Während ich mich in Wyborg immer wohlfühle, ist Selenogorsk immer ein problematischer Aufenthalt. So auch heute wieder. Die Fahrt war nicht weiter aufregend. Ich hatte mich für eine kürzere Strecke entschieden, weil ich ja nun einen Tag länger in Wyborg geblieben bin. So kam ich auf etwa 95 Kilometer statt auf 127 Kilometer. Die Strecke heute führte nicht an der Ostsee entlang, sondern auf direktem Wege durchs Land. Landschaftlich war es nicht viel anders als in Finnland. Es war eine gut ausgebaute Straße und es ging überwiegend durch Wald, der hier auch noch der klassische boreale Nadelwald mit Kiefern, Birken und Fichten ist oft aber schon gemischt mit eher mitteleuropäischen Baumarten. Allerdings ist die Fahrweise der Russen doch eine andere als in Finnland. Die Straße war eigentlich nur mäßig befahren. Allerdings gab es nach 15 Uhr Uhr doch mehr Verkehr und die Fahrweise ähnelte zunehmend derer von Menschen, die auf der Flucht sind. Dabei fuhren die meisten doch wohl nur von ihrer Arbeitsstätte nach Hause. Überholmanöver wie hier in Russland, die sehr oft die Überholten zur Seite zwängen bzw. sie zwingen, in die Bremsen zu steigen, habe ich bisher noch überhaupt nirgends in dieser Zahl erlebt. Genauso prickelnd ist es dann, wenn zu Überholmanövern angesetzt wird, die Autos wie Geschosse von ihrer Fahrbahn auf die Überholspur brausen und man als entgegenkommender Radfahrer das Gefühl hat, der schießt direkt auf dich zu.

Die meiste Zeit fuhr ich entlang eines Truppenübungsplatzes. Auch ein Ort, durch den ich fuhr, war fest in militärischer Hand. Ansonsten ist die Bebauung hier schon deutlich unterschiedlich von Finnland und man merkt auch, dass es doch eine dichter besiedelte Gegend ist. Während in Finnland schmucke aber auch recht einheitliche Holzhäuser die Ortsbilder prägen, gibt es in Russland inzwischen einen sehr bunten Stilmix, wobei die Holzhäuser, zumindest auf den Dörfern, meistens die am heruntergekommensten sind.

Bei Molödoschnje kam ich dann wieder an die Ostsee und fuhr die restlichen 10 Kilometer bis Selenogorsk auf einem inzwischen größtenteils erneuerten Radweg. Mein Hotelzimmer hier ist recht ordentlich, nur das Management ist eine Katastrophe. Zwei in die Jahre gekommene sehr schlanke und ihr Äußeres betonende Damen können damit aber nicht ihre Überforderung kompensieren, ein solches Hotel zu leiten. Frühstück gibt es erst ab 9 Uhr, das Restaurant, das bei booking.com angepriesen war, hat zurzeit nicht geöffnet (Wir haben Hauptsaison!?). Ein Abendessen am Buffett wie für die langfristigeren Gäste ist für mich auch nicht drin, warum bleibt mir verschlossen. Das liegt aber auch daran, dass eine der Damen offensichtlich felsenfest der Überzeugung ist, dass sie Englisch spricht aber schon meine einfachsten Fragen nicht versteht. Schließlich bekommt man wlan nur, wenn man eine russische Telefonnummer eingeben kann. Nachdem die Dame merkt wie verärgert ich inzwischen war, gab sie mir gönnerhafterweise ihre wie sie sagte. Mit der lässt sich aber auch nicht viel anfangen. Das damit zur Verfügung gestellte wlan ist nicht stark genug. Meinen Bericht kann ich daher heute nicht veröffentlichen. Mal sehen, ob überhaupt das Telefonieren über WhatsApp klappt.

Nachdem ich dann eingecheckt habe, mache ich mich erst einmal erneut in die drei Kilometer entfernte City von Selenogorsk auf, um mir etwas zum Abendessen zu bestellen. Zum Glück gibt es einen asiatischen Schnellimbiss, der auch Pizza anbietet, so dass ich mit einer kleinen Pizza meinen Hunger einigermaßen stillen kann. Anschließend kaufe ich noch das Wasser für morgen, das Bier für heute Abend und auch noch Bananen und Äpfel ein. So gerüstet kann ich mich dann auf mein Hotelzimmer zurückziehen. Inzwischen zeigt die Uhr aber auch schon 20:45 Uhr.

Tagesdaten: 100,83 Km; 07:56:56 Std. Fz.; 12,68 Km/h; 538 Hm

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