15. Tag (22. September 2021): Von Deblin nach Sobienie Szlacheckie

Ein sehr schönes polnisches Frühstück bekomme ich in meinem Gasthaus. Das Wetter wird wieder deutlich besser und auch wärmer. Nach dem Frühstück mache ich mich daher auf den Weg. heute liegen etwa 60 Kilometer vor mir. Die Fahrt führt überwiegend über die Woiwodschaftsstraße 801, die allerdings am Vormittag noch relativ wenig befahren ist. Vor allem sind noch nicht so viele LKW unterwegs. Für etwa 15 Kilometer findet mein Navi ruhigere Nebenstraßen die parallel zur 801 führen. Auf ihnen ist es wirklich angenehm zu fahren. Ansonsten ist auf der Strecke wirklich nicht viel zu sehen außer Wälder und Landwirtschaft. Eine Stadt liegt nicht auf der Strecke. Ich fahre lediglich durch ein paar Dörfer. Zum Schluss fahre ich auch wieder durch Apfelplantagen und halte auch an einem Straßenverkauf und erstehe zwei große rotbackige Äpfel.

Mein heutiges Ziel ist das Dorf Sobienie Szlacheckie. Hier steht ein Schloss aus dem 19. Jhdt., dass heute als nobles Hotel geführt wird. Zu meiner Überraschung erhalte ich hier ein sehr schönes 70 Qm großes Apartment. Da ich große Wohnräume liebe, fühle ich mich gleich wohl. Noch schöner ist, dass das Haus auch über ein Schwimmbad und eine Sauna verfügt. Da ich bereits am frühen Nachmittag ankomme, nutze ich die verbliebene Zeit, um es mir hier gut gehen zu lassen. So komme ich das erste mal seit anderthalb Jahren wieder in den Genuss, eine Sauna zu besuchen. Für mich als leidenschaftlicher Saunagänger, war dies übrigens der gravierendste Einschnitt während der Corona-Pandemie. Freilich sind das Klagen auf hohem Niveau.

Nach der Sauna und einigen Schwimmrunden mache ich noch einen kurzen Spaziergang über das Schlossgelände. Ansonsten gibt es in der Gegend wenig Sehenswertes. Viel habe ich über die Geschichte des Schlosses allerdings nicht erfahren. In den 1860er Jahren erbte der noch unbekannte Jacek Jezierski (1722- 1805) das Dorf Sobienie Szlacheckie, in dem er einen Backsteinpalast  baute. Während der ursprüngliche Backsteinpalast nur einstöckig war, wurde in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts für die Familie Jezierski das bisherige Schloss entweder um- oder neu gebaut und blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in ihrem Besitz. Nach dem Ende des Krieges wurde das Anwesen schwer verwüstet.

Jacek Jezierski  war ein polnischer politischer Schriftsteller und Geschäftsmann und Mitglied des polnischen Adels. Jezierski war zunächst Schatzmeister, dann Schwertfischer und schließlich ab 1775 Kastellan von Łuków. 1801 erhielt er den Titel eines galizischen Grafen. Ab 1758 war er Mitglied des Sejm. Er nahm aktiv an der Arbeit des Vierjährigen Sejm teil. Er widersetzte sich dem russischen Einfluss in Polen und gehörte zu den Befürwortern eines polnischen Bündnisses mit Preußen und Großbritannien. Er forderte Wirtschaftsreformen und die Sicherstellung der wirtschaftlichen Entwicklung der Städte. Er wandte sich aber gegen radikale Reformen und die Gewährung von Bürgerrechten an Bürger. Er häufte ein großes Vermögen an und war ein Pionier der metallurgischen Industrie aber auch ein engagierter Textilunternehmer. So stellte er auch Strümpfe in großem Maßstab her.

Hier in Hotel Sobienie Krolewskie beherbergte Jezierski auch den letzten König von Polen Stanislaus II. August Poniatowski (1732–1798). Er war auch Manager der persönlichen Domäne des Primas von Polen Michał Jerzy Poniatowski (1736-1794), einem Bruder des Königs. Auch diese Tätigkeit ermöglichte es ihm, ein bedeutendes Vermögen zu erlangen. Ich bin also in einer geschichtsträchtigen Unterkunft einquartiert und genehmige mir am Abend noch ein gutes Mahl im Hotelrestaurant. So lasse ich mir eine Polnische Roggensuppe nach alter Art mit einem Ei und Würstchen sowie ein gebackenes Maishuhn schmecken. Als Dessert gibt es dann noch eine Creme Brûlée .

Tagesstrecke: 63,44 Km

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