Tagestrecke: 61 Km
Heute ist es etwas wärmer als gestern Vormittag, aber der Tag bleibt trüb auch wenn der angekündigte stärkere Regen nicht wie prognostiziert eintrifft. Erst bei meiner Ankunft in Oranienburg beginnt es etwas heftiger zu regnen.
Das Hotel zum Hofmaler in Potsdam ist ein sehr schönes Hotel im Holländischen Viertel unweit des Nauener Tores. Das Frühstück ist ausgezeichnet. So gut, dass ich wieder viel zu viel zu mir nehme. Man konnte zwischen zwei Frühstücksmenüs auswählen. Das eine mehr süß und damit vorwiegend aus Müsli, Brötchen, Marmelade, Fruchtsalat und ein wenig Käse bestehend, das andere mehr herzhaft und ohne Müsli und Marmelade dafür aber mit Wurst und Käse und noch Rührei. Ich entschied mich für das mehr süße Menü und bitte nur um zwei Scheiben Wurst zum Käse. Das Frühstück wird pandemiebedingt serviert und nun fühlte ich mich wieder verpflichtet, alles aufzuessen, um nichts verkommen zu lassen. Aber die Lust spielte natürlich auch ein Rolle.
Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen. Ich stelle mich auf Regen ein und sichere auch erstmalig meine Gepäcktaschen mit dem Regenschutz. Auch trage ich heute erstmals auf dieser Tour wieder lange Hosen und probiere meine Ärmlinge aus. Ja, es gibt jetzt in der Sportbekleidung Ärmlinge und Beinlinge. Wir gehen in den Bekleidungsformen zurück ins Mittelalter, wo diese schon einmal übliche Bekleidungsformen waren.
Meine heutige Tour habe ich etwas umgeplant. Die ursprüngliche Planung ging an Berlin vorbei auf dem direkten Weg nach Oranienburg. Nun fahre ich durch Berlin durch, weil ich auf dem Französischen Friedhof noch am Grab von Theodor Fontane vorbeischauen möchte. Ich finde, wenn man den Fontane-Radweg durch die Mark Brandenburg fährt, ist dies ein angemessener Beginn für diese Tour. Der Weg ist natürlich durch den Verkehrslärm, der mich begleitet, durch den teilwiese sehr schlechten Zustand de Radwege in Berlin und die oft doch sehr komplexen Verkehrsverhältnisse recht anstrengend.
Von Potsdam aus geht es auf einem Radweg entlang der B 1 zunächst über die Glienicker Brücke mit dem herrlichen Blick auf Schloss Babelsberg und dann weitere ca. 7 Km bis zum Bahnhof Wannsee. Von hier führt eine Fahrradstraße entlang der BAB 115 ca. 10 Km durch den Grunewald bis zum Funkturm. Von dort führt der Weg zur B 2, die als Kaiserdamm zum Ernst-Reuter-Platz führt und von da in die Straße des 17. Juni übergeht. Kurz hinter dem Ernst-Reuter-Platz geht es links ab nach Moabit und von dort über die Invalidenstraße am Hauptbahnhof und an der JVA Moabit vorbei bis zur Chausseestraße, auf der ich zu meiner Verwunderung am Französischen Friedhof ankomme. Verwunderung, weil ich die Umgebung vom letzten Mal anders in Erinnerung habe. Auch der Friedhof kommt mir unbekannt vor, bis ich merke, dass ich auf dem Französischen Friedhof 1 angekommen bin, was dafür spricht, dass es noch mehrere Französische Friedhöfe gibt. So ist es auch. Über google bekomme ich dann raus, dass es drei Französische Friedhöfe gibt und Fontane liegt auf dem Französischen Friedhof 2.
Erfreulicherweise liegt dieser Friedhof nicht allzu weit entfernt. Ich muss letztlich nur in die entgegengesetzte Richtung auf der Chausseestraße bis zur Liesenstraße fahren und hier kommt mir wieder alles bekannt vor und es ist dann unschwer, das Grab Fontanes und seiner Frau zu finden. Das Grab Fontanes und seiner Emilie macht einen recht frischen Eindruck und ich gehe davon aus, dass es erst vor wenigen Jahren restauriert worden ist. So beschreibt der Journalist Bernd Philipp in seinem Berliner Spaziergang an das Grab Fontanes 2003, dass es auf dem Teil des Friedhofs lag, der durch den alliierten Bombenhagel zerstört und anschließend umgepflügt worden ist und bezeichnet es als „eine absurde Vorstellung: Der Dichter (1819 – 1898) als spätes Opfer des Zweiten Weltkrieges.” Später dann setzte die Berliner Mauer, die Teile des Friedhofs zerstörte und unbenutzbar machte, dem Areal zu. Wie alle anderen Grabstätten der Friedhöfe konnte auch das Grab Fontanes bis 1989, wenn überhaupt, nur mit Passierschein besichtigt werden.
Heute ist das anders. Das Grab ist leicht zu finden. Ein Schild “Zum Theodor-Fontane-Grab” führt uns an den Grabstätten des Schriftstellers Peter Hacks (1928-2003), des Malers Arno Mohr (1910-2001) und des Begründers der Stenografie Leopold Alexander Friedrich Arends (1817-1882) zum Familiengrab der Fontanes. Das Grab selbst besteht aus zwei schwarz glänzenden Grabsteinen mit goldenen Initialen. Es ist umgeben von eisernen Ketten gehalten von acht eisernen Pfosten. In der Mitte erhebt sich ein flacher mit Efeu bepflanzter Hügel, in dessen Mitte sich ein Blumenbouquet befindet. Ich verweile hier ein Weile und denke darüber nach, dass dieser preußischste aller Dichter des 19 Jhdt. auch ein Migrationshintergrund hatte und von französischen Hugenotten abstammte.
Bemerkenswert ist auch, dass sich unweit des Grabes auf dem Friedhof eine Gedenkstätte für Theodor Fontane befindet, die ich mir natürlich heute auch noch einmal anschaue. Im Herbst 2010 wurde eine alte Kapelle zu dieser Gedenkstätte umgewandelt und eingeweiht. Die Gestaltung der Kapelle zur Gedenkstätte erfolgte mit der Stiftung Stadtmuseum und der Französischen Kirche zu Berlin. Auf der Rückwand des Raumes befindet sich ein lebensgroßes Foto von Theodor Fontane (Denkmal im Berliner Tiergarten), der uns
scheinbar einlädt, hier einige seiner Lebensstationen näher kennenzulernen.
Obwohl räumlich sehr klein bietet die Ausstellung doch eine Fülle von Informationen über Leben und Werk Fontanes aber auch über die Bedeutung seiner Frau für die Arbeit Fontanes. Eine Broschüre dieser Ausstellung wäre sicher lohnenswert. Leider gibt die Ausstellung keine Hinweise auf die Umgestaltung der Fontane-Grabstelle. So finde ich auch keine Antwort darauf wie das alte Grab aussah.
Nach dem Besuch des Friedhofs geht es weiter auf der Chausseestraße nach Wedding, Reinickendorf und auf die B 96, die dann über Wittenau, Waidmannsdorf, Glienicke, Frohnau, Hohen Neuendorf nach Oranienburg führt. Meine Unterkunft für zwei Nächte habe ich im Hotel an der Havel gebucht, wo ich freundlich empfangen werde, wobei das Zimmer für den hohen Preis wahrlich kein Highlight ist. Aber schon bei der Quartiersuche fiel mir auf, dass Oranienburg ein ziemlich teures Pflaster sein muss. Am Abend esse ich eine Kleinigkeit im Hotelrestaurant und danach geht es auf einen Abendspaziergang in Oranienburg.
Von Potsdam nach Oranienburg
Abendspaziergang in Oranienburg