Sri Lanka – Eine Annäherung

Nun liegt unsere Reise nach Sri Lanka schon wieder einige Wochen hinter uns. Ich wollte aber auf jeden Fall noch einen kurzen Rückblick auf dieses ungewöhnliche und eindrucksvolle Land wagen. Das geht hier sicher nur recht steckbriefartig. Aber ein Versuch ist es wert. Wahrscheinlich geht es vielen anderen auch so wie mir: Außer den Begriffen Ceylon, mehr als Tee denn als Land, Tamilen, die einen Bürgerkrieg anzettelten und Tsunami, von dem Sri Lanka wohl mit am stärksten verwüstet wurde, war mir Sri Lanka völlig fremd.

Wenn man auf dem internationalen Flughafen von Colombo ankommt, erinnert dieser eher an einen Provinzflughafen als an einen internationalen Flughafen. Auch bei den Sicherheitskontrollen geht es etwas gelassener zu als man das sonst von internationalen Flughäfen gewohnt ist. Dennoch hat man nicht den Eindruck, dass hier laxer kontrolliert wird. Das erste, was uns dann außerhalb des Flughafens auffiel, ist der doch abenteuerliche Verkehr in dieser dichtbesiedelten Gegend um die Hauptstadt Sri Lankas, Colombo. Das zweite, was wir registrierten war die abenteuerliche, offensichtlich aber recht sichere Fahrweise der Sri Lankesen. Wir hätten in diesem, Straßenverkehr wahrscheinlich nicht bestehen können. Es ist ein Konglomerat von Autos, Bussen, Lastwagen, Tuk Tuks, Motorrädern, Motorrollern, Mopeds und Fahrrädern, Hunden, Kühen und Fußgängern. Da wird überholt, wo es einem Westeuropäer erst einmal die Haare sträubt, bis man schließlich zur Kenntnis nimmt, dass doch relativ wenig passiert. Dominierendes Verkehrsmittel sind die aus Indien importierten Tuk Tuks, eine Mischung aus Auto und Moped bzw. Motorrad. Eigentlich kann man es am besten als Moped mit einer Kabine für Fahrer und zwei Plätzen auf der Rückbank beschreiben. Auf diese Rückbank passen aber manchmal bis zu vier Menschen drauf. Wie ich inzwischen erfahren durfte, gibt es aber doch wohl auch Deutsche, die sich zutrauen, sich selbst in den Verkehr zu stürzen wie Wilfried und Giesela Hofmann, die etwa gleichzeitig mit uns in Sri Lanka waren und eine große Rundreise selbststeuernd mit einem der zahlreichen Tuk Tuks gemacht haben. Da sie auch sonst noch verrücktere Sachen machen als ich, sei hier auf ihre Webseite „grenzenlosabenteuer.de“ verwiesen

Sri Lanka ist eine Insel und hat die Form einer offenen Handfläche oder einer aufgeschnittenen Avocado, was es meines Erachtens besser trifft. Sri Lanka, das früher als englische Kolonie Ceylon hieß, ist etwas kleiner als Bayern, hat aber etwa doppelt so viele Einwohner. Es liegt wie eine Perle südöstlich des indischen Subkontinents. Sri Lanka ist seit 1949 unabhängig. Seit 1972 heißt die Insel und der Staat Sri Lanka, was so viel wie „ehrenwerte Insel“ heißt. Sri Lanka ist multiethnisch und auch mehrsprachig. Die dominierende Bevölkerungsgruppe Sri Lankas sind die Singhalesen, die etwa 75 Prozent der Bevölkerung stellen. Die größte ethnische Minderheit sind mit etwa 15 Prozent die Tamilen, wobei hier die Sri-Lanka-Tamilen und die indischen Tamilen zu unterscheiden sind. Die einheimischen Sri-Lanka-Tamilen machen etwa 11 Prozent der Bevölkerung aus und siedeln im Norden und im Osten der Insel. Die indischen Tamilen sind dagegen Nachfahren von Tamilen, die während der britischen Kolonialzeit aus Südindien als Plantagenarbeiter nach Sri Lanka einwanderten bzw. geholt wurden. Ihr Bevölkerungsanteil beträgt etwa 4 Prozent und die meisten von ihnen leben in den Teeanbaugebieten im zentralen Hochland. Etwa 9 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Moors, tamilischsprachige Muslime, die sich als Nachfahren arabischer Händler verstehen, über die ganze Insel verteilt leben aber besonders stark an der Ostküste Sri-Lankas angesiedelt sind. Zu den tamilischsprachigen Muslimen gehören noch etwa 40 Tsd. Malaien, deren Vorfahren während der niederländischen und der britischen Kolonialzeit einwanderten. Schließlich gibt es noch etwa 37 Tsd. Burgher als euroasiatische ethnische Gruppe in Sri Lanka, die Nachfahren europäischer Kolonisten und einheimischer Frauen sind. Die Ureinwohner Sri Lankas, die Veddas, sind fast völlig verdrängt. Die Singhalesen sprechen Singhalesisch, die Tamilen und die Moors sprechen dagegen Tamil. Nach der Verfassungsänderung von 1987 sind singhalesisch und Tamil die Amts- und Nationalsprachen Sri Lankas und Englisch ist als Verbindungssprache anerkannt. So sind die meisten Schilder in Sri Lanka dreisprachig.

In Sri Lanka unterscheidet man drei verschiedene Landschaften. Hier hilft das Bild der aufgeschnittenen Avocado. Das Zentrale Hochland liegt wie der Kern einer Avocado im Zentrum der Insel, dort wo sie am breitesten ist. Dass Hochland zeichnet sich durch mehrere Hochplateaus aus, die bis auf 2000 Meter liegen, während die höchsten Erhebungen über 2500 Meter erreichen. Hier im Hochland befinden sich auch die berühmten Teeplantagen. Hier oben findet man aber auch europäischen Obst- und Gemüseanbau, dem das subtropische Klima weiter unten wohl nicht so guttäte. So werden hier die verschiedensten Kohlarten, Kohlrabi, Tomaten und Möhren angebaut. Umgeben ist das Hochland von den Tieflandebenen, die schon seit Jahrhunderten durch künstliche Bewässerung fruchtbar gemacht wurden. Schließlich gibt es noch den Küstenbereich mit Fischerei und Palmenstränden.

Das Klima in Sri Lanka ist tropisch, warm und mit hoher Luftfeuchtigkeit aber unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen. Sri Lanka ist vor diesem Hintergrund ein Eldorado unterschiedlicher Pflanzen und Tiere. Im Bereich der höchsten Niederschläge herrscht tropischer Regen- und Bergwald vor, während in anderen Gebieten Buschvegetation anzutreffen ist. Wichtigste Kulturpflanzen sind Bananen, Papayas, Lychees, Kokos, Reis, Zuckerrohr, Teesträucher, Indigo, Tabak, Kaffee und Chinarinde sowie eine Vielzahl von Gewürzen (Chili, Zimt, Kurkuma). Beeindruckt hat uns zum Beispiel, dass es über 30 verschiedene Bananensorten gibt, manche mit ganz großen und viele mit ganz kleinen Früchten. Viele sind gelb wie wir sie kennen, manche sind rot und andere sind auch grün genießbar. Auch manche Südfrucht, die wir kennen unterscheidet sich im Äußeren wie im Geschmack von dem, was bei uns landet. Besonders auffällig war das bei den Lychees. Wer sie hier in Sri Lanka kostet, wird wahrscheinlich auf ihren Verzehr im heimatlichen Deutschland zukünftig verzichten.  Auch die Vielzahl der Gemüsesorten hat uns sehr beeindruckt. So haben uns Mango (unreif verarbeitet), Linsen und Bananenblüten als Gemüse sehr gut geschmeckt. In Sri Lanka ist es nicht schwer, fleischlos zu essen. Das breite Angebot und die leckere Zubereitung mit Gewürzen lässt auch den Fleischliebhaber nichts vermissen. Allerdings ist das Essen wahrlich keine Garantie, die Körperpfunde zu reduzieren.

Auch die Tierwelt auf Sri Lanka ist sehr vielfältig. Es gibt Warane, Krokodile und auch Riesenschlangen. Affen (Hutaffen, Hanuman-Languren und Weißbart Languren) sowie die große Population verwilderter Hunde und Geckos sind ständige Begleiter auch für uns Touristen in Sri Lanka und sozusagen allgegenwärtig. Eindrucksvoll ist auch wie rücksichtsvoll die sonst doch eher aggressiven Autofahrer mit den zum Teil mitten auf der Straße ruhenden Hunden und Affen umgehen. Obwohl wir eigentlich schon immer Angst hatten, dass deren Leben nicht von langer Dauer ist, haben wir soweit ich mich erinnere, anders als auf unseren Straßen nie ein totes Tier am Straßenrand gesehen. Auch Indika, unser Reiseführer, umfährt sehr rücksichtsvoll die auf der Straße ruhenden Hunde und Affen. Es muss wohl etwas mit dem buddhistischen Verständnis der Wiedergeburt zu tun haben. Immerhin könnte der Hund auf der Straße ja die Wiedergeburt des eigenen verstorbenen Vaters, der verstorbenen Mutter oder einer anderen nahestehenden Person sein.

Auch jenseits der Straßen und in den Nationalparks gibt es eine rege Tier- und bunte Vogelwelt. So erleben wir auch größere wildlebende Bestände der stark gefährdeten Asiatischen Elefanten. Manche verirren sich sogar bis zu den vielbefahrenen Straßen. Offensichtlich herrscht in Sri Lanka ein großer Respekt gegenüber diesen Dickhäutern. Überall sind Warnschilder angebracht und auch Indika wird nicht müde immer wieder zu betonen, dass die Begegnung gefährlich werden könnte und man daher bei einer Begegnung keinesfalls das Auto oder im Nationalpark den Jeep verlassen dürfte. Ferner gibt es verschiedene Hirscharten, Wildschweine und den Sri-Lanka Leoparden, der allerdings mit weniger als 400 bis 600 Tieren vom Aussterben bedroht ist. Hirsche haben wir allerdings nur aus weiter Ferne gesehen und Wildschweine oder gar Leoparden kreuzten überhaupt nicht unser Blickfeld. Auch die Vogelwelt ist sehr artenreich. Weiße und andere Reiher, riesige Schwärme von Kormoranen, Papageien und Krähen bestimmen die südlichen Nationalparks. Hier überwintern auch viele Vogelarten aus nördlicheren Gefilden, weil südlich von Sri Lanka bis zur Antarktis kein Land mehr kommt.

Sari Lanka gilt heute als Land mit mittleren Einkommen und hat es im Vergleich zum südasiatischen Umfeld (Indien, Pakistan, Bangladesch) zu relativem Wohlstand gebracht. So beträgt das durchschnittlich Einkommen pro Jahr 3.415 € (Indien 1.509 €, Pakistan 1.355 € und Bangladesch 1.202 €) und damit nach der Klassifizierung der Weltbank als Land mit unterem mittleren Einkommensniveau. Verhungern muss in Sri Lanka wohl niemand mehr. Im 19. Und 20. Jahrhundert dominierte die Plantagenwirtschaft und die Insel wurde vor allem durch den Anbau von Zimt, Gummi und Tee (Ceylontee) bekannt. Sri Lanka war 2013 der drittgrößte Exporteur von Tee weltweit hinter Kenia und China. Die wichtigste Exportwaren Sri Lankas sind darüber hinaus Textilien und Bekleidung, Tee, Edelsteine und Kokosnussprodukte.

Nach dem Ende des Bürgerkriegs erlebt der Tourismus einen großen Aufschwung. Das ist auch durchaus verständlich und berechtigt, ist doch Sri Lanka ein wirklich geeignetes Eiland, um der europäischen Winterdepression zu entfliehen, ohne dabei in eine gesellschaftliche Depression zu verfallen, die durch die Gegensätze zwischen arm und reich beispielsweise in Indien entstehen können. Freilich muss man sich auch darauf einstellen, dass Touristen besonders zur Kasse gebeten werden. So könnte sich ein Sri Lankese sicher nicht den Eintritt von etwa 25 € auf den Sigirya-Felsen leisten. Aber angesichts dessen, dass Touristen, die sich einen Urlaub hier leisten können sicher nicht zu den Ärmsten gehören, scheinen diese Touristensonderpreise durchaus ihre Berechtigung zu haben und dem wirtschaftlichen Wachstum Sri Lankas gut zu tun.

Auch bei anderen Gelegenheiten gibt es diese Preisunterschiede. So stellen wir im Laufe unserer Reise fest, dass wir auch in bestimmten Gaststätten Sonderpreise zahlen, zumindest dann, wenn es keine Speisekarten mit ausgewiesenen Preisen gibt. Wenn es diese Speisekarten gibt, sind sie ohnehin schon für Touristen ausgelegt und man bekommt sie gleich in Englisch und manchmal auch in Deutsch. Wir haben uns immer gewundert, warum es uns nie gelungen ist, unseren Reiseführer mal zum Essen einzuladen oder mit ihm gemeinsam das Essen einzunehmen. Bis wir feststellten, dass er für seine Mahlzeiten wohl regelmäßig nicht bezahlen musste. Ein Lohn wohl dafür, dass er uns das Lokal empfohlen hatte und wohl auch in einfachen Gasthäusern vorher den Preis aushandelte, den man von uns verlangen könne. Dieses Verfahren macht Sri Lanka immer noch nicht zu einem teuren Reiseland, aber man sollte wissen, dass die niedrigen Lebenshaltungskosten für die Einwohner Sri Lankas den Touristen nicht zugestanden werden.

Vor 1977 war die Wirtschaftspolitik sozialistisch geprägt. Noch heute nennt sich Sri Lanka auch in der Verfassung sozialistische Republik. Plantagen aus der Kolonialzeit wurden abgeschafft und industrielle Einrichtungen verstaatlicht. In dieser Zeit verbesserte sich zwar der Lebensstandard breite Bevölkerungskreise und die Analphabetenquote sank. Allerdings litt die Volkswirtschaft Sri Lankas auch unter Ineffizienz, langsamen Wachstum und Mangel an ausländischen Investitionen. 1977 brach die damalige Regierung mit der Verstaatlichung und fördert seither die Privatwirtschaft. Eine nach wie vor sozialistisch geprägte Arbeitsgesetzgebung und unklare bürokratische Entscheidungsstrukturen stellen aber immer noch ein Hindernis für ausländische Investoren dar.

Sri Lanka ist seit der Verfassung von 1977 eine Präsidialdemokratie mit einer starken Stellung des Präsidenten. Der Präsident wird für 6 Jahre direkt vom Volk gewählt. Er ernennt den Premierminister, der die Regierungsgeschäfte führt. Das Parlament, das sich aus 225 Abgeordneten zusammensetzt, wird ebenfalls alle 6 Jahre in einer Mischung aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht gewählt. Die Politik in Sri Lanka wird schon seit der Unabhängigkeit von zwei großen Parteien geprägt. Es sind die United National Party (UNP), die dem konservativ-liberalen Spektrum angehört und die Sri Lanka Freedom Party (SLFP), die sozialistisch geprägt ist. Daneben gibt es noch kleinere Interessenparteien der Tamilen, Muslime und der Buddhisten. Die Kommunisten habe in den letzten Jahren einen zunehmenden Bedeutungsverlust erlitten. Auf dem Demokratieindex 2016 der Zeitschrift „The Economist“ belegt Sri Lanka Platz 66 von 167 und gilt als unvollständige Demokratie. Wesentlich dafür ist sicher die Tatsache, dass die größten Rundfunk- und Fernsehsender unter Regierungskontrolle stehen und die Regierung auch Eigentümerin des größten Verlagshauses ist. So wurden von der bis 2015 im Amt befindlichen Regierung Online-Medien gesperrt. Diese Sperrungen wurden aber nun von der neuen Regierung umgehend wieder aufgehoben.

Tief getroffen und verletzt wurde Sri Lanka durch den zwischen 1983 und 2009 tobenden Bürgerkrieg, dem über 100 Tsd. Menschen um Opfer fielen, unter ihnen auch der sri-lankische Präsident Ranasinghe Premadasa (1993), der indische Ministerpräsident Rajiv Gandhi (1991) sowie der Außenminister Sri Lankas Lakshman Kadirgama (2006). Die damals verübten Gräueltaten und Kriegsverbrechen auf beiden Seiten wurden bisher nicht aufgearbeitet. Ursache dieses Bürgerkrieges war ein vorwiegend ethnisch begründeter Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen, der von beiden Seiten nicht gerade mit der notwendigen Sensibilität behandelt wurde und so schließlich im Chaos und mit Mord und Totschlag endete.

Kern des Konflikts war die Bevorzugung der Tamilen durch die Britische Kolonialmacht. So wurden die Tamilen als mehrheitlich schriftkundige Bevölkerungsgruppe bevorzugt als Verwaltungsbeamte der Kolonialmacht herangezogen und deshalb von den Singhalesen mit der Kolonialmacht identifiziert. Mit der Unabhängigkeit wollten die Tamilen dann eine gleichberechtigte Vertretung in den neugeschaffenen Institutionen garantiert wissen, währen nationalistische Singhalesen diesen Machtvorsprung der Tamilen beseitigen wollten, um so den Singhalesen ein ihrer Überzahl entsprechendes Gewicht zu verleihen.

Unter der sozialistischen SLFP wurde versucht die Bevorzugung der tamilischen Bevölkerungsminderheit während der Kolonialzeit und die damit verbundene überproportionale Vertretung tamilischer Minderheiten in Verwaltungs-, Bildungs- und Wirtschaftsbereichen zu verändern und an die aktuelle Demographiesituation anzupassen. So wurde in den 1950er Jahren die singhalesische Sprache als einzige Amtssprache dekretiert und eine Quotenregelung auf Basis regionaler Zugehörigkeit für Universitätszulassungen eingeführt. Diese Entwicklung wurde von der tamilischen Minderheit als zukünftige Bedrohung angesehen.

So radikalisierte sich die Situation zunehmend und Anfang der 70er Jahre wurde die Forderung nach einem eigenen Tamilenstaat „Tamil Eelam“ im Norden und Osten der Insel erhoben. Mit dieser Forderung schlossen sich um 1970 mehrere tamilisch Parteien zur Tamil United Liberation Front (TULF) zusammen. Es war sozusagen der Versuch einer Rückkehr zur vorkolonialen Situation als über 2000 Jahre tamilische und singhalesische Königreiche in der Regel friedlich auf der Insel nebeneinander existierten.

Aber es bildeten sich auch zunehmend radikale Gruppen unter den Tamilen heraus. Aus diesen Gruppen stach besonders die radikale LTTE (Liberation Tigers of Tamil Elelam) hervor, die auch moderate Tamilen, die anderen Konfliktlösungen offen gegenüberstanden, ermorden ließ. Der Bürgerkrieg begann im Juli 1983, als bei einem Anschlag auf eine Militäreinrichtung im Norden der Insel 13 Soldaten starben. Nach diesem Anschlag kam es zu landesweiten Pogromen gegen die tamilische Minderheit. Dabei wurden mehrere Tausend Tamilen ermordet und etwa 100 Tsd. zur Flucht in andere Landesteile gezwungen. Dabei ging ein großer Teil des tamilischen Eigentums in singhalesische Hände über. Die Täter wurden zum Teil von regierungsnahen Politikern angestachelt und Mitglieder von Polizei und Militär beteiligten sich an den Ausschreitungen.

Diese Eskalation begünstigte natürlich die Tamil Tigers (LTTE), die einen erheblichen Zulauf erhielten und andere separatistische tamilische Gruppen rigoros und teilweise gewaltsam bekämpften. Im andauernden Bürgerkrieg konnte sie als stärkste militärische Kraft auch schnell die politische Führung der Tamilen übernehmen. Der nun folgende Bürgerkrieg endete erst mit dem vollständigen Sieg der sri lankischen Regierungstruppen über die LTTE, deren Führer schließlich – so die aus solchen Konflikten bekannte Sprachregelung-  auf der Flucht erschossen wurden. Der 2015 erschiene Bericht des UN-Menschenrechtsrates beschuldigte beide Konfliktparteien – die Tamil Tigers und die sri-lankische Armee – schwerer Menschenrechtsverstöße und forderte die Einführung eines internationalen UN-Tribunals. Dies wird von Sri Lanka nach wie vor abgelehnt.

Auf unserer Reise haben wir eigentlich nur die singhalesische Sichtweise kennengelernt. Unser Reiseführer hatte diesbezüglich ein recht festes und geschlossenen Weltbild. Ob der Sieg der sri-lankischen Regierungstruppen über die Tamilen zu einer dauerhaften Befriedung des Landes führt, scheint mir durchaus nicht sicher. So bekommen wir doch öfter mit, dass die Vorbehalte der einzelnen ethnischen Gruppen gegen die jeweils anderen gepflegt nah wie vor gepflegt werden. Wir haben auch ausschließlich die Gebiete Sri Lankas besucht, die singhalesisch geprägt sind. Der Norden und der Osten von Sri Lanka, wo die Tamilen überwiegend beheimatet sind, lag nicht auf unserer Reiseroute. Vielleicht kann es ja auch noch einmal lohnen, diese Gebiete zu besuchen.

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