Schon wieder ein herrlicher Tag. Nach dem guten Frühstück packe ich meine sieben Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Heute soll es zurück nach Leipzig gehen. Auf dem Weg liegen noch zwei Stationen der Straße der Romanik: Burg Schönburg und Schloss Goseck. Vorher mache ich aber noch einen Abstecher in den Merseburger Dom. Ich will noch mal einige Fotos machen, die mir gestern nicht so gut gelungen sind. Nachdem ich noch einmal etwa eine halbe Stunde im Dom verbracht habe, geht es über den schönen Rathausplatz hinunter an die Saale und weiter entlang dem Fluss nach Schönburg. Auffallend ist hier der Buntsandstein, durch den die Straße hoch nach Schönburg gefräst worden ist. Von der Burg selbst hat man eine sehr schöne Aussicht auf die Saale, zurück auf Naumburg und die Saale abwärts. Die Burg selbst ist eine der typischen spätromanischen Befestigungsanlagen entlang der Saale, die dem Kreis hier sehr treffend den Namen Burgenlandkreis verschafft haben. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Vom 32 Meter hohem Bergfried, auf den man auch hochsteigen kann, hat man noch mal eine schönere Aussicht und eine ehemalige Försterei aus dem 16. Jahrhundert beherbergt heute eine Burgschänke, die aber auch noch geschlossen ist. Die Burg ist eine gut erhaltene Ruine. Allerdings gibt es noch eine kleine Geschichte. So gründete hier Friedrich Nietzsche im jugendlichen Alter von etwa 16 Jahren zusamen mit Freunden eine künstlerisch-literarische Vereinigung mit dem Namen „Germania“, in der hier in der Burgruine vierteljährlich über Literatur, Philosophie, Musik und Sprache diskutiert wurde. Die Vereinigung bestand bis 1863. Nietzsche war in dieser Zeit Schüler in Pforta.
Etwa acht Kilometer muss ich noch fahren, um zum Schloss Goseck zu gelangen. Es liegt auf der anderen Seite der Saale, auf der sich nun auch wieder Höhenzüge erheben. Vor drei Jahren wurde hier eine Fahrradbrücke eröffnet; man muss also nicht mehr in Naumburg oder in Weißenfels die Saale überqueren, um nach Goseck zu gelangen. Der Weg hoch zu Schloss Goseck ist eine wahre Tortur. Etwa 500 Meter muss man 20 Prozent Steigung überwinden. Das geht natürlich nur mit schieben und selbst das ist sehr anstrengend. Oben angekommen stehe ich wieder vor verschlossenen Türen. Allerdings bietet mir die Wirtin der Schänke, die gerade bei den Vorbereitungen für die neue Saison ist, einen Kaffee an, den ich gerne annehme. Auch Schloss Goseck ist eine mittelalterliche Burganlage, in der später von den sächsischen Pfalzgrafen, die hier ihren Stammsitz hatten, auch ein Benediktinerkloster errichtet wurde. Ein Teil der Klosterkirche aus dem 11. Jahrhundert blieb erhalten und wurde auch in den letzten Jahren restauriert. Leider ist auch diese Kirche derzeit unzugänglich, weil nach oder trotz der Renovierung Schwamm aufgetreten ist, von dem man nun die Kirche befreien muss.
Aus dem Geschlecht er sächsischen Pfalzgrafen zu Goseck stammte übrigens auch Friedrich III. von Goseck, der 1085 gerade 20jährig angeblich durch Anstiftung von Ludwig dem Springer ermordet wurde, um dessen Frau, Adelheid von Stade, mit der er wohl bereits ein Verhältnis hatte, zu ehelichen. Zumindest war dies die Version seines Sohnes, der erst nach dem Tod seines Vaters zur Welt kam. Ludwig der Springer kam wegen dieses Vorwurfs in Haft auf Burg Giebichenstein bei Halle. Als ihm die Hinrichtung drohte, soll er vom Burgturm in die darunter fließende Saale gesprungen sein, wo ein Diener mit einem Boot auf ihn wartete. Dieses Ereignis soll ihm auch den Beinamen „der Springer“ eingebracht haben. Was hiervon Dichtung und Wahrheit ist, ist wohl bis heute unklar.
Nach einer längeren Rast auf der Goseck geht es dann zurück in Richtung Leipzig. Bis kurz nach Weißenfels geht es weiter die Saale entlang. Danach geht es über Röcken und Lützen nach Leipzig. In Röcken mache ich wie immer Station bei Friedrich Nietzsche, der hier im Pfarrhaus geboren wurde und auch begraben liegt. Vor der Kirche steht eine moderne weiß übermalte bronzene Skulpturengruppe die Nietzsche einmal mit seiner Mutter und zeimal allein zeigt und die sein Grab umstehen. Die Szene entspricht wohl einmal einem Foto mit seiner Mutter und einmal einem Traumbild, über das er brieflich einem Freund berichtete, „… in diesem Herbst war ich so gering bekleidet als möglich, zweimal auf meinem Begräbnis zugegen“.
Zurück geht es jetzt erst einmal 15 Kilometer auf einem sehr gut ausgebauten Fahrradweg auf einer alten Bahntrasse bis Leipzig. Dann geht es noch etwa 12 Kilometer durch Leipzig, bis ich wieder zu Hause angekommen bin.
Tagesdaten: 66,85 Km; 05:09:50 Std. Fz.; 12,94 Km/h; 252 Hm