Nach einem sehr guten Frühstück im Wild Brown Bear ging es los. Auch das Wetter ist passabel. Es bleibt zwar den ganzen Tag bedeckt, aber es bleibt auch trocken und die Temperaturen fallen auch nicht soweit, wie es vorausgesagt wurde. Ich denke 17 bis 18 Grad sind es schon. Auf jeden Fall kann ich auf meinen Anorak verzichten und trage nur die Weste über dem Shirt. Bis zu meinem heutigen Ziel, der Stadt Kuhmo, waren es nur ca. 60 Kilometer. Die Fahrt war wieder sehr unspektakulär, so dass es Neues nicht zu berichten gibt. Immer mehr wird der Weg das Ziel! Vielleicht einzige Veränderung, die Lupinen blühen hier in Massen. Das hatte ich weiter nördlich nicht gesehen. Ansonsten inzwischen „the same procidure than every day“.

Was mich auf den finnischen Straßen übrigens immer wieder stört, ist, dass es keine Rastplätze mit entsprechender Infrastruktur gibt. Es gibt zwar Parkplätze, aber außer Platz ist da nichts. Keine Tische, keine Bänke, keinen Abfalleimer und keine WCs. So musste ich mir gelegentlich meine Mittagsstullen schon auf meinem Sattel schmieren. Nun sollen ja die brooks-Ledersattel gelegentlich eingefettet werden, allerdings vielleicht nicht gerade mit Margarine und Salami. Nun, inzwischen habe ich mich darauf eingestellt und bin dazu übergegangen, mir morgens meine Stullen zu schmieren und sie mitzunehmen.

Gegen 14:30 Uhr bin ich heute schon am Ziel. Leider gibt es den von bikeline ausgewiesenen Campingplatz mit Hütten nicht. Lediglich ein etwa drei Fußballfelder großer freier Platz für Caravans ist vorhanden. Hier hätte ich zwar mein Zelt aufschlagen können, aber es sah nicht gerade einladend aus, so auf dem Präsentierteller zu campen. Die beiden Hotels in Kuhmo sind allerdings wie alle Hotels in Finnland nicht ganz preiswert. Nach einiger Zeit und Nachdenken machte ich mich aber doch auf den Weg zu dem preiswerteren Hotel in der Hoffnung, doch noch einen niedrigeren Preis als den bei booking.com ausgewiesenen herausschlagen zu können.

Ich fuhr also Richtung Zentrum und sah gleich am ersten Haus ein Bettenpiktogramm wie es auch immer für Hotels steht. Leider sagte mir der Begriff Matkustajakoti Uljaska überhaupt nichts. Mit meinem Google-Übersetzer fand ich dann heraus, dass Matkustajakoti soviel wie Gästehaus heißt und Uljaska wohl ein Name ist: Gästehaus klang aber schon einmal gut. An der Haustür waren aber nur Telefonnummern angegeben. Ich merkte aber, dass man im Inneren des Hauses auf mich aufmerksam geworden war. Nach einiger Zeit kam dann auch ein älterer Herr, der aber offensichtlich außer finnisch kein Wort in einer anderen Sprache sprach und verstand. Wir wurden uns aber doch schnell einig. Er zeigte mir ein Zwei-Zimmerapartment mit allem Drum und Dran und zu einem Preis, der etwa dem Durchschnittspreis einer Hütte entsprochen hätte. Ich war auf jeden Fall sehr froh, auf diese Weise mein Dilemma gelöst zu haben. So nahm ich das Apartment mit Freuden in Besitz.

Dann machte ich erst einmal eine Stadtrundfahrt durch Kuhmo. Kuhmo ist die erste Stadt, die ich in Finnland erlebe, wo ich sagen würde, dass sie wie eine Kleinstadt wirkt. Allerdings ist sie wie alle Städte hier geprägt von modernen Zweckbauten aber auch von moderner finnischer Architektur. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Rote Armee die Städte während des Winterkrieges oft in Schutt und Asche gebombt hat. Auffällig die kleine orthodoxe Holzkirche und die imposante neoklassizistische Kreuzkirche, die im Jahre 1816 errichtet wurde und 1862 durch einen Uhrenturm ergänzt wurde.

Kuhmo soll eine sehr lebendige Kulturszene haben. Kuhmo fühlt sich sowohl der Kalevala-Tradition als auch der Kultur Kareliens verpflichtet. Die Kaleva ist das finnische Nationalepos. Kuhmo ist darüber hinaus als Veranstaltungsort des alljährlich im Sommer stattfindenden Kammermusikfestivals bekannt, das angeblich für die Freunde der klassischen Musik und für die Fachwelt international sehr anerkannt ist.

So lasse ich Kuhmo auf mich wirken und fahre, nach einem Einkauf in einem der hiesigen Supermärkte, wieder in mein Gästehaus zurück. Abends leiste ich mir dann einen Hamburger, Richtige Restaurants gibt es hier im Osten Finnlands wenige. meistens stehen nur Pizzerien zur Verfügung, die über Pizza hinaus noch Kebab und Hamburger anbieten. Die Preise für diese Speisen ähneln den unseren.

Tagesdaten: 69,03 Km; 05:20:44 Std. Fz.; 12,91 Km/h; 487 Hm

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