer Senke, die der Rhein geschaffen hat und die von drei Gebirgszügen, den Vogesen im Westen, dem Schwarzwald im Osten und der Jura im Süden umgeben ist. Die Stadt gliedert sich in Großbasel auf dem linken und Kleinbasel auf dem rechten Rheinufer. Das Zentrum sind die Altstadt um den Marktplatz herum und das Münster auf den über den Rhein emporragenden Münsterhügel. Basel ist ein Zentrum der Pharmaindustrie. Basel beherbergt 40 Museen und 1460 wurde hier die erste Schweizer Universität gegründet. Basel hat also einiges zu bieten, was man unmöglich in zwei Tagen erschließen kann. Es bleiben lediglich erste Eindrücke.

Tagesdaten:  12 km Stadtbesichtigung

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