Der sechste schöne Tag hintereinander. Was will man als Radwanderer mehr? Und die Perspektiven sehen weiter ganz ordentlich aus. An das Frühstück bei ibis habe ich mich gewöhnt und finde es auch zunehmend akzeptabel. Immerhin bekommt man neben Marmelade auch noch Käse und Frischkäse. Die Zimmer sind einfach und funktional und, was für mich natürlich besonders wichtig ist, auf das Wlan kann man sich bei ibis verlassen.

Ich breche schon kurz vor 9 Uhr und damit relativ früh auf und mache noch eine kleine Stadtrundfahrt in Besançon durch die Altstadt. Dies wird der Stadt natürlich nicht gerecht. Besançon hat etwa 115 Tsd. Einwohner und ist Verwaltungssitz des Departments Doubs. Besançon ist heute ein Zentrum der Mikrotechnologie und der Uhrenindustrie. Daneben gibt es auch noch Textil- und metallverarbeitende Betriebe. Außerdem werden in einem großen Werk wichtige Komponenten des französischen Hochgeschwindigkeitszuges TGV hergestellt. Ich bin also inzwischen auch im Industriestandort Frankreich angekommen.

Die Altstadt ist geprägt durch sehr viele junge Leute, weil hier die meisten Fakultäten der Universität angesiedelt sind. Besançon wirkt daher auch wie eine sehr junge Stadt. Meine Rundfahrt beschränkt sich letztlich auf einen Blick auf die Synagoge, dann geht es einmal durch die Altstadt zur Porte Noir, einem Stadttor aus der Römerzeit und zur Kathedrale, in die ich noch einen Blick werfe. Von außen ist sie in Restauro.

Dann geht es auf Tour und ich lasse es mir auch nicht nehmen, durch den 350 Meter langen Kanaltunnel zu fahren, der den Rhone – Rhein Kanal unter der Zitadelle hindurchführt, damit die Schiffe früher nicht um ganz Besançon herumfahren mussten. Ob sich dieser Aufwand tatsächlich gelohnt hat, um den Weg um etwa 5 Kilometer zu verkürzen kann ich nicht sagen. Es spielt aber auch keine Rolle mehr, denn der Kanal ist nun da. Es ist natürlich ein Erlebnis da hindurch zu fahren.

Ansonsten geht die Tour heute ausschließlich durch das Doubstal. Der Doubs ist der größte Nebenfluss der Saone. Er hat eine Länge von ca. 450 Km, obwohl seine Quelle nur etwa 90 Km von der Mündung in die Saone entfernt liegt. Das liegt an seinem U-förmigen Verlauf. Er ist ein Fluss der im Juragebirge in der Schweiz entspringt und sich auch nicht allzu weit von diesem Gebirge entfernt. So durchfließt er das Gebirge Richtung Nordosten, um am Nordhang des Jura nach Südwesten in Richtung Saone zu fließen. Die Tour führt entweder direkt am Fluss oder an dem mehr oder weniger parallel verlaufenden und sich gelegentlich auch mit dem Doubs vereinigendem Rhone-Rhein-Kanal entlang. Dabei handelt es sich um eine landschaftlich sehr reizvolle Tour. Schon vor Besançon und auch danach verengt sich das Tal des Doubs durch den nördlichen Rand des Jura. Links und rechts des Flusses steigen Berge auf. Die Landwirtschaft ritt zurück, weil kein Raum mehr für sie ist. Die Berghänge sind sehr felsig und weisen Parallelen zum Elbsandsteingebirge auf. Die Gegend ist aber doch stärker besiedelt. So fährt man durch zahlreiche Dörfer und Städtchen wie Baumes-les-Dames,  Clerval, L´Isle-sure-le-Doubs und Colombier-Fontaine. Alle diese Orte weisen kleine und mittlere Industriebetriebe auf. Hinter Clerval weitet sich das Tal und wird daher auch von der Landwirtschaft wieder stärker eingenommen. So weiden wieder vermehrt Rindviecher und Schafe und auch Felder sind wieder vorhanden. Dennoch bleibt die Industrie ein Schwerpunkt.

Insgesamt war die Tour heute keine große Herausforderung, sondern ließ sich sehr schön und auch zügig fahren. Immerhin 70 Kilometer reiner Fahrradweg.  Leider wurde ich immer wieder durch mein Navi verunsichert, dass mit falschen Höhenmetern agiert. So sollten es heute über 700 Höhenmeter werden. Tatsächlich waren es nur 300.

Mein heutiges Ziel ist eine Stadt, die über viele Jahrhunderte Mömpelgard hieß, ein Name der eher an Maultaschen erinnert, denn an eine französische Stadt. Das hat auch seinen guten Grund darin, dass der Ort 400 Jahre zum weltlichen Territorium des Hauses Württemberg gehörte. Erst die Französische Revolution schaffte es, 1793 Mömpelgard nach Frankreich einzuverleiben und dem Ort den doch etwas wohlklingendern Namen Montbéliard zu verleihen. Montbéliard ist heute geprägt durch das größte Werk von Peugeot. In der Gegend sind etwa 34 Tsd. Menschen direkt oder mittelbar bei Peugeot beschäftigt.

Da mein ibis Budget etwas außerhalb von Montbéliard in einem Gewerbegebiet liegt, kann ich mir auch erst morgen die Stadt etwas genauer anschauen. Da ich morgen aber sonst nur etwa 50 bis 60 Kilometer vor mir habe, bleibt hoffentlich ein wenig Zeit, die Stadt etwas genauer anzuschauen. So lasse ich den Abend erst einmal mit einem Steak in einem nahe gelegenen Steakhaus ausklingen.

Tagesdaten: 99,95 Km; 6:52:29 Std. Fz; 14,53 Km/h; 308 Hm

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