12. Tag (18. Oktober 2019): Im Etosha-Nationalpark

von 19. November 2019Aktuelles

Wir haben überraschend gut geschlafen, hatte uns doch der Zeltcharakter unserer Unterkunft zunächst ziemlich irritiert. Morgens werden wird durch Brandgeruch geweckt. Es dauert einige Zeit bis wir merken und verstehen, dass nun in jeder Unterkunft ein außen stehender Ofen mit Holz befeuert wird, um uns eine morgendliche, warme Dusche zu ermöglichen. Angesichts der Temperaturen wäre das sicher entbehrlich gewesen. Ich habe schon seit mehren Tagen keine warme Dusche mehr benötigt, weil auch das kalte Wasser sicher über 20 Grad warm ist. Übrigens soviel zu der Aussage unseres Reiseveranstalters, das das Mopane Village Etosha zum „Schutz der Natur ausschließlich mit Solarenergie betrieben“ wird.

Das Frühstück ist nicht sonderlich zufriedenstellend. Die Milch klumpt im  Kaffee und es wird kaum etwas nachgeliefert, wenn etwas leer ist. So bemängeln einige, dass die Papayafruchtstücke schon nach kurzer Zeit weg sind. Freilich, wenn man mal überlegt, welche Probleme das südliche Afrika tatsächlich hat, wird deutlich mit welchen Luxusproblemen wir uns manchmal rumquälen.

Heute steht ein besonderes Highlight auf dem Programm. Wir werden durch den Etosha-Nationalpark (https://www.etoshanationalpark.org/de/) fahren. Der Park liegt nicht weit von unserer Unterkunft entfernt und wir passieren nach einer kurzen Fahrt das südliche Anderson Gate. Am Eingang sitzen hier Hererofrauen, die ihr Kunsthandwerk, oft bunte Tiere aus Stoff gefertigt, anbieten. Der Etosha-Nationalpark ist ein 22.935 Quadratkilometer großes Areal. Der Park liegt im Nordwesten Namibias und umfasst auch die 4.760 Quadratkilometer große Etosha-Pfanne, von der der Nationalpark auch seinen Namen herleitet, bedeutet doch Etosha in der Ovambo-Sprache so viel wie „großer weißer Platz“. Die Etosha-Pfanne ist etwa zweimal so groß wie das Saarland und ist eine Salz-Ton-Ebene.

Die Senke entstand durch tektonische Aktivitäten vor 2–4 Mio. Jahren. Vor 4–10 Mio. Jahren sammelte sich dort Wasser und bildete durch verschiedene Zuflüsse einen Binnensee (Ekuma-See). Durch Änderung der Flussläufe trocknete der See aus und hinterließ die heutige Kalk- und Salzpfanne. Die ganzjährig spärliche Vegetation verleiht der Etosha-Pfanne ihre charakteristische weiße und grünliche Färbung. Außerhalb der eigentlichen Pfanne gibt es zahlreiche natürliche Wasserstellen, die insbesondere durch artesische Quellen oder durch den Grundwasserspiegel gespeist werden. In besonders reichen Regenjahren läuft die Etosha-Pfanne ca. 10 cm hoch voll und lockt dann tausende Flamingos, Wat- und andere Wasservögel an, die hier auch brüten.

Im Jahre 1907 erklärte der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Friedrich von Lindequist, 99.526 km² des heutigen Namibia zum Naturschutzgebiet, nachdem der ehemals reiche Wildbestand durch Wilderei und bedenkenlose Großwildjagd bis an den Rand der Ausrottung reduziert und damit die Fleischversorgung der Bevölkerung ernsthaft gefährdet worden war. Elefanten gab es bereits seit 1880 nicht mehr in dieser Gegend und die früher zehntausend Tiere zählenden Antilopenherden waren weitgehend verschwunden. Die Schutzmaßnahmen hatten Erfolg und führten zu einer allmählichen Regeneration der Wildbestände. Zugleich wuchs aber der Landbedarf der hier lebenden Volksstämme und der zugewanderten weißen Siedler.

Schon 1928 wurde das Schutzgebiet verkleinert. 1964 wurde das verbliebene Gebiet zum Nationalpark erklärt. Im Zuge des Odendaal-Plans zur Gründung von Homelands Anfang der 1970er Jahre erhielt es seine heutigen Grenzen und hatte nur noch eine Ausdehnung von rund 22.275 km² (295 km in der maximalen Ost-West-Ausdehnung, 110 km in der maximalen Nord-Süd-Ausdehnung). Es ist damit dennoch in etwa so groß wie das Bundesland Hessen und das zweitgrößte Naturschutzgebiet Afrikas. 1973 wurde der Park komplett eingezäunt. Durch künstliche Wasserbohrlöcher stieg der Wildbestand im Park stark an. National Geographic schrieb im März 1983: „Selbst als Etosha zusammenschrumpfte, stieg der Wildbestand innerhalb des verbleibenden Gebietes erheblich. Wie? Nichts leichter als das. Man braucht nur Wasser hinzuzufügen“.

Der Etosha-Nationalpark beherbergt eine sehr große Vielfalt an Großtierarten. Man findet hier bis auf Krokodile, Flusspferde und Büffel nahezu alle Großtierarten des südlichen Afrika. So wurden im Etosha-Nationalpark bisher folgende Anzahl an unterschiedlichen Tierarten nachgewiesen:

114 Säugetierarten
340 Vogelarten
110 Reptilienarten
16 Amphibienarten
1 Fischart

Interessant ist, dass man im Etosha-Nationalpark 21 Vegetationszonen unterscheidet. Für den Laien sind sicher nicht viel mehr als zwei unterscheidbar. Da ist einmal die Etosha-Pfanne mit ihrer weißen und salzigen Ebene, die praktisch vegetationslos ist und die ansonsten graubraune Trockensavanne. Die Fachleute unterscheiden hier noch, ob es überwiegenden Gras-, Kurzstrauch-, Dornbusch-, Trockenwald-, Mopanewaldbewuchs und so weiter gibt.

Butz fährt uns in nordöstlicher Richtung aber immer auch kreuz und quer an die verschiedenen Wasserstellen, wo man naturgemäß am meisten Tiere sieht. Man merkt deutlich, dass er sich hier sehr gut auskennt. So sehen wir im Laufe des Tages bis auf Nashörner fast alle größeren Tierarten, die hier vorkommen. Während der Fahrt durch den Nationalpark ist es nicht erlaubt, das Auto zu verlassen. Lediglich in den Camps darf man den Wagen verlassen. Hier gibt es dann Unterkünfte, Restaurants, Toiletten und Souvenirshops. Die Camps sind entweder neu errichtet oder aus ehemaligen deutschen Polizei- und Militärlagern entstanden. So fahren wir bis etwa 17 Uhr auf holprigen Schotterstraßen durch den Park unterbrochen von gelegentlichen Pausen. Die eindrucksvollste Pause ist sicher die in Halali, wo wir zu Fuß durch das Camp zu einer Wasserstelle wandern können und von einem Beobachtungsplatz aus, die mittägliche Wasserpause einer Elefantenherde beobachten können. Zeitlich hat das Butz ideal abgepasst. Die Fotos erzählen hier sicher mehr als ich niederschreiben kann.

Natürlich ist ein solcher Tag sehr beeindruckend und die Tiere stehen bzw. liegen nicht einfach so an den Wegesrändern, so dass es auch manchmal Geduld braucht, um sie zu entdecken und zu beobachten. Butz hat einen guten Blick dafür, Tiere zu entdecken. So hätte ich weder den Leoparden noch die Löwen ohne seine Hilfe entdeckt. Aber ein langer Tag im Auto ist eben auch anstrengend. Insofern ist es nicht nur aus meiner Sicht etwas unerfreulich, dass wir nun noch nach einbrechender Dämmerung und schließlich Dunkelheit noch über 150 Kilometer zu unserer nächsten Unterkunft fahren müssen. Dies umso mehr, dass es eigentlich auch noch wieder zurück in Richtung Windhoek geht, obwohl unsere nächsten Ziele im Norden liegen. Mir scheint hier eine sehr unglückliche Planung des Reiseveranstalters vorzuliegen. Auch im Etosha-Nationalpark selbst gab es eine ausreichende Zahl guter Lodges. Warum wir nicht hier hätten übernachten können, ist relativ unverständlich. Auch Butz gibt hier keine Antwort und zuckt auf Nachfrage nur die Schultern und verweist auf die Planung des Reiseveranstalters. Es ist dann bereits nach 20 Uhr als wir auf halber Strecke zwischen Tsumeb und Otavi in unserem heutigen Quartier, der Ohange Namibia Lodge (http://ohange.com/), eintreffen. Wir werden von Karla, der Besitzerin sehr freundlich empfangen. Die Lodge macht einen hervorragenden Eindruck. Es gibt für die Gäste wieder Einzelbungalows, die wir aber nun innerhalb von einer Viertelstunde beziehen müssen.

Dann gibt es Abendessen. Für uns ist extra ein Grill aufgebaut worden, auf einem Platz unweit eines Wasserlochs, um das sich auch um diese Zeit Tiere tummeln. Das Essen ist hervorragend. Es gibt wieder viel Fleisch, insbesondere Steaks, Salate und noch andere schmackhafte Beilagen. Mindestens vier schwarze MitarbeiterInnen stehen zu unserer Bedienung zur Verfügung. Während des Abendessens sitzt Karla an einem Kopfende des Tisches und unterhält sich mit uns. Sie erzählt von ihrem Leben hier in Namibia. Karla und ihr Mann Justus betreiben wohl auch noch eine Rinderfarm auf der anderen Seite der B 1 und beliefern die örtlichen Supermärkte mit Rindfleisch. Karla erzählt auch von ihrem schulpflichtigen Sohn und vom Schulsystem in Namibia. Er besucht eine Privatschule, von denen es wohl mehrere gibt. Karla und ihre Familie sind wohl Buren, bezeichnen sich selbst aber als Africaans. Nach dem Essen sitzen wir noch an einem Lagerfeuer beieinander, erzählen und lassen den Tag noch einmal Revue passieren. Zum Schluss gibt es noch einen sehr wohlschmeckenden Stacheldrahtschnaps. Danach ziehen sich aber Heidrun, deren Magen/Darm sich wohl langsam wieder erholt, und ich in unsere Hütte zurück, aber auch die anderen unserer Reisegruppe scheinen nicht mehr allzu lange auszuharren.

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