Sicher war die Tour mit dem Fahrrad zum Schwarzen Meer auch eine Selbsterfahrungstour für Künftiges. Meine Leidenschaft für Fahrradtouren ist dabei ungebrochen geblieben. Allerdings sind manche Träume auch in die Realität zurückgeholt worden. So mache ich kein Hehl daraus, dass die Freude, wieder nach Hause zu kommen, die Enttäuschung darüber, das Ziel nicht erreicht zu haben bei Weitem überwog. Dies umso mehr, wenn zu Hause ein liebenswerter Mensch ist, der sich nicht nur freut, wenn man wieder kommt, sondern auch, wenn man da ist. So muss ich konstatieren, dass mehrmonatige Touren für mich doch nicht das Lebenselixier sind, dass ich erhofft und erwartet habe. Das Heimweh überwiegt eindeutig das Fernweh. Die eigenen vier Wände vermitteln auch eine Sicher- und Geborgenheit, auf die man bei den Touren verzichten muss, auf die ich auf die Dauer aber nicht verzichten will. Damit fallen Touren wie die Panamericana oder der Trip durch Sibirien nach Wladiwostok wohl doch aus. Ich werde mich in Zukunft daher auf ein bis drei Monatstouren pro Jahr beschränken und mich dabei stark an den 16 EuroVelo Fernradrouten orientieren. Natürlich will ich weiter noch von Belgrad ans Schwarze Meer. Das wird aber nun in einem Monat zu schaffen sein.
Was man tunlichst vermeiden sollte, ist, solche Touren zu unterbrechen. Es war immer wieder schön nach Hause zurückzukehren und es war schmerzhaft, sich wieder von zu Hause und der Partnerin trennen zu müssen. Also wenn, dann los und durchziehen. Auch auf einen gewissen Komfort wollte ich schon sehr bald nicht mehr verzichten. Dies führt natürlich zu einem höheren Budgetbedarf aber auch dazu, wenn man beispielsweise wie ich, das Zelten tunlichst meiden möchte, dass man bestimmte Touren nicht machen kann. So gäbe es beispielsweise in Sibirien nicht alle 50 Km eine Stadt mit den klassischen Unterkunftsmöglichkeiten und auch an der unteren Donau wird das noch schwierig werden. Auch Hostels und Jugendherbergen haben mich nicht sonderlich angemacht und ich werde weiter dazu tendieren, diese nur im Notfall in Anspruch zu nehmen. Notfall ist dann, wenn keine Alternative möglich ist.
Auch eine Erkenntnis in diesen Wochen. Man wird zunehmend einsam auf solchen Touren. Das liegt vorrangig an den Sprachbarrieren. Natürlich hätte ich gerne auch abends mit jemandem das ein oder andere gemeinsam Erlebte besprochen, gefeiert oder geplant. Ein Fahrradpartner wäre ideal. Aber ob man so jemanden findet, wenn man wie ich schon immer eher ein Einzelgänger war, ist doch sehr fraglich. Die Sprachbarrieren machen mich inzwischen fast autoaggressiv. Eigentlich noch nie habe ich unter dem Defizit so gelitten wie jetzt. Aber ich glaube nicht, dass ich dieses Defizit werde kompensieren können. An dieser Stelle aber ganz herzlichen Dank an die Besucher dieser Webseite. Der Motivationsfaktor dieser Besuche ist nicht zu unterschätzen. Die Tatsache, dass ich jeden Tag zwischen 40 und 100 Besuche hatte, dass e insgesamt inzwischen über 11 Tsd. Besuche waren, hat mir schon gut getan und mich oft motiviert weiter zu machen und mich auch jeden Abend mindestens 2 Stunden hinzusetzen, den Bericht zu schreiben, die Bilder zur Veröffentlichung herauszusuchen und das Ganze auf die Webseite zu stellen. Offensichtlich gab es doch einige regelmäßige Leser, denen ich mit dem, was ich geschrieben habe, ein Stück Unterhaltung geboten habe.
Schließlich bleiben die Erfahrungen mit der Technik. Was nützt mir ein Topfahrrad, wenn kaum jemand es reparieren kann? Die Erfahrungen, die ich auf diesem Gebiet gemacht habe, waren sicher extrem. Extrem waren sicher auch die Erfahrungen mit einigen Fahrradwerkstätten. Ich habe mich darauf verlassen, dass das Fahrrad nach einer Inspektion mehrere tausend Kilometer fahrtüchtig ist. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass wenn man ein hochwertiges Reiserad sich anschafft, es diesem Anspruch auch gerecht wird. Dies war offensichtlich ein naiver Glaube, der die eigenen zwei linken Hände, was technische Fertigkeiten betrifft, kompensieren sollte. Ich werde daher nicht umhinkommen, mich mit der Technik und Mechanik von Tourenrädern stärker auseinanderzusetzen, erlernen selbst Hand anzulegen und überlegen, ob ich nicht ein bedeutend einfacheres Model für meine Touren wählen sollte. Braucht man wirklich 14 (Rohloff) oder 18 (pinion) Gänge, wenn man bei 7 Prozent Steigung ohnehin schieben muss?
Mit diesen Einschränkungen werde ich sicher meine Touren fortsetzen. Das, was ich erlebt habe, war schon sehr unvergesslich und ich möchte noch mehr davon erleben. Neben der Weiterfahrt ans Schwarze Meer steht die Fortsetzung des Eurovelo 6 in Richtung Atlantik ganz oben auf der Agenda. Im Mittelpunkt steht dabei der Radweg entlang der Loire. Es gibt aber noch viele andere Touren durch Europa, die hier auf der Agenda stehen und insofern werden auch die nächsten Jahre nicht langweilig werden. Dazwischen gibt es aber auch noch viele Touren in Deutschland, die ebenso reizvoll sind. Das Altmühltal, die Lahn, die Fulda, der Niederrhein und viele andere Wege warten noch darauf, mit dem Fahrrad erschlossen zu werden.
So, nun ist aber erst einmal Pause. Wie lange weiß ich noch nicht. Die Erfahrungen mit dieser Webseite haben mich aber bewogen, auch über kleinere Touren hier zu berichten. Wer mich dabei begleiten möchte, kann mir das gerne unter der angegebenen Mail-Adresse mitteilen. An diejenigen, die das tun, schicke ich dann eine Mitteilung, wenn es wieder etwas Neues zu berichten gibt.
Lieber Wolfgang,
herzlich Willkommen wieder zu Hause. Und ein großes Dankeschön, dass wir an Deinen Erlebnissen so intensiv teilhaben durften. Respekt vor dieser Leistung. Es ist nicht so schlimm, wenn man ein Ziel nicht erreicht, finde ich. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die Du gemacht hast, werden sicher Deine weiteren Vorhaben prägen und beeinflussen. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht.
Zunächst aber erst einmal eine gute Erholung und viele interessante Ideen für die nächsten Ziele.
Herzliche Grüße aus Chemnitz.
Regina Sakowitz
Hallo Herr Kohl,
ich werde nun ein komplettes Backup der Website anfertigen.