Die letzten Stationen der Südroute der Straße der Romanik werde ich nun mit Tagestouren von Leipzig aus absolvieren. Die erste Station ist Altjeßnitz, ein Ortsteil der Stadt Raguhn-Jeßnitz, etwa 45 Kilometer von Leipzig entfernt unweit der Mulde gelegen. Dort steht ein kleines romanisches Dorfkirchlein als Station auf der Straße der Romanik. Natürlich ist die Kirche im Winterhalbjahr grundsätzlich geschlossen. Mein gestriger Anruf bei der für die Kirche zuständigen und als Ansprechpartnerin angegebenen Pfarrerin ist erfolgreich. Sie sagt mir, dass sie ohnehin heute noch etwas in Jeßnitz zu erledigen habe und wenn ich um 14 Uhr bei der Kirche sei, würde sie mich hinein lassen. Die romanische Feldsteinkirche war vermutlich zunächst Teil eines Franziskanerklosters. Bemerkenswert ist sicher eine Wandmalerei in der halbkugelförmigen Wölbung der Apsis, die aus der Entstehungszeit der Kirche um 1200 stammen soll. Leider erkennt man nur noch wenig. Recht sehenswert sind auch ein kleiner spätgotischer Flügelaltar aus dem späten 15. Jahrhundert mit einer Maria im Strahlkenkranz in der Mitte, die auf einer Mondsichel thront sowie eine eichenhölzernes in bäuerlicher Schnitzarbeit entstandenes Taufbecken aus unbestimmter Zeit, das aber nachweislich bereits um 1750 repariert werden musste.

Während ich mich in der kleinen Kirche umschaue, nehmen die Pfarrerin und ich schätze zwei Kirchenvorstandsmitglieder sowie ein Unternehmer ein verschiebbares Gitter an der Tür in Betracht und wohl auch ab, das Besuchern ermöglichen soll einen Blick in die Kirche zu werfen, ohne dass man sie hinein lassen muss und ohne dass man eine Aufsicht abstellen muss. Attraktion in Altjeßnitz ist nämlich nicht die romanische Kirche, sondern ein barocker Irrgarten nur einige Meter von der Kirche entfernt, der aus zwei Meter hohen Hainbuchenhecken gestaltet wurde. Vermutlich führt dies dazu, dass einige Besucher dann  auch einen Blick in das Kirchlein werfen wollen, das ja auch als Station auf der Straße der Romanik ausgewiesen ist, und so hat man aus der Finanznot eine Tugend gemacht und dieses verschiebbare Gitter eingebaut. Architektonisch finde ich es allerdings höchst unpassend und es gibt dem Kirchlein ein gewisses Knastgepräge.

Heute ist wieder ein herrlicher Tag mit Sonne und Temperaturen von 14 Grad. Insofern bin ich nicht traurig, dass ich für dieses Kirchlein eine Tour von fast hundert Kilometern auf mich genommen habe. Über Delitzsch, entlang der Goitzsche und Bitterfeld geht es durch die Muldenauen bis nach Jeßnitz und danach wieder zurück. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Strecke, die ich ohnehin sehr mag.

Tagesdaten: 96,28 Km; 07:01: 32 Std. Fz.; 13,7 Km/h; 209 Hm

 

 

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