Heute Morgen zum letzten Mal unter der Obhut von Bojan gefrühstückt. Danach ging es bereits gegen 8:30 Uhr los. Eigentlich sollte die Tour nach Lom in zwei Tagesetappen erfolgen. Aber mir war es ganz recht, möglichst bald einen meiner Ruhetage wieder herauszufahren. So reifte schon früh die Überlegung, ob es nicht bereits heute bis nach Lom gehen könnte. Es lief auch recht flott. Die Grenze nach Bulgarien erreichte ich schon gegen 10 Uhr und da außer mir niemand sie überschreiten wollte, war ich in weniger als fünf Minuten in Bulgarien. Am Rathaus in Bregovo, dem ersten bulgarischen Ort, fand ich dann auch gleich einen Geldautomaten und besorgte mir die notwendigen bulgarischen Lew. Der Ort machte mir ansonsten den Eindruck als sei ich in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurückversetzt worden. Außer zahlreichen EU-Flaggen, Bulgarien hat gerade die EU-Ratspräsidentschaft inne, war alles wie früher. Selbst Musik quoll noch aus alten Lautsprechern.

Nach Vidin fahre ich nun nicht direkt an der Donau entlang, sondern schneide sozusagen eine Donauschleife ab, was mir 20 Kilometer einspart. Es geht weitgehend über flaches Land. Nur eine Erhebung muss ich hier bewältigen. Die Fahrt ist recht monoton. Wiesen und Felder. Keine Ortschaften, von einem kleinen Dorf mal abgesehen. Vidin liegt direkt an der Donau, ist das administrative Zentrum des gleichnamigen Oblast (Kreis) Vidin, der im äußersten Nordwesten von Bulgarien liegt und hat etwas über 40 Tsd. Einwohner. Wenn man nach Vidin kommt, hat man den Eindruck man fährt auf einen riesigen Riegel von Plattenbauten zu. Die Stadt macht auch keinen modernen Eindruck. Einziges modernes Bauwerk, das ins Auge sticht, ist die erst vor zwei Jahren eröffnete Brücke über die Donau. Bulgarien verfügt damit nun neben der Brücke in Russe über zwei Donaubrücken auf einer Länge von mehr als 600 Kilometern. Ansonsten ist die Stadt noch ziemlich heruntergekommen, obwohl sie mit den alten Stadttoren, der FestungBaba Wida am Ufer der Donau, der Kathedrale Sweti Dimitar, die die zweitgrößte Bulgariens sein soll und auch der leider nur noch als Ruine vorhandenen Synagoge einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Auf einer kleinen Stadtrundfahrt schaue ich mir die Hauptsehenswürdigkeiten an. Dabei merke ich, dass es doch schon eine Stunde später ist, weil ich inzwischen in der osteuropäischen Zeitzone angelangt bin.

Die nächsten 30 Kilometer geht es dann entlang der Donau auf sehr verkehrsreichen Nationalstraßen. Es gibt zwar wenig Steigungen aber viel Verkehr. Man fährt aber weitgehend durch eine Ruinenlandschaft. Industrieruinen aber auch viele Wohnruinen. Mein Eindruck auf dieser Fahrt ist, dass in dieser Gegend Bulgariens rund 70 Prozent der Bebauung inzwischen Ruinen sind, die aber durchaus noch bewohnt werden. Um es zusammenzufassen, ich bin selten durch eine so trostlose Gegend gefahren wie heute. Der Trip machte mich richtig depressiv.

Die ersten Pferdefuhrwerke begegnen mir, wobei die Pferdewagen auch aus einer anderen Zeit stammen. Ich würde mich hier nicht draufsetzen wollen. Auf der ganzen Strecke bieten auch an einigen Parkbuchten immer wieder etwas aufreizend gekleidete Damen, eher Mädchen, ihre Dienste an. Sie wirken nicht sonderlich engagiert, sondern eher gelangweilt. Mich ignorieren sie, was ich zunächst auf mein fortgeschrittenes Alter zurückführe, bis mir klar wird, dass es wohl eher an meinem Fortbewegungsmittel liegt, mit dem ich nicht zum Adressatenkreis ihrer Dienstleistungen gehöre.

Die letzten 20 Kilometer vor Lom werden noch einmal etwas schwierig. Zwar lässt der Verkehr nach, aber zunächst hat die die Straße ein Profil als wäre sie ein asphaltierter Feldweg, dann wird es auch erheblich hügeliger und schließlich zieht auch noch leichter Regen auf. Gott sei Dank verbesserte sich die Straße dann auf den letzten 8 Kilometern noch einmal, so dass ich Tempo machen konnte und vor einem größeren Regen das Hotel erreichte, was ich bei booking.com mir angeschaut hatte. Da ich nicht über booking.com gebucht hatte, war es auch gleich 7,50 € preisgünstiger. Allerdings weiß ich nicht, ob ich nicht das schlechteste Zimmer bekommen habe. Das Interieur war sicher schon über 50 Jahre alt, der Tisch wackelte und die Dusche ließ sich nicht anstellen, weil der entsprechende Hebel sich nicht bewegen ließ. Allerdings war Lom offenbar gut besucht. In zwei Gaststätten war kein Tisch mehr frei. In der dritten dann bekam ich einen Tisch, das Essen war auch eigentlich recht ordentlich. Aber es bekam mir offensichtlich nicht, wie ich dann in der Nacht feststellen musste.

Tagesdaten: 104,93 km; 8:06:34 Std. Fz; 12,93 km/h; 522 Hm

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