Interessantes gibt es auch heute nicht über die Tour zu berichten. Noch nicht einmal ein Rentier lief mir über den Weg. Lediglich zwei größere Reiher machte ich in einem Moorgebiet aus. Ja, Moorgebiete zeichnen Finnland offensichtlich auch aus. Zumindest hier oben gibt es eine ganze Menge Moorgebiete. Neben dem Moor radle ich eben weiter auf Asphalt durch Wälder und Auen könnte man sagen. Immerhin ist inzwischen hier soviel Boden vorhanden, dass es viele bunt blühende Wiesen gibt. Klimatisch ist hier gerade Frühling. Die Tour verlief heute recht zäh, wobei ich gar nicht genau weiß, woran es lag, denn es waren nur etwas über 200 Höhenmeter zu überwinden und auch der Wind war eigentlich kein großes Problem. Ich fand die teilweise hunderte Meter langen und eigentlich nur leichten Steigungen dennoch sehr zäh und es kostete mich doch Zeit.

Gestrandet bin ich dann heute in Savukoski, einer Gemeinde die flächenmäßig zweieinhalbmal so groß wie das Saarland ist aber gerade einmal 1.000 Einwohner auf dieser Fläche hat und damit mit 0,16 Einwohnern je qkm selbst in Finnland die dünnbesiedeltste Gemeinde ist. So sieht es denn hier auch aus. Der Supermarkt ist eigentlich ein etwas größerer Dorfladen. Er hatte heute wohl auch irgendeine Haverie und deshalb lagen die Lebensmittel ziemlich verstreut in irgendwelchen Kisten herum. Ansonsten hat der gleichnamige Hauptort wirklich wenig zu bieten. Ein Restaurant gibt es nur in einem etwas abseits gelegenen Hotel. Nicht einmal einen Imbiss konnte ich ausmachen. Mein Quartier habe ich in einem B&B genommen, das aber recht ordentlich ist. Nun brauche ich heute auch nicht in meinem Schlafsack übernachten, sondern habe ein frisch bezogenes Bett.

Inzwischen führt die Tour auch wieder nach Osten, der russischen Grenze entgegen. Der Bogen um den Inarisee wurde von den Initiatoren des Radweges doch recht weit gezogen. Hier wird sich in den nächsten Jahren aber sicher noch das eine oder andere verändern. Für die Finnen führt die Route aber nun auf den nächsten paar hundert Kilometern durch ein sehr geschichtsträchtiges Gebiet. Hier tobte der sogenannte Winterkrieg zwischen Russland und Finnland vom 30. November 1939 bis zum Frieden von Moskau am 13. März 1940.

Hintergrund waren Gebietsforderungen Russlands auf die Karelische Landenge im äußersten Südosten Finnlands, die die Russen mit unabdingbaren Sicherheitsinteressen für die Stadt Sankt Petersburg begründeten. Nachdem die finnische Regierung die Gebietsansprüche zurückwies, griff die Rote Armee das Nachbarland an. Letztlich ging es der Sowjetunion wohl darum, sich das gesamte finnische Staatsgebiet gemäß dem Rippentrop-Molotow-Pakt einzuverleiben. Die finnischen Streitkräfte hatten gegen die zahlen- und materialmäßige Übermacht der Roten Armee eigentlich keine Chance. Es gelang ihnen aber dennoch den Angriff zunächst zu stoppen. Erst auf Grund von umfassenden Umgruppierungen und Verstärkungen konnte die Rote Armee im Februar 1940 eine entscheidende Offensive beginnen und die finnischen Stellungen durchbrechen. Am 13 März 1940 beendeten die Parteien den Krieg mit dem Friedensvertrag von Moskau. Finnland konnte zwar seine Unabhängigkeit bewahren, musste aber erhebliche territoriale Zugeständnisse machen und insbesondere große Teile Kareliens abtreten.

Rund 70.000 Finnen wurden in diesem Krieg getötet und verwundet. Die sowjetischen Opfer sind nicht genau bekannt. Man geht aber von einem Vielfachen aus. Die handstreichartige Einverleibung Finnlands endete für die Sowjetunion damit zunächst in einem unerwarteten Fiasko. Der Kriegsverlauf offenbarte Schwächen in der Roten Armee, die die sowjetische Führung zu umfassenden Reformen veranlasste. Aber noch eine weitere Folge hatte dieser Krieg in seiner Außenwirkung. So führte er im Deutschen Reich zu einer folgenschweren Unterschätzung der militärischen Stärke der Sowjetunion.

Vor dem Hintergrund der hier geschilderten Ereignisse ist es natürlich kein Wunder, dass die Finnen ihrer Heldentaten an verschiedenen Orten gedenken. Diese Orte liegen in den nächsten Tagen auf meiner Strecke.

Tagesdaten: 64,61 Km; 05:27:16 Std. Fz.; 11,84 Km/h; 252 Hm

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