2024-05-29+30: Berlin-Besuch des Stadtschlosses und Humboldt-Forums

Gestern und heute kein Stadtrundgang, sondern im Mittelpunkt meines Besuchs in Berlin stehen das wiedererrichtete Berliner Stadtschloss und das Jüdische Museum. Gestern und heute waren erst einmal das Berliner Stadtschloss an der Reihe.

Besuch im Berliner Stadtschloss-Humboldt-Forum

Das Berliner Schloss ist die Rekonstruktion der Hauptresidenz der Kurfürsten von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern, die 1701 zu preußischen Königen und 1871 zu deutschen Kaisern aufstiegen. Das auf dem Schloßplatz in der Historischen Mitte von Berlin 1443 begonnene historische Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1950 gesprengt. Von 2013 bis 2020 wurde es mit Hilfe von Spenden in äußeren Formen neu errichtet und dient nun dem Humboldt Forum als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.

Das Schloss wurde im Auftrag Friedrichs I. unter der Leitung von Andreas Schlüter in den Jahren 1698–1713 umgebaut und galt als ein Hauptwerk des norddeutschen Barocks. Es war ein zentrales und eines der größten Bauwerke Berlins. Als Fluchtpunkt mehrerer Blick- und Straßenachsen prägte es mit seinen Fassaden, seinen Ausmaßen und seiner im 19. Jahrhundert hinzugefügten, 70 Meter hohen Kuppel seit je her das Stadtbild. Nach der Ausrufung der Republik im Jahr 1918 wurde das Schloss als Sitz von Behörden, Kunst- und Wissenschaftseinrichtungen wie der Alexander-von-Humboldt-Stiftung genutzt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 teilweise ausgebrannt, wurde es in der DDR 1950–1951 trotz internationaler Proteste gesprengt, um eine Fläche für einen Aufmarschplatz zu gewinnen, der später durch den Palast der Republik an der Spreeseite bebaut wurde.

Die Architektur des Berliner Schlosses

Nach dem privaten Engagement des Fördervereins Berliner Schloss um den Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien und auf einen Beschluss des Deutschen Bundestags erfolgte von 2013 bis 2020 nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella der Wiederaufbau des Berliner Schlosses in seinen ursprünglichen Maßen in Form einer Rekonstruktion der barocken Fassaden, der Kuppel, der wesentlichen Teile des Schlüterhofs und von Teilen des Eosanderhofs, wobei an die Stelle der Bauten an der Spreeseite aus dem Spätmittelalter und der Renaissance ein Kubus in moderner Architektur trat. Die rekonstruierten Elemente wurden vollständig durch private Spenden finanziert.

Das wiederaufgebaute Schloss ist Sitz des Humboldt-Forums. Dieses präsentiert Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, des Stadtmuseums Berlin und der Humboldt-Universität und soll zugleich als lebendige Begegnungsstätte von Menschen und Weltkulturen dienen. Damit knüpft das Humboldt Forum auch an die Geschichte des Schlosses als Kultur- und Wissenschaftszentrum nach der Revolution von 1918 an. In der Weimarer Republik war das Schloss das meistbesuchte Museum Berlins. Das Innere des wiedererrichteten Schlosses ist moderne Innenarchitektur und ausgerichtet an den Bedürfnissen eines modernen Museums.

Die Sonderausstellung „Hin und Weg – Der Palast der Republik ist Gegenwart“

Natürlich war der Abriss des Palastes der Republik und der Wiederaufbau des von den Machthabern der DDR gesprengten Berliner Stadtschlosses ein großes Diskussionsthema in Berlin und ist es in gewissen Kreisen vermutlich noch immer. Freilich fragt sich auch, ob es tatsächlich für die ehemaligen DDR-Bürger ein so großes Thema ist, gab und gibt es auch heute noch viele, die die permanente Bevorzugung Berlins in der DDR zumindest hinter vorgehaltener Hand kritisierten und beklagten. Gut ist es jedenfalls, dass sich das Humboldt-Forum dieses Themas angenommen hat und dazu eine Sonderausstellung im Erdgeschoss seit dem 17. Mai eröffnet hat. Die Ausstellung soll noch bis zum 16. Februar 2025 geöffnet bleiben. In dem Einladungsflyer heißt es dazu:

„Geliebt und verhasst, viel besucht und oft gemieden: Wo heute das Humboldt-Forum steht, stand einst der Palast der Republik. Mit einem Jahresschwerpunkt reflektiert das Humboldt Forum die Bedeutung dieses Ortes, die gesellschaftlichen Veränderungen seit Ende des Kalten Krieges und damit auch die eigene Existenz. Das Programm thematisiert Erfahrungen von Unterdrückung und Befreiung, Veränderung und Verlust“ und fragt schließlich: „Was verbinden Sie mit dem Palast der Republik?“

Die Ausstellungen des Humboldt-Forums

Im ersten Obergeschoss befinden sich das Humboldt-Labor der Humboldt-Universität zu Berlin und die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums Berlin Berlin Global. Mit dem Humboldt Labor präsentiert die Humboldt-Universität zu Berlin im 1. Obergeschoß des Humboldt Forums einen lebendigen Ort des Wissens und der Wissenschaften. In dem interdisziplinären Ausstellungsraum bekommt das Publikum Einblicke in die Vielfalt und Relevanz von Wissenschaft. Damit entsteht die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Such- und Erkenntnisprozesse aus nächster Nähe zu erleben. Die Besichtigung diese Geschosses erspare ich mir aber.

Im zweiten Obergeschoss befindet sich das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Abteilung Amerika besteht aus den Räumen First Nations der NordwestküsteAm HumboldtstromSprache, Schrift, KalenderSchaumagazin AmerikaMesoamerika sowie Sammlungen aus Südamerika; die Abteilung Afrika aus den Räumen Das Königreich BeninBenin-Bronzen in BerlinSchaumagazin Afrika sowie Koloniales Kamerun; die Abteilung Ozeanien aus Mensch und MeerSammlungen aus OzeanienRituale und GlaubenBauwerke aus Ozeanien sowie Klänge der Welt.

Im dritten Obergeschoss befindet sich die Abteilung Asien des Ethnologischen Museums sowie das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Abteilung Asien des Ethnologischen Museums besteht aus den Räumen Kunsthandwerk in ZentralasienOrient und OkzidentDas asiatische Theater sowie Aspekte des Islam. Das Museum für Asiatische Kunst besteht aus den Räumen Religiöse Kunst SüdostasiensReligiöse Kunst Südasiens, Buddhismus, JainismusNördliche Seidenstraße, HimalayaReligiöse Kunst Südasiens, Hinduismus, Höfische KunstNördliche SeidenstraßeKunst aus Japan, Teehaus, Sakrale Kunst OstasiensKunst aus China und Korea, Studiensammlungen sowie China und Europa.

Hier befindet sich zur Zeit auch eine Sonderausstellung die sich mit dem Thema „Kunst als Beute“ befasst, was eine neue Sichtweise der ausgestellten Werke erläutert. Dabei beleuchtet die Ausstellung an Hand von 10 Fallstudien das Thema Raubkunst aus drei Epochen – der Kolonialzeit, den napoleonischen Eroberungen und der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei hinterfragt die Ausstellung in welchen Kontexten wurden diese Objekte geraubt und wie gehen Museen heute mit der Beutekunst um? Diese Frage und entsprechende Betrachtung zieht sich auch durch die gesamten ethnologischen Ausstellungen auf den beiden Etagen. Wer allein diese zwei Stockwerke intensiver anschauen will, braucht sicher mehrere Tage. Der Eintritt in diese Ausstellungen ist übrigens frei. Hier einige Impressionen der Ausstellungen, deren nähere Kommentierung ich mir aber erspare, weil das auch mehrere Tage in Anspruch nehmen würde.

 

Blick von der Dachterrasse des Berliner Stadtschlosses

Für 2,50 € kann man auch mit dem Aufzug hinauf zum Dachgeschoss fahren. Im Dachgeschoss befindet sich die Dachterrasse mit einem recht hochpreisigen Restaurant. In 30 Metern Höhe bietet sie Ausblicke auf den Berliner Dom und die Museumsinsel im Norden, das Rote Rathaus und den Fernsehturm im Osten, den Neuen Marstall und das Staatsratsgebäude im Süden sowie die Prachtstraße Unter den Linden und das Brandenburger Tor im Westen. Etwas eingeschränkt ist die Sicht allerdings dadurch, dass die Dachterrasse nicht direkt ans Dachende reicht, sondern etwas zurückgesetzt ist. So wird der freie Blick durch den vorgelagerten Dachrand beeinträchtigt. Der Blick von der Galerie des Domes vorgestern war auf jeden Fall eindrucksvoller.

 

Jüdische Spuren in Berlin

Die Neue Synagoge

Nach dem ausführlichen Besuch des Stadtschlosses – Humboldt Forum fahre ich noch zur Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße. Die Fahrt dorthin war etwas zeitintensiv, weil trotz der guten U- und S-Bahnverbindungen in Berlin, sehr oft etwas dazwischen kommt, was Fahrten verzögert. Die neue Synagoge ist ein Gebäude von herausragender Bedeutung für die Geschichte der Juden in Berlin und ein Baudenkmal. Sie wurde 1866 eingeweiht. Die Architekten waren Eduard Knoblauch und Friedrich August Stüler.

Der noch vorhandene Teil des Bauwerks wurde nach Restaurierungen 1995 wiedereröffnet, jedoch nicht wieder eingeweiht. So wurde auch auf den Wiederaufbau des Gebetssaales verzichtet. Das gegenwärtig auch als Centrum Judaicum bekannte Gebäudeensemble wird als Kulturzentrum genutzt. Über den Portalen wird man mit dem biblischen Zitat begrüßt „Tuet auf die Pforten, dass einziehe das gerechte Volk, das bewahret die Treue.“ Unten wird man dann von drei Polizisten begrüßt, die einem den weiteren Weg weisen. Drinnen muss man nun wie beim Flughafen seine ganzen Dinge in einen Plastikkasten legen, der dann durch eine Durchleuchtungsanlage geht. Man selbst muss ebenfalls durch eine Sicherheitsschleuse. Fotografieren ist im ganzen Haus verboten. Man sagt aus Urheberschutz- und Sicherheitsgründen. Ganz verstanden habe ich das zwar nicht, aber verständlich ist es vielleicht schon. Wir sind schon wieder weit gekommen, dass ein solches Bauwerk des Polizeischutzes und auch noch weiterer Sicherungsmaßnahmen bedarf.

Die Ausstellungen gehen intensiver auf die Geschichte des Hauses ein und dokumentieren auch das Schicksal einiger Juden der Gemeinde. Das hier näher zu berichten, würde allerdings den Rahmen meines Berichts doch sprengen. Deshalb belasse ich es dabei. Morgen will ich noch einige Synagogen aufsuchen und schauen, ob ich dort in eine auch hineinkomme. Ich vermute es aber eher nicht. Dann will ich meinen Belinbesuch mit einem Besuch des Jüdischen Museum abschließen.

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