Der Tag ist bedeckt und die Sonne lugt erst ab Mittag aus den Wolken hervor. Dennoch ist es recht warm. Das Frühstück ist gut und so kann ich guten Mutes den neuen Tag beginnen. Mein Ziel ist heute Freiburg. Nur noch eine Höhe muss ich überwinden, die hat es aber in sich. Ansonsten geht es weitgehend bergab. Zunächst fahre ich 15 km weiter entlang der Kinzig flussabwärts. Bei Haslach biegt die Kinzig dann nach Norden ab und wird etwa 60 km weiter bei Kehl gegenüber von Straßburg in den Rhein münden. Ich biege nun in kleinere Täler ab, die immer enger werden. Die hier fließende Bäche heißen Bächle.

Hier beginnt nun der heutige Anstieg. Auf dem Höhenprofil meines Navi sieht der Anstieg aus wie eine hoch aufragenden Stricknadel. Es geht 300 m hoch und auf der anderen Seite gleich wieder herunter. Die ersten 100 m kann ich noch fahren. Danach werden die Steigungen steiler und erreichen konstant 10-15 %. Da muss ich absteigen und schieben. So schiebe ich meine Last in etwa einer Dreiviertelstunde circa zweieinhalb Kilometer den Berg hinauf. Das ist zwar nicht angenehm, aber danach ist es auch vorbei. Ich erhole mich auf der Passhöhe auf einer Bank mit dem wunderbaren, von Corinna gebackenen Schokoladenkuchen, von dem bei der Taufe gottseidank einiges übrig geblieben ist. Danach geht es hinunter ins Elztal, dass ich bei Elzach erreiche. Da bin ich aber bereits 200 m wieder heruntergefahren.

Mit dem Anstieg heute bekomme ich übrigens eine erste Bestätigung meiner Vermutung, dass man oft in Gebirgen weniger Höhenmeter bewältigen muss als bei hügeligem Gelände. Ich komme heute nicht einmal auf 500 Höhenmeter und für die ganze Fahrt durch den Schwarzwald habe ich bestenfalls 800 Höhenmeter zu bewältigen gehabt.

Nun geht es etwa 15 km entlang der Elz bis Waldkirch. Hier biegt dann auch die Elz nordwestlich ab und mündet wenige Kilometer südlich der Kinzig in den Rhein. Die Landschaft öffnet sich nun, die Berge des Schwarzwaldes werden immer kleiner und ich fahre in die weite Ebene der Oberrheinischen Tiefebene.  In Freiburg habe ich ein kostengünstiges Quartier direkt im Zentrum nur etwa 100 m entfernt vom Freiburger Münster bekommen. Es hat zwar  Gemeinschafts-WC und eine Gemeinschafts-Dusche, aber für den Preis kann man sich darüber dann auch nicht beklagen. Zunächst meint man kein Platz für mein Fahrrad zu haben und verweist mich auf entsprechende Boxen am Hauptbahnhof. Als die freundliche Frau an der Rezeption mein Missfallen darüber bemerkt bietet man mir den Kellerraum an, was ich natürlich viel angenehmer finde. Allerdings ist der Transport in den Keller dieses Altstadt Gasthofes doch etwas abenteuerlich, zumal man sich auf den Treppen recht tief bücken muss. Ich habe also Verständnis dafür, dass man mir den Transport überlässt. Es gelingt mir auch unfallfrei  mein Fahrrad im Keller des Gasthofes es zu deponieren.

Da es erst 15:00 Uhr ist, möchte ich natürlich möglichst viel von Freiburg sehen. Bei einer Stadt wie Freiburg ist natürlich ein Sightseeing-Spaziergang am fortgeschrittenen Nachmittag zunächst mal ein Problem der Reduktion von Komplexität. Natürlich entscheide ich mich als erstes für das Münster und gehe die paar Meter bis dorthin. Wenn man in das Freiburger Münster eintritt, steht man erst mal in einem dunklen Raum. Aber auch andere deutsche gotische Kathedralen zeichnen sich nicht gerade durch Lichtdurchflutung aus. Allerdings so dunkel wie das Freiburger Münster habe ich bisher noch keine in Erinnerung. Leider fehlt es, anders als in den Nürnberger Kirchen, an jeglichem Service. Es ist zwar ein Information-Desk da, aber niemand sitzt dort. Ich hätte mir gern einen Flyer genommen, um zielstrebig die Hauptsehenswürdigkeiten des Münsters zu finden. So laufe ich zunächst etwas rum und entscheide für mich dafür, dass die Hauptsehenswürdigkeiten zum einen das figurenreiche Hauptportal und die ebenfalls sehr bildreichen Fenster des Münsters sind. Ansonsten fällt mir noch eine Pieta ins Auge und mehrere Altäre, vor denen Kerzen entzündet werden können. Das Heilige Grab habe ich bei meinem Rundgang leider übersehen.

Nach der Besichtigung des Münsters setze ich mich erst einmal auf die Terrasse einer Eisdiele am Münsterplatz und genieße einen Cappuccino und drei Kugeln Eis. Hier betrachte ich das rege Treiben. Durch die Freiburger Altstadt sind kleine etwa 20-30 cm breite Kanäle angelegt, durch die Wasser fließt. Ich vermute es war früher das Entwässerungssystem. Hier spielen viele Kinder mit selbst gebastelten oder gekauften Böötchen.  Das scheint großes Vergnügen zu bereiten und meistens sind sie nach kurzer Zeit schon pitschnass-die Kinder natürlich.

Nachdem ich mich mit Cappuccino und Eis gestärkt habe, mache ich noch einen Gang durch die Altstadt. Bisher habe ich noch keine Möglichkeit für eine Pilgerstempel gefunden. Ich gehe daher bis zum Rathaus und erkundige mich in der Touristen Information, die mich zurück an den C.-Punkt gegenüber dem Erzbischöflichen Ordinariat verweist. Dort bekomme ich dann endlich auch einen verglichen mit den bisherigen richtig großen Pilgerstempel.  Ich wandle noch ein bisschen durch die Altstadt bis zum Schwabentor und finde dort eine Möglichkeit ein Stück den Schlossberg hinauf zu steigen. Von dort erhoffe ich mir noch mal einen schönen Blick auf das Münster. Die Hoffnung ist berechtigt und ich kann von dort oben noch einige schöne Bilder von den Dächern Freiburgs machen, aus denen das Münster hervorragt.  Den Abend beschließe ich dann hier im Gasthof Löwen.

Tagesdaten: 58,46 Km; 04:36:17 Std. Fz.; 12,69 Km/h; 472 Hm

Auf Wunsch einiger Besucher meiner Webseite habe ich die Fotos nun wieder groß eingestellt!

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