Am Freitag fuhren wir in in eine weitere ehemalige Hauptstadt Sri Lankas nach Polonaruwa. Sie wurde zunächst von den südindischen Cholas, die 993 Anuradhapura gestürmt hatten, etwa 90 Kilometer weiter östlich gegründet. Aber auch als die Singhalesen ihr Land im 11. Jahd. wieder zurückerobert hatten, blieben sie in Polonnaruwa und machten die von den Südindern errichtete Hauptstadt zur eigenen. Drei bedeutende singhalesische Herrscher prägten die Stadt. Zum einen Vijayabahu (1056-1111), der das Land wieder zurückeroberte. Aber auch Prakrambahu I. (1153-1186) und Nissanka Malla (1187-1196) prägten die Stadt mit ihren Bauten. Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt dann aufgegeben und der Dschungel überwucherte Paläste und Klöster. Inzwischen hat man die Reste der Stadt wieder freigelegt und so besuchen wir die Statue des wohl bedeutendsten Königs Parakramabahu, die Palastanlage des Nissanka Mala, den buddhistischen Tempelbezirk und die Buddhastatuen von Gal Vihara.
Unsere Mittagspause legten wir in einem traditionellen kleinen sri lankischen Gasthaus ein, wo wir uns unser Mittagsmahl auf einem mit einem Palmenblatt ausgelegten tellerförmigen Korb zusammenstellten. Die Sri Lankesen essen mit den Fingern, uns und anderen Touristen wurde aber auch ein Besteck zur Verfügung gestellt. Am Nachmittag gab es dann eine beeindruckende Safari in den Minneriya Nationalpark, wo wir über 100 Elefanten bestaunen konnten. Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis.
Am Samstag ging es dann nach Kandy, auch eine ehemalige Hauptstadt Sri Lankas. Ansonsten wurden wir zur weiteren Ankurbelung der Wirtschaft Sri Lankas (miss)braucht und besuchten auf unseren Wunsch hin einen recht hochwertigen sri lankesischen Textilladen, dann eine Holzschnitzerei und schließlich – nicht auf unseren Wunsch hin – noch einen sogenannten Kräutergarten, der sich allerdings als recht offensive Werbeinitiative für ayurvedische Produkte darstellte. Die Fahrt nach Kandy war zwar nur 150 Kilometer. Dafür muss man hier aber rund 6 Stunden rechnen. In Kandy bezogen wir für die nächsten 2 Tage ein neues Hotel. Es war zwar nicht mehr so schön wie das letzte, aber es lag zentral und wir werden hier den Jahreswechsel verbringen.
Gestern am Sylvestertag standen dann in Kandy ein Besuch des Botanischen Gartens in dem Vorort Peradeniya und des berühmten Zahntempels, der den linken oberen Eckzahn Buddhas hütet, auf dem Programm. Der Botanische Garten ist wirklich sehr sehens- und auch begehenswert. Er war ursprünglich der königliche Wald, wurde aber von den Engländern im 19. Jhd. zum Botanischen Garten umgestaltet. Besonders sehenswert sind der Palmengarten, der die Vielfalt dieser Pflanzenfamilie zeigt, das Orchideenhaus und die Königspalmenallee, wo man tausende herumflatternde Flughund beobachten kann. Von uns nicht angesehen wurden die ebenfalls berühmten Gedenkbäume, die von Honoratioren aus aller Welt gepflanzt wurden. Dennoch haben wir uns hier mehr als zwei Stunden aufgehalten und man könnte unschwer den ganzen Tag hier verbringen.
Danach ging es noch einmal durch den wieder einmal sehr dichten und chaotischen Stadtverkehr. Es stand der Besuch einer Edelsteinschleiferei auf dem Programm. Obwohl auch dies wohl eher eine Verkaufsanimation für teure Schmuckstücke sein sollte, war die Einführung und ein entsprechender Film sogar auf Deutsch über die Edelsteingewinnung in Sri Lanka sehr instruktiv. Dan ging es sicher zur bedeutendsten und meistbesuchten Sehenswürdigkeit von Kandy, dem Zahntempel. Schon die Anfahrt war wieder abenteuerlich. Aber unser Reiseleiter ist da sehr routiniert und wenn er keinen Parkplatz findet, hat er zumindest überall einen Freund, der schnell erspäht oder hergeholt wird und uns in Empfang nimmt, um uns durch die Sehenswürdigkeit zu geleiten. Diesmal war der Ersatzführer sehr engagiert, allerdings war sein Englisch leider so, dass ich es überhaupt nicht verstanden habe.
Als Nichtbuddhisten kann man die Bedeutung des Zahntempels so einschätzen, dass er in früheren Zeiten vor allem der Legitimation der Könige diente. Wer also im Besitz des Zahnes war, konnte sich mit Fug und Recht König nennen und wurde auch als solcher anerkannt. So wanderte der Zahn schon über 2000 Jahre durch die Hauptstädte Sri Lankas und ist nun endgültig in Kandy etabliert, weil dies die letzte Hauptstadt des Königreichs war, bevor dieses 1815 durch die Briten aufgelöst wurde. Den Zahn selbst bekommt das Volk aber nur selten zu Gesicht, weil er in einem Reliquienschrein aufbewahrt wird, der nur selten geöffnet wird. Wir kamen noch nicht mal in das Vergnügen uns den Reliquienschein anzusehen, weil dort gerade eine spirituelle Veranstaltung von Würdenträgern stattfand.
Abends dann Sylvester im Hotel. So ein Silvesterabend läuft erheblich zivilisierter ab als in Deutschland. Im Hotel gab es ein hervorragendes Abendbuffet. Abends gab es dann auf der Dachterrasse Tanz, aber wir hatten nicht den Eindruck, dass hier in irgendeiner Weise über Es wurde noch nicht einmal Sekt zum Jahreswechsel getrunken, was sich auch an den horrenden solcher Art alkoholischer Getränke liegt. Ansonsten gab es zum Jahreswechsel einige Kracher und ein paar Raketen, nicht vergleichbar mit dem, was in Deutschland in den Himmel geschossen wird. Um 0.30 Uhr ist es dann auch schon vorbei und die Stadt versinkt in den Schlaf.
Heute am Neujahrstag ging es in das Hochland von Sri Lanka. Für 150 Kilometer waren 6.30 Stunden angesetzt und die brauchte man auch. Nachdem die Briten während der Besatzungszeit mit dem Kaffeeanbau kein Glück hatten, weil sich Kaffeerost entwickelte und von hier aus auch in andere Teile der Welt übertragen wurde, schwenkten sie auf Teeplantagen um, mit denen sie das Hochland von Sri Lanka belegten. Die Teeplantagen haben ein sehr charakteristisches Aussehen, weil die Teepflanzen wie kleine Bäume wirken, die aber nur etwa einen Meter hoch sind, weil sie alle fünf Jahre auf diese Höhe zurückgestutzt werden. Für den Tee werden lediglich die jüngsten Triebe mit bestenfalls fünf Blättern gepflückt und dann zu Tee weiterverarbeitet. Das Pflücken wird meistens von einer Unzahl tamilischer Frauen erledigt, die es am Tag auf 20 kg bringen müssen, sonst gibt es Lohnabzug. 20 kg aus fünfblättrigen Trieben zusammenzubekommen erscheint mir recht schwierig. Unser Reiseführer Indika meint jedoch, dass dies von den meistens bewältigt werde. Wir besuchen auch eine Teefabrik, wo uns der Weiterbverarbeitungsprozess erläutert wird. In Ella, über 1000 Meter hoch gelegen, beziehen wir heute für weitere zwei Nächte Quartier. Vom Hotel aus hat man eine phantastische Aussicht in die umgebende Bergwelt, die einen hoffentlich für das etwas laute und nicht sehr reinliche Zimmer des Heavens Edge entschädigt.