Nun ist der Himmel am Morgen zum ersten Mal wieder seit fast einer Woche wolkenverhangen. Aber es ist keine sonderlich dichte Wolkenschicht. Gegen 11 Uhr bricht dann die Sonne durch und es wird noch einmal ein herrlicher sonniger Tag. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen wieder aufs Fahrrad und mache zunächst eine Stadtrundfahrt durch Montbéliard. Um es vorweg zu nehmen, Montbéliard hat nicht sonderlich viel zu bieten. Die Stadt ist hübsch aber keine Reise wert. Das Schloss der Fürsten von Württemberg ist nichts Besonderes. Man sieht allerdings, dass es eher ein deutsches denn ein französisches Schloss ist. Bauten die Franzosen ihre Schlösser doch schon früh sehr filigran, war es in Deutschland doch eher noch recht derb. Ansonsten sind sicher der Temple Saint-Martin als erste lutherische Kirche in Frankreich aus dem frühen 17. Jhd. und das Hotel de Ville aus dem späten 18. Jhd. erwähnenswert. Schließlich sei auch noch auf das „Lion de Peugeot“ verwiesen, dass sich direkt gegenüber dem Bahnhof befindet. Es ist ein 1909 im neoklassizistischen und neogotischen Stil errichtetes Geschäftshaus. Im dritten Stock sind die Worte „Lion“ und „Peugeot“ angebracht und darunter befindet sich ein Relief, das einen Löwen darstellt, das bis heute bekannte Markenzeichen der Firma Peugeot.
Neben zahlreichen Sprossen des Hauses Württemberg kam auch noch George Cuvier (1769-1832), der Naturforscher und Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie sowie der vergleichenden Anatomie zur Welt. Aber das wars dann auch schon. Eingebettet ist diese kleine Stadt nun allerdings in den großen Konzern Peugeot, der mit seinen Zulieferungsbetrieben die ganze Stadt umgibt und insofern dominiert. Dagegen wirkt der darin liegende kleine Zwerg Mömpelgart eher etwas verloren.
Im übrigen ist die Tour heute an sich nicht besonderes. Sie führt entlang des Rhein-Rhone-Knals meist schnurgerade und größtenteils bergab. Erwähnenswert ist eigentlich nur der Blick auf die immer näher rückenden Vogesen zwischen Valdieu und Woltersdorf, die den Rhone-Rhein-Kanal wieder um ca. 60 Meter herunterführt. Auffallend der Übergang ins Elsaß, wo plötzlich wieder deutsche Ortsnamen vorherrschen. Es heißt jetzt nicht mehr Montreaux oder Valdieu, sondern Woltersdorf, Hagenbach und Zillisheim. Ich komme schnell voran un bin bereits um kurz vor 15 Uhr in Mulhouse, wo ich das B&B Hotel beziehe, dass sehr zentrumsnah liegt. Ich freue mich, dass es in nur etwa 300 Metern Entfernung einen guten Waschsalon gibt. Einen sehr guten sogar. In einer dreiviertel Stunde hatte ich die Wäsche gewaschen und sogar getrocknet. Ich habe sogar den Eindruck sie ist sauber. Das habe ich so bisher in einem Waschsalon noch nicht erlebt.
Symbolisch hat das Ziel Mulhouse für mich eine besondere Bedeutung. Ich habe die Tour zwar vom Atlantik bis Basel genannt, aber ich hatte eigentlich nicht vor nach Basel zu fahren, sondern wollte nur den Anschluss zu meiner Eurovelo 6 Tour im Frühjahr dieses Jahrs herstellen. Und im Frühjahr bin ich schon einmal hier ganz nah vorbeigefahren und vom Rhein-Radweg auf den Eurovelo 6 gekommen. Diese etwa 6 bis 10 Kilometer werde ich morgen noch mal ohne Gepäck fahren, um die Lücke dann endgültig zu schließen.
Am Sonntag fahre ich dann hoch in die Vogesen und möchte noch die Tour von der Moselquelle bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Koblenz fahren. Dafür habe ich noch weitere 10 Tage vorgesehen. Es geht also noch weiter, zumal das Wetter zwar nicht mehr ganz so sonnig und warm wird wie in der letzten Woche, aber dennoch erträglich werden soll. Natürlich werde ich auch über diese Tour berichten.
Am Abend mache ich noch einen ersten Rundgang durch die Altstadt von Mulhouse und strande schließlich in einem Restaurant neben dem alten Hotel de Ville, wo man noch draußen sitzen kann und dem Treiben auf dem Platz vor dem Temple Saint-Étienne zuschauen kann.
Tagesdaten: 65,53 Km; 4:36:03 Std. Fz; 14,24 Km/h; 103 Hm