Heute also keine Tour, sondern Tours. Ich habe nicht so gut geschlafen, weil es hier im Hotel zweimal irgendwelche langanhaltenden Tongeräusche gab, die mich weckten. Ob da irgendwelche Alarme ausgelöst wurden weiß ich nicht. Es war auf jeden Fall lästig und passiert ist nichts, was ja auch gut so ist. Das Frühstück war für ein Budget Hotel in Frankreich ordentlich. Es gab sogar frischen Obstsalat. Nach dem Frühstück habe ich erst einmal die noch ausstehenden Berichte von gestern und vorgestern fertiggemacht. Danach ging es auf einen Rundgang durch die Stadt.

Tours ist mit etwa 140 Tsd. Einwohnern nach Nantes und neben Angers und Orléans eine der größeren Städte an der Loire. Dier Wirtschaft in und um Tours soll recht vielfältig sein mit mittleren und größeren Betrieben in Industrie und Dienstleistungen. Natürlich ist die Tourraine wie die Region um Tours heißt auch ein bekanntes Weinbaugebiet. Im 15. Und 16. Jahrhundert muss Tour einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die von König Ludwig geförderte Seidenwarenherstellung erlebt haben. Von dem Reichtum zeugen noch einige prächtige Stadtpalais, die in dieser Zeit entstanden sind. Ebenfalls in dieser Zeit wirkten in Tours mehrere bedeutende Bildhauer und Maler, die zur Hebung des Ruhms der Stadt auf dem Gebiet der Bildenden Kunst beitrugen. Als Hauptsehenswürdigkeiten hatte ich die Kathedrale Saint-Gatien, die Basilika Saint-Martin und die historische Altstadt mit der Place Plumereau ausgemacht. Natürlich gibt es noch diverse Museen sowie einige Klöster.

Das erste was auffällt. Tours ist eine Stadt, deren vorrangiges Baumaterial der Tuffstein war. Sehr schön anzusehen, wenn er noch nicht alt ist, weniger schön und eher schmuddelig, wenn er schon älter ist. Die Kathedrale von Tours, die ich als Erstes besuchte, ist der Sitz des Bischoffs von Tours und ist dem ersten Bischof von Tours dem heiligen Gatianus geweiht. In der heutigen Form wurde der Bau 1220 begonnen und mit den beiden Türmen 1507 bzw. 1509 fertiggestellt. Vor dem Hintergrund der Bauzeit repräsentiert die Kathedrale sämtliche Entwicklungsstufen der Gotik. Ihre besondere Bedeutung hat sie baugeschichtlich wohl wegen der zahlreichen Glasfenster. So hat allein die Apsis 15 prächtige Fenster, die das übliche Repertoire aufweisen und von den Heiligenlegenden, der Erschaffung der Welt sowie der Leidensgeschichte Christi zeugen. Die meisten dieser Glasfenster gehen noch auf das 13 bis 15 Jhd. zurück. In einer kleinen Kapelle findet sich ein Marmorhochgrab für Charles-Orland und Charles, die Söhne Karls VIII. und seiner Frau Anne de Bretagne, deren früher Tod dazu führte, dass diese Linie der Valois ausstarb.

Nach einem kurzen Blick auf das nahegelegene Schloss spaziere ich durch die Altstadt, die sich erst einmal als Gourmetmeile darstellt. Es findet sich an der Rue Coilbert und an der Rue de Commerce sowie um die Place Plumereau ein Lokal neben dem anderen und viele Feinkostläden. Bemerkenswert sind auch die mittelalterlichen Häuser an der Place Plumereau mit ihren Schnitzereien aus dem damaligen Leben der Stadt.

Dann spaziere ich sicher zu der bedeutendsten Sehenswürdigkeit der Stadt, der Basilika St-Martin. Ich brauche erst mal eine Zeit, bis ich die Zusammenhänge verstehe. St-Martin von Tours war der den wir von den Martinsumzügen am 10. November und vom Martinsgansessen kennen. Über seinem Grab wurde später eine riesige Basilika errichtet, die ein Jahrtausend lang als eine der wichtigsten Pilgerstätten der Christenheit galt. Diese ehemalige Basilika existiert aber nicht mehr. Sie verfiel im 18. Jhd. und wurde während der französischen Revolution schließlich zerstört. Stehen geblieben sind nur noch zwei Türme, der Tour Charlemagne, der irgendetwas mit Karl dem Großen zu tun haben muss und ein Glockenturm. Die Entfernung der beiden Türme voneinander und die in die Straßen eingelassenen Grundrisse der ehemaligen Kirche zeugen von einem gewaltigen Bauwerk, dass zu seiner Zeit eine der Größten Basiliken der Christenheit gewesen sein muss. Ende des 19. Jhd. hat man dann eine neue Basilika im neobyzantinischen Stil errichtet. Auch nicht gerade klein, aber verglichen mit den Grundrissen der alten Basilika, ginge sie darin förmlich unter. Hier kann man dann das besichtigen, was als Grab des Heiligen Martin ausgegeben wird.

Nachdem ich mir das nun alles angeschaut habe, treibt mich der Hunger in ein Lokal. Danach spaziere ich noch in einigen Schleifen durch die Stadt und zurück in mein Hotel. Abends mache ich den Rundgang durch die Stadt noch einmal und kehre in einem Nudelrestaurant für eine Lasagne ein.

Tagesdaten: 12 Km Fußmarsch durch Tours

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