16. Tag (23. September 2021): Von Sobienie Szlacheckie nach Warszawa

In meinem Großapartment habe ich gut geschlafen und das Frühstücksbufett ist sehr ordentlich. So verstaue ich wohlgemut mein Gepäck auf dem Fahrrad und radle los. Heutiges Ziel ist Warschau, wo ich für drei Nächte gebucht habe. Wieder muss ich längere Strecken über die nun immer stärker befahrene 801 zurücklegen. Allerdings führt mich das Navi dann doch immer wieder über Nebenstraßen, die mehr oder weniger parallel zur 801 entlang führen. Außerdem mache ich einen Abstecher zum Palast in Otwock Wielki, einer kleinen Ortschaft von rund 600 Einwohnern. Das Barockschloss wurde 1682 bis 1689 etwa 30 Kilometer südlich von Warschau von der Familie Bielinski errichtet. Es war das Hochzeitsgeschenk für einen Sohn der Familie und seine Ehefrau. Die Familie Bielinski war nach 1663 Eigentümer ausgedehnter Ländereien mit Sitz in Otwock Wielki geworden. Der Architekt des Gebäudes war Tylman van Gameren, ein bedeutender polnischer Architekt niederländischer Herkunft, der zahlreiche andere Paläste auch in Warschau entworfen und geplant hat. Im Jahr 1705 trafen sich der russische Zar Peter I. und der polnische König August der Starke im Schloss. Von 1750 bis 1760 wurde die Residenz vom königlichen Architekten Giacomo Fontana umgebaut, dem eine harmonische und reizvolle Verbindung des ursprünglichen Barock mit dem sich entwickelnden Klassizismus gelang.

Ende des 18. Jahrhunderts erwarb Jacek Jezierski, den wir gestern kennen gelernt haben, den Palast, in dem er im Jahre 1805 starb. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Palast geplündert, zwischen den beiden Weltkriegen war er nicht mehr bewohnt und verfiel. Von 1947 bis 1958 wurde er nach Plänen eines Architekten und Denkmalpflegers umgebaut und renoviert. In den 1970er Jahren wurde er von der Kanzlei der Regierung (Urząd Rady Ministrów) übernommen und erneut restauriert. Während der Zeit des Kriegsrechts war dort Lech Wałęsa interniert. Heute gibt es in dem Palast ein Café und die Räumlichkeiten des Palastes können für private Veranstaltungen kommerziell genutzt werden. Der Palast beherbergt in Teilen ein Museum, in dem Einrichtungsgegenstände des ehemaligen und legendären, fast volksheldhaft verehrten polnischen Marschalls Józef Piłsudski ausgestellt sind.

Sehr schön ist auch der das Schloss umgebende Landschaftspark. Hier drehe ich eine Runde und schaue mir das Schloss von allen Seiten an. Auf der Rückseite sind gerade Vorbereitungen für eine größere Festivität zu sehen. Dann fahre ich weiter nach Otwock, einer Stadt von etwa 45 Tsd. Einwohnern, die sich, seit dem sie Ende des 19. Jhdt. an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, zu einem florierenden Kurort entwickelt hat. 1939 waren 75 % der Bevölkerung von Otwock jüdisch. Mit der Besetzung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht begann die Deportation der Juden nach Treblinka. Als am 31. Juli 1944 die Rote Armee Otwock erreichte, hatte die Stadt die Hälfte seiner Bewohner verloren.

Ich bleibe nicht lange hier. Ein kurzer Aufenthalt im zentralen Park von Otwock, einer Mischung aus französischem und Landschaftspark, dann geht es schon weiter. Nun sind es nur noch ca. 30 Kilometer bis Warschau und eigentlich wirkt alles schon wie eine Großstadt. Ich fahre viele Kilometer durch moderne, architektonisch zum Teil ganz ansprechende Trabantenstädte. Auf der Most (Brücke) Łazienkowski überquere ich die Weichsel von Ost nach West. Über die Brücke verläuft die Stadtautobahn. der Radweg ist gesondert angebaut und verläuft etwas unterhalb der Straße. Von hier hat man einen eindrucksvollen Blick auf die moderne Silhouette von Warschau. Dann bin ich am frühen Nachmittag in dem gebuchten Hotel Logos. Es ist ein 2 Sterne Hotel in einem 1970er Jahre Hochhaus mit Blick auf das moderne Nationalstadion. Mein Zimmer im 10. Stock ist zwar recht klein, aber zweckmäßig eingerichtet und so kann man es hier sicher drei Nächte aushalten.

Tagesstrecke: 53,78 Km

 

 

Abendspaziergang durch Warschau

Nachdem ich mich in meinem Zimmer eingerichtet habe, mache ich mich auf den Weg in die Altstadt. Obwohl mein Hotel nach dem Stadtplan nahe an der Altstadt gelegen ist, sind es dann doch etwa 3 Kilometer. Hier merkt man dann, dass Warschau doch andere Dimensionen aufweist als andere polnische Städte. Es ist eben eine Millionenstadt mit 1,8 Mio. Einwohnern. Zunächst gelange ich zum Platz mit dem Königsschloss und der Sigismundsäule auf der König Sigismund III. Vasa. Sigismund III. Wasa (1566-1632 ) war ab 1587 als König von Polen und Großfürst von Litauen, gewähltes Staatsoberhaupt von Polen-Litauen, ab 1592 bis zu seiner Absetzung durch den schwedischen Ständereichstag 1599 war er Erbkönig von Schweden und ab 1599 bis zu seinem Tode 1632 Titularkönig von Schweden. Dann schlendere ich durch die Altstadt zum Marktplatz. Hier mache ich Rast im Restaurant Bazsylszka, wo ich mir ein deftiges polnische Abendessen mit Bigos im Brot und Pelmeni gönne. Um das ganze dann wieder gut zu verdauen mache ich einen Abendspaziergang in mein Hotel entlang des für Warschau berühmten Königsweges bis zum  Kopernikus-Denkmal. Hier biege ich links ab in die Ulica Tamka und vorbei am Fredryk-Chopin-Museum geht es zurück zu meinem Hotel.

Schreibe eine Antwort

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.