Es war schon ein Kindheitstraum von mir, mal nach Inari und an den Inarisee zu kommen. Was der Grund dafür war, weiß ich gar nicht mehr. Ich vermute ich hatte irgendetwas über die Lappen gelesen wie man damals die Samen noch nannte und war fasziniert von dem Gedanken, dass man dort noch in der freien Natur Rentiere züchtete, angelte und jagen ging. Irgendetwas reizte mich daran.

So ging es also heute nach Inari. Die Tour hatte nur 60 Kilometer, aber die hatten es in sich. Zum einen gab es wieder mehr Hügel und das Gelände wird auch insgesamt wieder bergiger. Zum anderen gab es auch wieder unangenehmen Gegenwind, der mich ausbremste. Die Fahrt war teilweise im wahrsten Sinne des Wortes eine Qual. Dazu kam noch, dass etwa 25 Kilometer vor Inari meine gestrige ruhige Nebenstraße auf die E 75 mündete und der Verkehr natürlich deutlich zunahm. Die E 75 werde ich nun noch über 100 Kilometer fahren müssen. Nach 30 Kilometern fühlte ich mich einem Kollaps nahe und legte erst einmal eine längere Rast ein. Gegen 15 Uhr war ich dann hier in Inari und buchte auf dem Campingplatz wieder eine kleine Hütte. Ich hätte auch eine größere nehmen können. Sie hätte aber mit dem Komfort einer eigen Dusche 30 € mehr gekostet, so dass ich doch die Gemeinschaftsdusche und den niedrigeren Preis bevorzugt habe.

Nachdem ich mich ausgebreitet und wieder frische Kraft durch ein Müsli getankt hatte, fuhr ich erst noch mal zum einzigen Supermarkt, um meinen Proviant aufzufüllen. Inari ist offensichtlich fest in deutscher Hand, so hat man den Eindruck, wenn man die vielen deutschen Autokennzeichen betrachtet aber auch die Gespräche im Supermarkt mitbekommt. Als ich eine Verkäuferin fragte, ob etwas, das ich mir aus dem Regal genommen hatte, Joghurt sei, erklärte sie mir in perfektem Deutsch den sprachlichen Unterschied zwischen Joghurt und Quark. Ich fragte, woher sie denn so gut Deutsch könne. Darauf meinte sie, dass sie deutsch besser als finnisch könne und wenn ich noch Fragen hätte, könne ich sie ruhig ansprechen. Sie sei noch da. Schade, ich hatte aber keine Fragen mehr.

Nachdem ich wieder viel zu viel eingekauft hatte, machte ich mich auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Das Wetter war inzwischen sehr schön geworden. Die Sonne hatte sich durchgesetzt und die Temperaturen kletterten auf knapp 20 Grad. Inari zu erkunden, ist nicht weiter schwierig, denn Inari ist wie alle Orte hier oben nicht besonders groß und das Zentrum besteht, wenn es hochkommt, aus 20 Häusern. Eine Kuriosität ist allerdings, dass Inari flächenmäßig die größte Gemeinde Finnlands ist. So hat Inari eine Fläche von 17.333 qkm, wovon lediglich 2.281 auf Binnengewässer entfallen und auf dieser Fläche, die übrigens der Größe Thüringens entspricht, leben gerade einmal 7.500 Einwohner. Im Übrigen gehören alle Ortschaften, durch die ich bisher in Finnland gefahren bin wie Näätämö und Sevettijärvi ebenfalls schon zu Inari.

Der Inarisee ist übrigens der sechstgrößte See Europas und der drittgrößte Finnland. Letzteres war für mich neu, weil ich immer davon ausgegangen war, dass der Inarisee der größte See Finnlands sei. Man sieht ihm aber seine Größe nicht an, weil viele Inseln ihm eher Charakter den Charakter eines Labyrinths mit vielen Wasserstraßen als den eines meerähnlichen Sees verleihen. Er ist übrigens etwa anderthalbmal so groß wie der Bodensee.

An Sehenswürdigkeiten hat Inari wenig zu bieten. Ganz sehenswert die evangelisch-lutherische Sami-Kirche aus dem Jahre 1951, die sogar geöffnet war. Im Übrigen ist Inari bis heute der Hauptort der Samen. Rund 30 Prozent der Einwohner sind Angehörige der Samen, was natürlich angesichts der Einwohnerzahl auch nicht besonders viel ist. Sie genießen heute einen umfangreichen Autonomiestatus und haben sogar ein eigenes Parlament, dessen Sitz in Inari ist. Ich konnte mir den Parlamentssaal mit der freundlichen Unterstützung und Erläuterung einer jungen Assistentin im samischen Kulturinstitut sogar anschauen. Schließlich stattete ich noch dem Museum Siida-Sami-Museum und Naturzentrum einen Besuch ab, das der Geschichte und Kultur der Samen gewidmet ist. Der Besuch lohnt sich übrigens, insbesondere das angeschlossene Freilichtmuseum, wo die dort ausgestellten Artefakte und Häuser auch auf Deutsch erläutert sind.

In m einer heutigen Unterkunft traf ich wieder drei deutsche Fahrradtouristen. Alle in meinem Alter bzw. älter. Einer von ihnen, seit einem halben Jahr im Ruhestand, ist in 22 Tagen vom Bodensee bis hier nach Inari gefahren und will noch zum Nordkap. Er meint er habe eine Frau und drei Enkel zu Hause, deshalb habe er nicht soviel Zeit. Die anderen beiden wollen auch zum Nordkap, sind allerdings mit E-bikes unterwegs. Ich habe sie heute beneidet als sie mir dessen Vorzüge schilderten. Ausklingen ließ ich den Tag heute in einer Pizzeria und ließ mir die Pizza gut schmecken.

Tagesdaten: 61,44 Km; 05:22:45 Std. Fz.; 11,42 Km/h; 337 Hm

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