Auch heute wieder ein herrlicher Tag. Für den Nachmittag sind allerdings Schauer angesagt. Das Frühstück im Gasthof Löwen ist ordentlich und der freundliche Kellner holt mir auch mein Fahrrad aus dem Keller, was mir angesichts der steilen Treppe sehr angenehm ist.  Gegen 9:00 Uhr geht es dann los. Der Verkehr in der Freiburger Innenstadt wird stark durch Radfahrer geprägt. Auch Freiburg ist offensichtlich eine Radfahrermetropole. Da ist es manchmal schon mühsam als Auswärtiger sich zurecht zu finden.

Meine Tour führt in südwestlicher Richtung über Schallstadt und an Bad Krozingen vorbei in Richtung Fessenheim. Kurz vor Fessenheim fahre ich über den Rhein und damit über die Grenze nach Frankreich.  Das umstrittene Atomkraftwerk von Fessenheim habe ich auch bei dieser Tour überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht gibt es das ja gar nicht!

Die Vegetation hat sich hier in der oberrheinischen Tiefebene noch einmal deutlich gewandelt.  Nun bestimmen Weinberge und Spargelfelder das Landschaftsbild. Die Vegetation hat sich aber auch insofern verändert, dass sie hier, für meine Begriffe schon erstaunlich weit vorangeschritten ist. Die Obstblüte ist beendet, auch der Löwenzahn blüht nicht mehr.  Dafür blüht der Flieder und selbst Erdbeeren kann man hier schon ernten. An den verblühten Obstbäumen reifen nun schon die ersten kleinen Früchte.

Die heutige Tagesetappe ist insgesamt sehr gut und schön zu fahren.  Es ist eine weitgehend ebener Strecke und als es dann in Frankreich wieder über 100 m hoch geht merkt man das kaum, weil es sich auf etwa 25 km verteilt. Hinter sich kann man auf die Silhouette des Schwarzwaldes schauen und vor einem rücken die Vogesen immer näher. Zu meinem Erstaunen kann man auf den Gipfeln der Vogesen noch Schneereste erkennen. In Frankreich geht es dann weiter über Hitzfelden,  Ensisheim, Pulversheim und Wittelsheim nach Cernay und dann nach Thann. Bis Wittelsheim ist die Welt noch in Ordnung. Die Temperaturen haben sich so um die 24° eingependelt.  Dann aber ziehen  drohende Wolken vom Süden heran. Ich habe noch 12 km bis zu meinem Ziel. Der Wind aus nördlicher Richtung scheint den ungehinderten Zuzug der Wolken nach Norden etwas abzubremsen. So hege ich die Hoffnung, dass ich doch noch trocken an mein Ziel gelange. Dies gelingt auch bis ziemlich genau anderthalb Kilometer vor meinem Quartier. Ich bin bereits in Than, da öffnet der Himmel mit einem Mal seine Schleusen und es schüttet Wassermassen Herab. Ich kann mich gerade noch rechtzeitig in einer Autowerkstatt retten, wo man mir freundlicherweise Asyl gewährt.  Der Regen vermischt sich zunehmend auch mit Weintrauben großen Hagelkörnern. Das ganze dauert etwa 20 Minuten, dann tritt eine Pause ein, die ich nutze, um zu meinem Quartier Cercle St. Thibaut zu gelangen. Hier werde ich sehr freundlich von der Hausdame empfangen. Ich hatte mich gestern bereits per Mail angemeldet. Die Unterkunft muss früher einmal kirchlich geführt gewesen sein, ist aber inzwischen wohl städtisch.  Hier kann man als Pilger für 23 € in einem Drei- oder Vierbettzimmer nächtigen. Ich habe ein Dreibettzimmer für mich allein, zudem auch eine Dusche und ein WC gehören. Das Frühstück kostet noch einmal 6,50 € extra. Preiswerter  bekommt man so etwas wohl nicht einmal in einer deutschen Jugendherberge.  So bin ich sehr zufrieden, hier untergekommen zu sein.

Die Strecke zwischen Cernay und Thann bin ich übrigens vor anderthalb Jahren schon einmal gefahren wie mir auffällt als ich hier entlang fahre. Damals war ich auf dem Weg von Mülhausen hinauf zur Moselquelle. Auch damals fing es hier an zu regnen.

Der Regen hat aber nur eine kurze Pause eingelegt. Von Süden zieht doch ein sehr großes Regengebiet heran. Nachdem ich mich eingerichtet habe, ich habe hier sogar ein Pilgerstempel bekommen, nutze ich eine regen Regenpause, um mich noch ein wenig in der Stadt umzusehen und mir insbesondere  Das Münster St. Theobald ( franz. Collégiale Saint-Thiébaut) anzusehen. Es gilt neben den viel größeren Münstern zu Strassburg und Freiburg im Breisgau als eines der Haupt- und Meisterwerke gotischer Bau- und Ausstattungskunst am Oberrhein.  Insbesondere das Hauptportal mit seinem an Freiburg erinnernden Figurenreichtum aber auch die Kirchenfenster, deren Darstellungsvielfalt sicher Bücher füllen könnte, beeindrucken dem Betrachter. Aber auch der Blick in dieses hohe Kirchengebäude ist durchaus eindrucksvoll.

Nachdem ich meine Besichtigung beendet habe regnet es wieder recht heftig. Ich flüchte mich in ein nahe gelegenes Café und genieße einen Cappuccino und eine karamellisierte Walnusstarte. Beim Bezahlen bekomme ich dann einen ersten Eindruck von dem doch etwas hören Preisniveau in Frankreich. Schließlich gehe ich noch in einen kleinen Carrefour Express und decke mich mit Wasser, Eistee und etwas Edamer ein. Ein auswärtiges Abendessen fällt heute aus, weil ich endlich meine restlichen Brötchen, die ich noch in Mössingen gekauft habe, verzehren muss.  Unabhängig davon zieht es mich aber auch nicht mehr hinaus. Die Temperaturen sind inzwischen um etwa 15° gefallen und ich hoffe nur dass die Prognose für morgen stimmt, die wieder Sonnenschein und Temperaturen von 20° vorausgesagt.

Tagesdaten: 71,11 Km; 05:01:58 Std. Fz.; 14,12 Km/h; 268 Hm

 

2 Kommentare

  • Regina Sakowitz sagt:

    Lieber Wolfgang,
    natürlich begleite ich Dich regelmäßig auf Deiner Pilgerreise. Danke für die interessanten Kommentare und schönen Fotos. Weiterhin viele schöne Erlebnisse und Begegnungen bei bester Gesundheit.
    Liebe Grüße aus Chemnitz.
    Regina

    • Wolfgang Kohl sagt:

      Liebe Regina, vielen Dank, dass Du mich wieder so regelmäßig begleitest. Ich freue mich natürlich über Deine Besuche. Liebe Grüße Wolfgang

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