09.08.2017: Havelberg – Tangermünde – 71,61 km; 125 Hm; 12,50 km/h

Heute nicht ganz so gut geschlafen und auch das Frühstück war etwas sehr einfach. Über dem Fruchtsalat aus der Dose tummelten sich Dutzende Fliegen. Da habe selbst ich verzichtet. Das schöne Wetter hat allerdings entschädigt. Dann ging es als erstes noch einmal mit der Gierfähre über die Elbe nach Werben. Werben ist für mich nach Tangermünde die reizvollste Stadt der Altmark. Sie ist die kleinste Hansestadt der Welt, so nun die Eigenwerbung, und hat gerade einmal 600 Einwohner. Der Ort war offensichtlich wegen seiner Lage an einem Elbübergang schon früh von Bedeutung für Handel und Handwerk. In dieser Stadt war aber auch die älteste Gründung des Johanniterordens zumindest im norddeutschen Raum. Dies hatte Albrecht der Bär nach seiner Pilgerfahrt in den Jahren 1158 bis 1159 veranlasst, als er die Wohltaten dieses Ordens kennenlernte und 1160 die Einkünfte der Werbener Kirche samt allem Zubehör einschließlich sechs Hufen Landes dem Johanniterhospital in Jerusalem übertrug. Der Ort bemüht sich heute nach Kräften auf sich aufmerksam zu machen und das ist auch gut so. Letztes Beispiel ist die Profilierung als Storchenstadt, womit es mit Wahrenberg in Sachsen-Anhalt und Rühstädt in Brandenburg konkurriert.

Werben ist einen Besuch wert und kann auch durchaus für einen Urlaub herhalten, wenn man sich an den Landschaften der Elbauen und an geruhsamer Ausspanne erfreuen kann. Neben dem Stadtbild hat Werben drei hervorhebenswerte Sehenswürdigkeiten: Da ist zum einen die gotische Pfarrkirche St. Johannis, die schon von Weitem mit ihrem mächtigen Backsteinturm und dem steilen Dach aus den flachen Elbniederungen hervorsticht. Auch hier wurde der spätromanische Ursprungsbau bereits im 12 Jhd. begonnen. Sie verfügt über umfassende mittelalterliche Glasmalereien. Ferner sind hervorhebenswert der Flügelaltar aus dem 18. Jahrhundert und der Annenaltar aus dem 16. Jahrhundert. Weiter sind auch das bronzene Taufbecken aus dem Jahre 14898, ein monumentaler fünfarmiger Standleuchter von 1488, die Orgel aus dem Jahre 1747 und das spätgotische Chorgestühl erwähnens- und sehenswert. Unter den Grabmälern sticht das der im Jahre 1608 verstorbenen Blandina Goldbeck hervor, der Tochter des Dekans des Doms zu Havelberg und Ehefrau des Christoph Goldbeck, der Ratsherr in Werben war.

Zum anderen sind hier die inzwischen schmuck restaurierte Salzkirche, die Stadtbefestigung und hier insbesondere das aus Backstein gemauerte Elbtor mit seiner spitzbogigen Durchfahrt und dem runden, zinnenbekrönten Turm zu nennen. Aber auch der Marktplatz und das Rathaus sind sehenswert. Etwas erstaunlich mutet das Denkmal für den Schwedenkönig Gustav-Adolf vor dem Rathaus an, der im Dreißigjährigen Krieg die Stadt in Besitz nehmen ließ, um von dort aus mit einer berüchtigten Schwedenschanze die Haveleinfahrt und die Elbe zu beherrschen.

Nach der Besichtigung von Werben fahre ich zurück nach Havelberg. Hier gibt es für mich als Besichtigungsmuss immer den St. Marien Dom zu Havelberg. Er war die Hauptkirche des Bistums Havelberg, das Otto I. im Jahr 946 oder 948 im Rahmen der Deutschen Ostsiedlung gründen ließ, um die ortsansässigen Westslawen besser missionieren zu können. Havelberg war damit neben Brandenburg das früheste Bistum östlich der Elbe. Beeindruckend an der Innenausstattung sind insbesondere die Glasfenster, drei Sandsteinleuchter, der Lettner, das Chorgestühl und vor allem die Triumphkreuzgruppe. Während die genannten Sehenswürdigkeiten mittelalterlichen Ursprungs sind, gehören der Hochaltar und die Kanzel zur barocken Ausstattung des Havelberger Doms.

Nach der Besichtigung lasse ich mir in einem nahegelegenen Café einen Cappuccino und zwei Stücke selbstgebackenen Kuchen, sozusagen mein Mittagessen, schmecken. Danach geht es auf die Piste. Ich habe umdisponiert und strebe heute Tangermünde an. Rund 50 Kilometer liegen noch vor mir und ich komme erst gegen 14.30 Uhr los. Dort möchte ich zwei Nächte bleiben und einiges von dem, was ich mir ansehen wollte, von dort aus unternehmen. Die Fahrt verläuft problemlos. In Schönhausen mache ich noch einen Zwischenstopp und besuche die Bismarcks. Viel ist ja nicht mehr geblieben, seit die DDR-Führung in ihrer realsozialistischen Weisheit die Sprengung des Geburtsschlosses von Otto von Bismarck als eines Symbols des preußischen Militarismus durchsetzte. Sehenswert ist nach wie vor der Park des Schlosses, der zur Zeit wegen Unfallgefahr durch umstürzende Bäume gesperrt ist und die romanische sogenannte Dorfkirche aus dem frühen 13. Jhd., die jeder Großstadt zur Ehre gereichen würde.

Dann geht es weiter nach Tangermünde, meiner Lieblingsstadt in der Altmark. Hier nehme ich Quartier und genieße das Abendessen wie schon mehrmals in der Kirche St. Nikolai, die es zu einem viel beachteten Restaurant gebracht hat. Nun freue ich mich über ein funktionierendes Wlan und werde daher bald meine Reiseberichte noch durch entsprechende Fotos aufhübschen können.

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