Den Eurovelo 6 habe ich nun mit diesem letzten Abschnitt beendet. Um es gleich zu sagen, dieser letzte Abschnitt war, abgesehen von den Highlights des Eisernen Tores, auch der Stadt Ruse und des Donaudeltas, sicher nicht der spannendste oder interessanteste. Der Weg war über weite Strecken sehr monoton: Hügel auf, Hügel ab und über hunderte von Kilometern nur durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit wenigen kulturellen oder anderen Sehenswürdigkeiten. Es ist sicher nicht ganz falsch, wenn man in dieser Hinsicht auch gelegentlich von der Kornkammer Europas spricht und sie scheint sich auch zu entwickeln. Freilich geht das auch nicht ohne Friktionen ab. So hört man oft, dass die Investoren aus dem europäischen Ausland kommen, die EU-Mittel abgreifen und die Bulgaren und Rumänen wenig davon haben. Ich war immer erstaunt, wenn ich hochmoderne landwirtschaftliche Betriebe sah, die von den Einheimischen mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet wurden, die zum Ausdruck brachten, dass sie darin für sich keinen Gewinn sehen konnten.

Von den drei Ländern, die ich durchfahren habe spielt Serbien als nicht EU-Mitglied sicher eine Sonderrolle. Die Einkommen sind dort am niedrigsten. Die Infrastruktur ist sicher noch ausbaufähig. Dennoch macht Serbien nicht so einen heruntergekommenen Eindruck wie Bulgarien. Es ist bunter und die Menschen wirken hier engagierter als die Bulgaren, die eher den Eindruck machen als hätten sie gegenüber ihrem Schicksal resigniert. Wenn ich über Bulgarien so urteile, bezieht sich das freilich nur auf die Regionen, die ich tatsächlich durchfahren habe. Das war der Nordwesten und der Norden, die auch innerhalb Bulgariens als dessen ärmste Gegenden gelten. Im Süden und natürlich an der Schwarzmeerküste soll es schon anders aussehen. Stark verbesserungswürdig scheint mir allerdings die Infrastruktur des Verkehrswegenetzes. Die Straßen sind vielerorts eine Katastrophe und mit Sicherheit ein gewaltiger Hemmschuh für wirtschaftliche Investitionen. Auch die vielen kaputten Häuser und Ruinen wirken sicher sowohl auf Touristen als auch auf Investoren nicht gerade einladend.

Für mich am weitesten fortgeschritten von den drei Ländern scheint mir aber eindeutig Rumänien zu sein. Das hat mich überrascht und entspricht auch nicht den älteren Erfahrungen, die ich von Freunden und Bekannten und auch von Heidrun geschildert bekommen habe. Fakt ist, Rumänien hat das höchste Durchschnittseinkommen der drei Länder. Sichtbar ist auch die weit fortgeschrittene Infrastruktur. So sind die Straßen vielleicht nicht Top, können aber durchaus mit dem europäischen Standard mithalten. Rumänien wirkt ansonsten einfach aber nicht arm.

Landschaftlich und kulturell hatte die Tour wie gesagt recht wenig zu bieten. Hervorzuheben ist freilich das Donaudelta, das auch einen längeren Besuch gelohnt hätte. Auch die Teile Rumäniens, die ich nicht durchradelt, sondern nur mit dem Bus durchfahren habe, also beispielsweise Siebenbürgen, sind durchaus sehr attraktiv und sicher eine Reise wert. Insofern ist Rumänien inzwischen auf meiner Reiseagenda um einiges nach oben geklettert. Mal sehen, wann ich dieses Land wieder besuchen werde.

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