Mein Frühstück steht zwar exakt so wie ich vorbestellt habe auf dem Tisch als ich um 7:30 Uhr in das Restaurant komme. Aber da ich an Butter nicht gedacht habe, gibt es auch keine Butter und abgerechnet wird hinterher und da kommt dann die für bulgarische Verhältnisse stolze Summe von 11,50 Lew, was etwa 5,75 € entspricht. Als ich darauf hinweise, dass bei booking.com das Frühstück mit 2 € angegeben sei, zuckt der Mann, der so früh anwesend sein muss, die Schultern und sagt, er würde es seinem Chef sagen. Diskussion also zwecklos. Ich vermute allerdings, dass er der Chef ist und das die „Rache“ fürs frühe Aufstehen war. Weil ich mich ungerne übers Ohr hauen lasse, zahle ich zähneknirschend und mache mich von dannen.

Da es übrigens ab Nikopol keine Beschilderung des Donauradweges mehr gibt, gibt es auch auf den Karten und den GPX-Tracks mehrere unterschiedliche Angebote für die heutige Etappe. Oft versucht man einen von den Nationalstraßen auf Nebenstraßen zu bringen, was sicher ehrenwert aber nicht ohne Tücken ist. So wird von bikeline und auch von der anderen Karte, die ich verwende, ein Weg entlang der Donau durch urige Landschaft und ursprüngliche Dörfer vorgeschlagen. Bikeline beschreibt den Weg allerdings so, dass man schon etwas tollkühn sein müsste, wenn man hier tatsächlich entlangfährt. So mag zwar eine alte römische Straße im Originalzustand sicher historisch prickelnd und ein Highlight sein, für den Radfahrer ist sie aber eher eine Tortur, was auch die Karten nicht verschweigen, in dem sie es als schwierige Wegstrecke markieren. So entschließe ich mich erst einmal auf der N21 zu bleiben.

Als ich aus Tutrakan hinausfahre wundere ich mich erst einmal, dass überhaupt keine Hügel mehr da sind, die mich gestern zum Abschluss meiner Tour doch noch heftig gestresst haben. Aber ich bin ja oben geblieben und nun wird mir klar, dass ich auf einem Hochplateau bin und darauf erst einmal wie auf einer weiten Ebene fahren kann. Es ist übrigens ein herrlicher Tag. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad. Der Wind hat Gott sei Dank auch nachgelassen und kommt eher von hinten als wie gestern frontal von vorne. Mit den Hochplateaus ist es allerdings so eine Sache. Irgendwann geht es halt wieder runter und wenn der Grund dafür irgendwelche Taleinschnitte durch Flüsse und Bäche sind, geht es unweigerlich auf der anderen Seite wieder hoch. Und so habe ich es heute wieder mit einem Auf und Ab zu tun und komme auf reichlich Höhenmeter.

In Srebarna mache ich Mittagspause und gönne mir einen Imbiss mit einem Omelett, einem Fladenbrot und einem Früchtetee. Ich bin bewusst hier von der N 21 abgefahren, weil hier ein Biosphärenreservat liegt, das auch von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet ist. Das Biosphärenreservat besteht im Wesentlichen aus dem Srebarna-See, der in den Flussniederungen etwa einen Kilometer südlich der Donau liegt und von einem breiten Gürtel von Schilfrohr umgeben ist. Das Biosphärenreservat liegt angeblich am östlichen Migrationsweg für Zugvögel. Damit haben diese Migranten übrigens wenigstens das Glück, kein Asyl beantragen zu müssen. Flügge müsste man sein! Hier sollen 233 verschiedene Vogelarten vertreten sein und 99 vor Ort brüten. Wie das immer so ist, habe ich höchsten fünf Vögel überhaupt gesehen. Aber ein Highlight ist mir gelungen, ich habe ein ganz passables Foto hinbekommen über die wohl interessanteste hier vertretene Vogelart. Die Krauskopfpelikane, von denen 10 Prozent des Weltbestandes hier zu finden sein soll. Davon habe ich sicher schon eine ganze Menge auf mein Foto gebannt. Eigentlich wollte ich das Gebiet insgesamt umradeln, weil das auf einer Karte auch so vorgeschlagen wird. Nach der Hälfte musste ich allerdings wieder umkehren, weil ich sonst mit samt meinem Fahrrad im Sumpf versunken wäre. Das ärgert mich zwar kräftig und ich frage mich schon, warum die Infrastruktur des Weges angesichts der überall ausgewiesenen Unterstützung mit EU-Mitteln nicht besser ist. Aber es hilft nun auch nichts, ich musste wieder zurück.

Bis Silistra sind es dann nur noch etwa 15 Kilometer. Mein heutiges Domizil liegt im Industrie- und Gewerbegebiet am Rande der Stadt. Es ist ein modernes Hotel mit einem hübschen Design und ausgesprochen gutem Preis und, es ist zwar mein letztes Domizil in Bulgarien aber mein erstes mit Duschkabine! Das nutze ich natürlich gleich aus und besonders nimmt mich auch ein, dass es einen Wäscheservice gibt, den ich für einen angemessenen Preis in Anspruch nehme, da es mal wieder nötig ist. So bin ich letztlich und insgesamt mit Bulgarien doch versöhnt, möchte sogar nächstes Jahr wiederkommen und den Iron Curtain Trail dann im Süden Bulgariens entlangfahren, wo es ja nach Meinung von Denis noch schöner ist. Nun lasse ich den Abend ausklingen und bin gespannt, was mich morgen in Rumänien erwartet.

Tagesdaten: 75,78 km; 6:30:45 Std. Fz; 11,63 km/h; 647 Hm

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