Heute ging es also weiter. Das Wetter entwickelt sich sehr schön. Obwohl morgens noch alles bedeckt und es recht kühl war, setzte sich die Sonne schon im Laufe des Vormittags durch und es wurde wieder einmal heiter bis wolkig und die Temperaturen kletterten auf über 20 Grad. Gefühlt war es heute für mich der wärmste Tag bisher. Gleich am Vormittag hatte ich mehrere Begegnuzngen mit Rentieren. So sind wieder einige Fotos entstanden.
Ich fuhr zunächst etwa 35 Kilometer bis zur russischen Grenze auf der sogenannten Museumsstraße. Hier sind verschiedene Denkmäler, die an die Winterkriegsereignisse entlang dieser Straße erinnern. Das auffälligste Denkmal ist sicher das Winterkriegsmonument. Es besteht aus einem drei Hektar großen Steinfeld und dem Zentraldenkmal. Die Zahl der Steinblöcke soll der Zahl der im Winterkrieg Gefallenen von Suomussalmi entsprechen. Das Zentraldenkmal mit dem Namen „offener Schoß“ streckt seine schützenden Flügel über das stille Steinfeld aus. Als Inschrift finden sich die in Stein gemeißelten Worte: „Der Mensch stirbt, aber die Erinnerung lebt fort“. Die 105 Kupferglocken, die in dem Denkmal schwingen, und je eine für einen Tag des Winterkriegs steht, sollen bei Wind die leise Botschaft vom Irrsinn des Krieges spielen. Ich finde das Winterkriegsmonument beeindruckend und auch gelungen. Es erinnert mich von der Art her an das Holocaust-Denkmal in Berlin. Das dazugehörende Museum beherbergt eine Dauerausstellung zum Winterkrieg in Suomussalmi, deren Besuch ich mir erspare. Auch das Grenzschutzmuseum betrachte ich mir nur von außen. Es ist das alte Grenzschutzgebäude, das nach seiner Beschädigung im Winterkrieg wieder originalgetreu rekonstruiert wurde. An der Grenze sieht man nicht viel. Der Schlagbaum ist noch durch einen Holzlattenzaun „verstärkt“. Auf russischer Seite führt ein Feldweg nach Russland hinein: Vom russischen Grenzschutz ist nichts zu sehen, während auf finnischer Seite beim neuen Grenzschutzgebäude ein Wachturm in die Höhe ragt.
Nach einer Mittagspause beim Grenzschutzgebäude in Raate geht es dann weiter in Richtung Vartius, wo ich gerne übernachten möchte, aber nicht genau weiß wo. Einen Campingplatzt gibt es dort nicht. Der bikeline spricht von einem Motel und dem Wild Brown Bear. In Vartius werde ich erst einmal vom finnischen Grenzschutz angehalten, der offensichtlich befürchtet, dass ich mit meinem Fahrrad die russische Grenze überwinden will. Nachdem ich mein Ansinnen erläutert habe klärt man mich auf, dass ein Motel hier nicht bekannt ist und das Wild Brown Bear etwas außerhalb und in der anderen Richtung als die, in die ich gerade fahre, liege. Nach sechs Kilometern bin ich dann mitten in der Wildnis am Ziel. Hier muss ich nun Quartier nehmen, wobei der Preis sehr hoch für eine Unterkunft ist, die eher Jugendherbergscharakter hat.
Der Schwerpunkt des Wild Brown Bear liegt wohl auch eher auf den angebotenen Bärensafaris. So hat der Betreiber wohl vor einigen Jahren mit den Bärensafaris eine lukrative Geschäftsidee entwickelt. Er hat ein größeres Stück Land erworben, hat auf diesem ein Jagdverbot ausgesprochen und lockt wohl die Bären aber auch die Vielfraße mit verlockenden Speisen wie zu Tode gekommenen Rentieren und Schweinen etc. an. Auf diese Weise können dann die Safariteilnehmer aus sicheren Unterständen heraus die Tiere beobachten. Mich reizt diese Safari nicht, kann ich so etwas im Zweifelsfall doch preiswerter im Zoo sehen. Aber offensichtlich gibt es genügend Menschen, die für dieses Erlebnis und Abenteuer bereit sind 140 € hinzulegen und sich auch noch den Schlaf rauben zu lassen, denn die Safari dauert die ganze Nacht. Vor diesem Hintergrund habe ich aber auch nicht einmal in Erwägung gezogen hier wild zu campen. Nicht das mich einer der Bären mit der ihnen dargebotenen Speisung verwechselt hätte. So bin ich aber nun weitgehend alleine im Wild Brown Bear, weil die übrigen Besucher auf Safari sind.
Tagesdaten: 100,60 Km; 08:07:41 Std. Fz.; 12,37 Km/h; 817 Hm