Geschlafen habe ich nicht wirklich gut in dem Hostel. Ich war unruhig und bei acht Personen ist es auch immer etwas unruhig. Ab 4:30 Uhr begannen schon die ersten Handy-Wecker zu klingeln. Die Asiaten brachen sehr früh auf. Da es schon ab 6:30 Frühstück gab, habe ich mich dann auch um 6 Uhr aus meiner Koje gewälzt. Das Frühstück war übrigens für ein Hostel und für den Preis hervorragend und manches billige Hotel könnte hier etwas abschauen. So gab es Müsli, frisches Obst, Wurst und Käse. Das Brot war freilich wieder Toastbrot aber immerhin gab es auch noch ein helles festeres Weizenbrot.

Kurz vor 9 Uhr ging es dann bei mir los. Das Wetter war schön und es sollte auch keinen Regen geben, obwohl der Himmel recht bewölkt war. Gegen Nachmittag riss der Himmel jedoch immer häufiger auf und die Temperaturen stiegen bis auf 25 Grad. So war doch leichte Bekleidung angesagt. Heute war Logroño das Ziel. Die Tour brachte wieder einiges an Steigungen mit sich. Ich kam aber gut voran und die Steigungen machen mir zunehmend weniger aus. Zunächst ging es an dem unweit von Estella im 11. Jahrhundert von den Benediktinern gegründeten Kloster in Irache vorbei, dass im Laufe seiner Geschichte als Pilgerhospital, Universität u Klosterschule genutzt wurde. Vor dem Kloster sitzt eine chinesische (?) Pilgerin und spielt auf einem Saxophon. Es ist schon interessant, was manche Pilger so mit sich schleppen. Weiter geht es dann an Villamayor vorbei, das malerisch am Fuße des fast 900 Meter hohen Moujardin liegt.

Meine erste Station mache ich dann in Torres del Rio, wo ich mir die Kirche San Sepulcro (Heiliggrabkirche) anschaue, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und die schon in ihrem Weihetitel auf die Heilige Grabkirche in Jerusalem verweist und wohl eine komplexe Nachbildung dieser Grabkirche ist, ohne sie zu kopieren. Sie wird insofern auch als Ersatzbau angesehen, der in eine Zeit fiel, in der den christlichen Gläubigen die Pilgerfahrt nach Jerusalem verwehrt war. Markant ist der achteckige Grundriss. Dann geht es weiter auf und ab nach Viana, wo ich auf dem Platz zwischen Rathaus und Kirche Santa María de la Asunción erst einmal einen Mittagsimbiss zu mir nehme. Es ist eine sogenannte Kombinationsplatte mit Hähnchenbrust, zwei Spiegeleiern, Pommes frites und Salat. Ich habe übrigens inzwischen meine Vorratshaltung geändert, weil ich festgestellt habe, dass hier, anders als in Frankreich, auf dem Jakobsweg niemand verhungern muss. In jeder kleineren Ortschaft findet man sehr preiswert, das was man zum Essen braucht. Meine Vorratshaltung habe ich also weitgehend eingestellt. Lediglich für ausreichend Getränke muss ich immer sorgen und für Notfälle habe ich einige kleine Portionen Studentenfutter dabei.

Als ich mit dem Imbiss fertig bin, hat die Kirche, die ich besichtigen wollte, geschlossen. So bleibt mir nun nur noch die Bewunderung des gewaltigen Renaissanceportals. Die verbleibenden acht Kilometer bis Logroño gehen überwiegend bergab, so dass ich schnell vorwärts komme. Es ist eine Fahrt in das weite Tal des Ebro, des zweitlängsten Flusses auf der Iberischen Halbinsel. Irgendwo zwischen Viana und Logroño verlasse ich dann auch die Provinz Navarra und gelange in die Provinz Rioja, dessen Hauptstadt das mit ca. 150 Tsd. Einwohnern große Logroño ist, das im äußersten Norden der Provinz liegt.

Meine Pension finde ich schnell. Es sind übrigens oft Mietwohnungen in einem Mehrfamilienhaus, die dann zimmerweise vermietet werden. Die Vermieter wohnen selbst meistens gar nicht in der Wohnung und es wird auch nichts weiter angeboten. Solche Modelle empfehlen sich natürlich insbesondere in größeren Städten, wo die Infrastruktur die Möglichkeit des abendlichen Essens und des Frühstücks eröffnet. Das ist in Logrono unzweifelhaft der Fall.

Nachdem ich mich eingerichtet habe, mache ich einen Spaziergang durch die Altstadt. Die Kathedrale öffnet aber erst um 19 Uhr. So mache ich noch einmal kehrt und schaue mir dann nach 19 Uhr die Kathedrale und die beiden anderen bedeutenderen Kirchen der Altstadt an. Den Abend beschließe ich dann in einer nahegelegenen Gaststätte mit einem ausgezeichneten Hamburger.

Tagesdaten: 50,68 Km; 04:16:30 Std. Fz.; 11,85 Km/h; 709 Hm

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