17. Tag: (25. März 2024) – Von Alençon/Lalecelle nach Domfront

Tagesstrecke: 54,3 Km; 13,6 Km/h; 430 Hm

Der Tag beginnt früh. Gegen 5:45 Uhr werde ich wach. Da das Frühstück erst für 9 Uhr avisiert ist, wie gesagt gestern war Ruhetag, habe ich Zeit genug, meinen gestrigen Reisebericht zu Ende zu schreiben und meine Sachen im Wesentlichen zusammenzupacken. Das Frühstück ist ordentlich aber verständlicherweise etwas improvisiert.- Ich werde nach meinen Wünschen gefragt und bekomme auch alles, was ich möchte. Außer den Kaffee, der ist eindeutig zu dünn. Insgesamt kann ich mich aber nicht beschweren. Das Personal war sehr bemüht, mir den Aufenthalt an einem Ruhetag und auch heute morgen so angenehm wie möglich zu gestalten.

Nachdem ich mein Fahrrad beladen, meine Rechnung bezahlt und mich von dem freundlichen Personal verabschiedet habe, fahre ich hinter dem Hotel auf den La Veloscenie und setze meine Tour fort. Der Bahntrassenradweg ist auf den nächsten 25 Kilometern ausgezeichnet, zum Teil sogar asphaltiert. Es geht die ganze Zeit leicht abwärts und so kann ich ganz entspannt, aber dennoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit, vorankommen. Ansonsten gibt es wenig zu berichten. Die Landschaft ist die Gleiche wie gestern und sonderliche Highlights gibt es zunächst mal nicht. Der erste Ort, den ich erreiche, ist Couterne. Der Ort hat drei Sehenswürdigkeiten, von denen ich leider die Wichtigste aus mir bisher unerklärlichen Gründen verpasst habe: Das aus dem 16. Jhdt. stammende Schloss Couterne, das die Heimat von Jehan de Frotté, dem Kanzler von Marguerite de Navarra, war. Aber auch so etwas kommt vor. Erwähnenswert ist noch die Kirche Saint-Pierre-et-Saint-Paul aus dem 19. Jhdt. Sie wird wohl heute die Stadtkirche sein, denn sie steht auch mittendrin in der Stadt. Etwas außerhalb der Stadt trifft man dann auf die recht groß geratene Kapelle Notre-Dame de Lignou. Es ist seit dem 16. Jhdt. eine Pilgerkirche und gleichzeitig ist sie von Gräbern gefallener Soldaten aus dem Commonwealth-Bereich umgeben. Das heutige Kirchengebäude stammt allerdings ebenfalls aus dem 19. Jhdt.

Einige Kilometer weiter komme ich dann nach Bagnoles de l´Orne. Ab dem 19. Jahrhundert etablierte sich in der Ortschaft eine Bäderkultur, die die Ortschaft zu einer der historischen Badeorte Europas machte. Der Ort ist berühmt als der einzige Kurort im Westen Frankreichs und ein touristischer Hotspot in der Normandie, der als attraktiv anerkannt ist. Hübsche Häuser fallen mir hier auf. Es ist sicher ein Ort, an dem man Stunden mit fotografieren verbringen könnte. Ich mache hier nur einige Fotos, fahre dann aber weiter. Den Rest der heutigen Strecke fahre ich dann nicht mehr auf dem Bahntrassenradweg, sondern auf öffentlichen Straßen.

Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu berichten. Ich fahre nach Domfront. Davor gibt es aber noch einen kurzen Zwischenhalt in Perrou. Viele der auffallend großen Gebäude ind Perrou im Stil des 19. Jhdt., die einen wichtigen Teil des Dorfes ausmachen, sind ehemalige Besitztümer einer Ordensgemeinschaft von Franziskanerinnen. Ab 1868 war die Gemeinde seit mehreren Generationen die Heimat dieser Ordensgemeinschaft. Ihre Haupttätigkeit bestand darin, bis zu mehreren hundert Kinder und alte Menschen in erbärmlichen Verhältnissen zu beherbergen und zu ernähren, zu erziehen und zu betreuen. Sie wurden, je nach Geschlecht, in zwei Waisenhäuser und zwei Hospize eingeteilt. Nach mehr als hundertvierzig Jahren verließen diese Schwestern die Kommune im Jahr 2012, aber ihr soziales Engagement für Behinderte wird in ihren ehemaligen Räumlichkeiten für Behinderte soll fortgesetzt worden sein.

Diese Geschichte des Ortes erklärt auch das Vorhandensein einer hohen und riesigen Kirche, die ab 1895 im neugotischen Stil erbaut wurde. Diese Kirche, die Notre-Dame-de-l’Assomption geweiht ist, wurde 1942 von den Deutschen während der Besatzung als Lazarett beschlagnahmt.

Nach einer kurzen Rundfahrt in dem kleinen Ort, geht es nun die letzten 10 Kilometer zu meinem heutigen Ziel nach Domfront. Leider muss ich die letzten Kilometer noch ganz schön bergauf fahren. Aber dadurch bekomme ich auch noch einige Eindrücke von der sehr interessante sehenswerten Altstadt. Domfront liegt im auf einem 70 Meter über dem Fluss Varenne aufsteigenden Felsen. Domfront wurde im 11. Jahrhundert von normannischen Herzögen gegründet. Im Laufe der Zeit wurde der Ort mit einer der mächtigsten Festungen Europas versehen. Die Wirtschaft des Ortes ist primär durch den Tourismus geprägt. Daneben arbeitet ein Drittel der Einwohner in sechs Großbetrieben, die sich in Domfort angesiedelt haben.

Leider werde ich heute nicht allzu viel Zeit haben, um mir diese Stadt genauer anzusehen. Meine heutige Unterkunft ist ein ganzes Haus. Die Vermieter lerne ich nicht kennen, es ist alles sehr anonym, das scheint aber in Frankreich bei Ferienhäusern und Wohnungen nicht ganz unüblich zu sein. Als ich zum Haus komme, finde ich auch gleich den Schlüsselkasten neben der Eingangstür und auch der Code, der mir zugesandt wurde, funktioniert, so dass ich eintreten kann. Ich trete ein in eine sehre schöne große Küche, der nächste Raum ist das Wohnzimmer, im ersten Stock sind dann Schlafzimmer und das Bad. Das Haus ist mit seinen 85 Qm Wohnfläche für sieben Personen ausgerichtet, zumindest sind so viele Betten vorhanden.

Die Wohnung ist gut ausgestattet. Es gibt sogar Kaffee. Aber mehr an Lebensmitteln ist natürlich nicht vorhanden, so dass ich mich selbst versorgen muss. So suche ich erst einmal übers Internet den nächsten Supermarkt. Es ist  ein Intermarche in etwa einem Kilometer Entfernung, natürlich geht bergauf. Meine Unterkunft liegt am Rande der Stadt ganz unten nahe dem Ufer der Varenne. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg und kaufe erst mal das Notwendigste für ein Frühstück und Abendessen. Es wird ohnehin etwas übrigbleiben, so dass ich heute auf ein Abendessen außer Haus verzichten werde, um morgen nicht zu viele übriggebliebene Lebensmittel mitnehmen zu müssen. So verbringe ich einen ruhigen Abend in „meinem“ Haus, der allerdings nicht zu lange dauert, weil ich doch ziemlich müde bin. Für 14 Stunden Aufenthalt eigentlich zu viel des Guten, aber der relativ niedrige Preis hat den Ausschlag gegeben.

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