Nachdem wieder wunschgemäßen Frühstück geht es heute zurück nach Neuruppin. Ich nehme eine etwas andere Strecke als auf der Hinfahrt. Heute geht es über Vichel und Garz, zwei Dörfer, die mir die freundliche Dame in Trieplatz empfohlen hatte, weil es hier auch sehenswerte Gutshäuser gebe. Zunächst führt mich aber mein Weg in das lediglich rund drei Kilometer von Neustadt entfernte Kampehl zur Gruft von Christian Friedrich von Kahlbutz. Leider ist die Gruft heute geschlossen und nur Freitag bis Sonntags geöffnet. Ich hatte das zwar gewusst, wollte es aber dennoch nicht unversucht lassen, zumal mein Weg ohnehin hier vorbei führte. Da ich diese Gruft auf jeden Fall besuchen möchte, beschließe ich hier auf noch einmal vorbei zu kommen.
Über Segeletz, Nackel und das Rundlingsdorf Lasikov fahre ich nun nach Vichel. Die Gutsanlage dort besteht aus dem Gutshaus, dem Wirtschaftsgebäude, einem Wohnhaus, Remise, Resten der Einfriedung und dem Gutspark: Das ganze ist nicht besonders hervorhebenswert. Das Herrenhaus wurde um 1850 ähnlich einer italienischen Landvilla erbaut. Der Gutspark wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Ebenso wenig beeindruckend ist die evangelische Dorfkirche die 1867 erbaut wurde.
Spannender ist da schon, was einen in Garz erwartet. Wenn man in das Dorf hineinfährt, meint man zwar die Zeit sei hier stehen geblieben, aber dennoch macht der Ort einen adretten Eindruck. Einige Häuser und auch die Dorfkirche sind liebevoll restauriert. Das Herrenhaus selbst liegt am Ende des Dorfes und hinter ihm erstreckt sich ein schöner Landschaftspark. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts war dort die Familie von Quast ansässig. Um 1490 gehörte Garz zur im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin der Grafen von Lindow-Ruppin. Im 18. Jahrhundert ließ die Familie von Quast die Parks von Garz und Vichel als Barockgärten anlegen. Hermann von Quast (1812–1888), Gutsherr auf Garz, ließ Mitte des 19. Jahrhunderts den Park des Herrenhauses in Garz als Landschaftsgarten gestalten, ebenso wie sein Bruder Albrecht (1813–1871), der Gutsherr auf Vichel, den Park des dortigen Herrenhauses. 1945 wurde die Familie von Quast enteignet, das Herrenhaus wurde Kulturhaus und erhielt in der oberen Etage Wohnungen. Nachdem 1992 Teile des Garzer Gutshofes samt Gutspark in Privatbesitz übergingen, wurden dort Restaurierungsarbeiten nach historischem Vorbild durchgeführt.
Das Gutshaus ist inzwischen wieder sehr schön restauriert und der Park, in den ich nur hinein schauen konnte, wirkt auch sehr gepflegt und wurde auch gerade von einer Gärtnerin bearbeitet. Sehr auffällig und eine spannende Komposition mit dem Gutshaus bildet der sind unmittelbarer Nachbarschaft stehende mittelalterliche Wohnturm, an dem zur Zeit auch restauriert wird.
Nachdem ich hier eine Weile mich umgeschaut habe, mache ich noch eine kleine Rundfahrt durch das recht weitgefächerte Dorf. Ins Auge fällt auch der restaurierte ehemalige Dorfkrug und einige andere der typischen, einstöckigen Häuser in Brandenburg. Danach geht es weiter und teilweise auf einer längeren Sandstrecke, die wieder unmöglich zu befahren ist. Ich muss also etwa 2,5 Km schieben, was nicht gerade fröhlich macht. Schließlich gelange ich wieder nach Ganzer, wo ich schon auf meiner Hinfahrt nach Neustadt Mittagspause gemacht hatte. So lasse ich mich wieder auf dem mir bekannten Platz vor der Kirchenruine und neben dem Jürgaß-Denkmal nieder und verzehre meine beiden heute morgen bei Penny erworbenen Käse-Laugenstangen. Danach geht es auf dem alten Weg über Dessow zurück nach Neuruppin. Diesmal bekomme ich ein sehr uriges Zimmer im ersten Stock des UppHus. Man hat es weitgehend originalgetreu restauriert. Davon ausgenommen sind natürlich die Strom- und Wasserversorgung. Nach einem Spaziergang durch die Stadt lasse ich den Abend im Restaurant des UppHuses ausklingen.
Tagesstrecke: 53,21 Km