4. Tag: 24.03.2017 Bad Lobenstein-Zell im Fichtelgebirge

Geschafft! Ich bin an der Saalequelle. Gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber ich habe es heute bis Zell im Fichtelgebirge geschafft, der Ort von dem die Saalequelle nur noch etwa 1,5 km entfernt ist. Ich bin ausgesprochen zufrieden mit mir!

Zunächst begann der Tag nicht so gut. Es war wieder dicht bewölkt und auch ziemlich kalt hier oben in den Höhen der mitteldeutschen Mittelgebirge. Ich suchte den kürzesten Weg zurück zum Saale-Radweg. Nach etwa 5 km hatte ich ihn erreicht und stand gleich vor einer 12 prozentigen Steigung auf einer gut befahrenen Landstraße. Über 10 prozentige Steigungen sind für mich so ziemlich die Höchststrafe. Das hob nicht gerade die Stimmung am Morgen, aber ich kämpfte mich vorwärts. Das geht dann so: 50 Meter schieben, halbe Minute Pause. Es frisst also Zeit aber natürlich auch Energie. So erreichte ich dann Harra. Aber zwischen Harra und Blankenstein wiederholte sich das Ganze noch einmal und zwischen Blankenstein und Blankenberg ebenfalls. Die Gegend ist übrigens nicht gerade reizvoll, auch wenn hier der Rennsteigweg endet. Geprägt wird das Gebiet direkt an der Grenze zu Bayern durch die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal. Sie ist eigentlich von überall durch ihre Schlote und der daraus hervorquellenden Dämpfe gut sichtbar. Wikipedia beschreibt sie als eine der modernsten Kraftzellstofffabriken Europas mit etwa 450 Beschäftigten. Unter uns: Ich weiß noch nicht einmal, was ein solches Werk produziert. Zumindest sieht es gewaltig aus.

Um Punkt 12 Uhr überquere ich an einer markanten Stelle die BAB 9 bei Rudolphstein und was mich besonders irritiert, fast zeitgleich dringt zum ersten Mal seitdem ich unterwegs bin die Sonne durch die Wolken hindurch. Die Saale ist hier zwischen Blankenstein und bis kurz hinter Hirschberg der Grenzfluss zwischen Bayern und Thüringen. Kurioser Weise ändert sich in Bayern auch der Name der Saale. Sie heißt nun Sächsische Saale, obwohl sie mit keinem Meter durch Sachsen fließt. Ich radle an Hirschberg vorbei, einem Ort mit einem durchaus sehenswerten Ortspanorama, der aber deutlich sichtbar auch schon bessere Zeiten erlebt haben muss. Weiter geht es über Joditz, ein Ort in dem der Dichter Jean Paul seine Jugend verbrachte, weil sein Vater dort die Pfarrstelle inne hatte. Bis Hof sind es dann nur noch 10 km und ich hoffe, dies in einer Stunde zu bewältigen. Aber es gibt wieder einige nicht befahrbare Steigungen und eine weitere Höchststrafe für Radler, eine Brücke mit Treppen und einer Neige für Fahrräder mit einem Winkel von 45 Grad. Hier schiebe zumindest ich kein Fahrrad mit Gepäck hinüber. Also Gepäck abladen, über die Brücke schleppen, Fahrrad ohne Gepäck holen und Gepäck wieder aufladen! Um 15 Uhr bin ich dann doch in Hof und ich habe für 38 km mit allem drum und dran 5 ½ Stunden gebraucht.

Aber nun packt mich doch ein gewisser Ehrgeiz, bereits heute an das Saaleziel zu gelangen. Der Ort Zell im Fichtelgebirge, von dem es nur etwa 1,5 km zur Saalequelle entfernt ist, liegt noch etwas über 30 km vor mir. Bikeline weist eine Strecke mit wenig Steigungen aus. Das kann man sich zwar kaum vorstellen, aber ich vertraue erst einmal drauf. Ich rufe also in einem Gasthof in Zell an und buche ein Zimmer. Die Wirtin bestätigt mir, dass die Steigungen von Hof aus nicht gravierend seien. Und tatsächlich, ich muss nur einmal auf der ganzen Strecke schieben. Das Fichtelgebirge scheint doch geologisch anders zu sein als das Thüringer Schiefergebirge. Man hat eigentlich den Eindruck über eine Hochebene zu fahren und die Berge sind auch erheblich abgeflachter, hügeliger als in Thüringen. Meine laienhaften geografischen und geologischen Kenntnisse lassen dies dafür sprechen, dass das Fichtelgebirge gegenüber Thüringer Schiefergebirge doch erheblich älter ist. Aber: Ich weiß es nicht. So erreiche ich nach einer recht entspannten Fahrt gegen 18.30 Uhr den Gasthof Zum Waldstein. Vorher konnte ich zum ersten Mal auf meiner Tour einen Sonnenuntergang und zwar im Fichtegebirge erleben.

Im Gasthof Zum Waldstein bin ich übrigens der erste Fahrradtourist in diesem Jahr und wenn ich auf die Frage, wo ich noch hin wolle die Antwort Schwarze Meer gebe werde ich mit großem Erstaunen aber auch etwas ungläubig betrachtet. Wahrscheinlich denken die Meisten, was ist das den für ein Verrückter und so wie die meisten aussehen, müssen sie das auch glauben! Das Essen im Zum Waldstein war übrigens durchaus gut und nahrhaft. Ich hätte nicht gedacht nun gerade in Zell im Fichtelgebirge eine so gute Küche vorzufinden. Ich hatte Zeller Schnitzel mit Kartoffelsalat und Salat bestellt und das Schnitzel war noch mit drei Spiegeleiern belegt. Die Spiegeleier kamen natürlich aus eigener Zucht und das Meiste andere auch.

 

Tagesdaten: 71,72 Km/6:57:29 Std. Fz/10,30 km/h/1002 Hm aufwärts/987 Hm abwärts

 

Ein Kommentar

  • Heidemarie Risch-Kohl sagt:

    Lieber Wolfgang, wünsche dir heute bei endlich schönem Wetter und hoffentlich moderaten Steigungen eine gute Fahrt! Liebe Grüße Heidemarie ?

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