08.08.2017: Seehausen – Havelberg – 74,10 km; 106 Hm; 12,66 km/h

Geschlafen habe ich gut und das Frühstück war auch ordentlich im Hotel Alanda in Seehausen. Auch das Wetter ist schön und sonnig aber nicht zu heiß geblieben. So verspricht es ein schöner Tag zu werden. Ich lasse es heute langsam angehen. Ich möchte mir gerne noch die St. Petri Kirche anschauen, die direkt neben dem Hotel steht und die selbst in der Altmark eine Besonderheit darstellt. So ist sie ein gotischer Backsteinbau, der aus einem romanischen Vorgängerbau errichtet wurde. Angesichts der Größe von Seehausen mit gerade einmal 7. Tsd. Einwohnern einschließlich der Eingemeindungen, lässt die weithin ins Land sichtbare St. Petri Kirche die ursprüngliche Bedeutung von Seehausen erkennen. Heute wird die Kirche notdürftig in Stand gehalten, was ihrem zunehmenden baulichen Verfall aber wenig aufhält. Dennoch, das Dach ist erst einmal ausgebessert, so dass dadurch wieder mehrere Jahre Bestand gesichert sind. Es ist schon eine Herausforderung ein solches Kulturgut in Schuss zu halten. Um 10 Uhr werde ich eingelassen. Ein älterer Herr, der nicht der Küster ist und auf meine Frage antwortet, dass er nichts Besonderes sei, versucht mir einiges zur Kirche zu erklären. Da er unter Sprachstörungen nach einem Schlaganfall leidet, gestaltet sich das Gespräch schwierig, weil bei mir das Gehör nicht recht auf seine Ausführungen anspricht. Trotzdem bekomme ich einige interessante Dinge mit.

Im Wesentlichen enthält die Kirche vier Highlights. Zum einen gibt es noch das alte romanische Rundbogenportal, das durch eine dreischiffige gotische Vorhalle geschützt wird. Sodann ist da der holländische Schnitzaltar aus dem 16. Jhd. mit stark plastischen Reliefs, der in der Mitte die Kreuzigung und seitlich sechs kleinere Passionsszenen zeigt. Ferner sind die ebenfalls hölzerne Kanzel von 1710 und der Sandstein-Epitaph des 1617 gestorbenen Bürgermeisters J. Gratz und seiner Frau, die in Zeittracht und als Flachrelief dargestellt sind, sehenswert.

Man lässt mich auch auf den Turm hinauf, wo bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch ein Türmerehepaar lebte, das dort auch Ziegen, Hühner und Kaninchen hielt und auch einen Wäscheboden zum Trocknen hatte. Beim Turmaufstieg wird mir aber klar wie marode der Turm eigentlich ist. Die Holztreppen machen keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck mehr und auch die Wohnung des Türmers wirkt nicht gerade einladend. Wenn die drei Räume zusammen 30 qm haben, wäre es viel. Leider fehlt eine Plattform von der aus man ins Land schauen kann. So bleibt der Blick durch die etwas trüben Fenster der Türmerwohnung, der den möglichen Blick über die Altmark zumindest erahnen lässt. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass ich recht froh war, den Turm wieder unbeschadet verlassen zu können.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Ich erreiche zwar mein Ziel Havelberg, aber meine Strecke habe ich nicht ganz geschafft. Dabei bin ich ansonsten wieder in keine Kirche hineingekommen. Selbst in der Hansestadt Osterburg, wo eigentlich nur noch die gotische Hallenkirche St. Nikolai an die einstmalige Blütezeit der Stadt im 15. Jahrhundert erinnert, stehe ich vor verschlossenen Türen und erhalte auch nirgends Auskunft über die Öffnungszeiten der Kirche. So bleibt mir nur der äußere Besuch von etwa einem halben Dutzend Kirchen. Dabei wird mir aber dennoch klar wie viele Kirchen hier auch Patchwork-Kirchen sind, die sowohl aus Feldstein aber auch aus Bachsteinteilen bestehen oder ursprünglich romanisch waren und dann gotisch umgebaut wurden. Auch landschaftlich ändert es sich wieder. Südlich von Seehausen tritt der Sandboden zurück und wird wieder mehr Lehmboden. Die Wälder sind nicht mehr nur Pinienwälder, sondern werden wieder zu Mischwäldern. Auch die Viehwirtschaft tritt wieder etwas in den Hintergrund und man fährt wieder durch riesige Getreidefelder die gerade geerntet werden und Maisfelder, die ihre Kolben noch voll ausreifen lassen müssen aber ansonsten schon eine beachtliche Größe erreicht haben und die Blicke übers Land behindern.

Am Nachmittag werde ich Opfer einer falschen Beschilderung aber auch meiner nicht rechtzeitigen Analyse dieses Fehlers. So komme ich nach einer Stunde genau da wieder an, wo ich vor einer Stunde schon einmal war und es kommt zu einem Umweg von 10 Kilometern, der natürlich meine Zeitplanung durcheinander haut. So disponiere ich um und fahre auf dem direkten Weg nach Havelberg und verschiebe die Besichtigung von Werben, der kleinsten Hansestadt in Deutschland, auf morgen. Hier im Gasthaus Mühlenholz bin ich zwar nicht direkt in Havelberg aber unweit der Elbe und habe ein vorzügliches Abendessen zu mir genommen. Leider muss ich einmal mehr feststellen, dass auch hier das Wlan nur unzureichend funktioniert und ich daher meinen Bericht wahrscheinlich heute nicht werde absetzen können. Die Bilder kommen auf jeden Fall später. Aber jetzt sind sie da!

lick

 

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