13. Tag (19. Oktober 2019): Am Okavango

Durch die Anstrengungen des letzten Tages und etwas Enttäuschung, dass wir die schöne Logde in der Dunkelheit nur bedingt genießen konnten, macht sich etwas Unmut breit. Aus diesem Grund spricht Heidrun dann das Bauchgrummeln an. In der Diskussion wird deutlich, dass die doch recht unterschiedlichen Interessen von allen nicht wirklich unter einen Hut zu bringen sind. Einerseits möchte die Mehrheit der Teilnehmer natürlich alle Sehenswürdigkeiten erleben, aber neben den doch recht langen Fahrzeiten auch abends in den Unterkünften etwas relaxen. Insgesamt scheint doch irgendwie Übereinstimmung zu herrschen, dass wir gerne etwas früher, möglichst auch noch im Hellen unsere Unterkünfte erreichen sollten. Hier ist guter Rat teuer und auch Butz hat spontan keine Lösung parat. So nehmen wir alle das ausgezeichnete Frühstück eher wortkarg ein und fahren los.

Unser Ziel ist heute der Okavango, ein Fluss, der aus Angola kommend etwa 400 Kilometer lang die Grenze zwischen Namibia und Angola bildet. Etwa 350 Kilometer liegen vor uns, allerdings verlaufen sie auf asphaltierten Straßen. So fahren wir zunächst auf einem Waldweg von unserer Lodge zur B1. Von dort geht es in südlicher Richtung bis Otavi. In Otavi biegen wir dann auf die B8 in Richtung Nordosten Richtung Rundu ab. Die Vegetation verändert sich wenig. Es bleibt Savannenland, aber zunehmend mit mehr Bäumen. Die Siedlungsstruktur verändert sich dagegen sehr deutlich. Während wir ja bisher mit Ausnahme von Windhoek und einigen kleiner Orten durch ganz dünnbesiedeltes Gebiet gefahren sind, nimmt nun die Besiedlung zu und entlang der Straße tauchen recht dicht gestreut kleine Siedlungen aus Wellblechhütten und runden, aus mit Seilen verbundenen Holzstangen geformten und mit Lehm verputzten Hütten mit kegelförmigen runden Reetdächern auf. Umgeben sind diese kleinen Siedlungen meist von einem Zaun, ebenfalls aus Holzstangen, der weniger zum Schutz taugt als vielmehr die Begrenzung des Terrains der Siedlung markiert. Es die Siedlungsform der Kraale, in denen dann Familienverbände oder kleine Dorfgemeinschaften. Es ist die Siedlungsform der ehemaligen Homelands, die hier überwiegt. Aber auch hier laufen die Menschen nicht mehr im Lendenschurz herum, sondern sind in unserem Sinne einfach aber normal gekleidet, nutzen Handys und auch Autos stehen gelegentlich vor den Hütten.

Wir komme heute recht gut voran. In Grootfontain gibt es eine Pause, weil Butz tanken muss. Danach geht es fast schnurgerade fast 250 Kilometer in Richtung Rundu. Kurz vor Rundu biegen wir für die nächsten etwa 10 Kilometer auf die B 10 in Richtung Osten ab. Nach einiger Zeit biegen wir dann von der B 10 ab und fahren wieder auf eine Schotterstraße bis zum Ufer des Okavango, wo uns die Hakusembe River Lodge (https://store.gondwana-collection.com/de/accommodation/hakusembe-River-lodge) in Empfang nimmt. Hakusembe River Lodge ist wieder ein Unternehmen der Gondwana-Collection, was schon nach den bisherigen Erfahrungen für eine gute Qualität spricht. Es ist eine malerisch direkt am Okavango gelegen Lodge mit etwa zwanzig komfortablen reetgedeckten Bungalows, jedes mit direktem Blick auf das Wasser und mit Blick auf das benachbarte Angola am gegenüberliegenden Ufer. Da wir bereits gegen 14 Uhr eintreffen, bleibt heute genügend Zeit zur Erholung und die Stimmung ist zumindest in der Runde entspannt. Eigentlich ist zum Sonnenuntergang noch eine Bootsfahrt auf dem Okavango geplant, die muss aber leider ausfallen, weil der Fluss zu wenig Wasser führt. Immerhin führt er aber Wasser. Die letzten Flüsse, die wir gesehen hatten, waren alle trocken.

Butz war heute etwas wortkarg, weil er natürlich zufriedene Gäste haben möchte, aber mit Blick auf die nächsten Tage, ein Dilemma kommen sieht. So spricht er es an und informiert darüber, dass wir morgen die längste Strecke überhaupt vor uns hätten und über 600 Kilometer zurücklegen müssten. Vor dem Hintergrund unserer Bedenken heute morgen und unserem Wunsch, doch früher am Tag unsere Unterkunft zu erreichen, macht er deutlich, dass das nur zu schaffen sei, wenn wir entweder zwei Stunden früher losführen oder unseren Besuch Historic Living Village der Mafwe ausfallen lassen wollten. Mit einiger Betroffenheit nehmen wir das zur Kenntnis und verabreden uns für eine Stunde vor dem Abendessen, um das in der Gruppe zu diskutieren. Danach geht es für die meisten aber erst einmal an den Pool. Die Temperaturen liegen wieder bei etwa 40 Grad, so wird eine Erfrischung gut tun.

Heidrun und ich gehen danach am Okavango entlang etwas spazieren und schauen nach Angola hinüber. Hier herrscht ein reges Treiben. Eine Rinderherde promeniert am Ufer entlang, eine Gruppe von Kindern badet und ein Frau wäscht sich und die Wäsche im Fluss. Der Okavango ist übrigens mit seinen ca. 1800 Kilometern Länge einer dieser seltsamen Flüsse, der mit einem großen Delta im Kalaharibecken in Botswana versickert.

Gegen 17 Uhr treffen wir uns dann zu unserm Gespräch. Die Diskussionsleitung soll Karsten übernehmen, der die Aufgabe auch vortrefflich erledigt. Er fasst zunächst die möglichen Positionen und die vorhandenen Interessen zusammen. Danach erhält jeder die Möglichkeit und auch die Aufforderung, seine Position darzulegen. Es stellt sich doch recht schnell heraus, dass eigentlich niemand auf den Besuch bei den Mafwe verzichten will. Man ist sich auch darüber einig, dass wir dann auch damit leben müssen, morgen zwei Stunden früher, sprich um 6 Uhr, abzufahren. Beim Abendessen teilen wir dann Butz unser Votum mit. Er hat insofern schon vorgefühlt. Wir würden auf jeden Fall um 5:30 Uhr einen Kaffee bekommen und es würden breakfirst-Boxen für uns vorbereitet, die wir dann auf die Fahrt mitnehmen könnten. So gibt Butz den Auftrag nun auch gleich weiter.

Das Abendessen verläuft wieder sehr angenehm auf der Terrasse des Restaurants direkt oberhalb des Ufers des Okavango. Es gibt ein gut sortiertes und schmackhaftes Büfett und wir lassen den Abend mit Gesprächen ausklingen. Allzu lange verweilen wir natürlich nicht mehr, denn morgen um 4:45 Uhr wird der Wecker klingeln.

 

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