Heute ist Feiertag in Frankreich. Man feiert offiziell den Tag des Kriegsendes, der natürlich auch als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der deutschen Kapitulation gesehen und gewürdigt wird. Leider hat man sich bisher in Deutschland noch nicht entscheiden können, diesen Tag zum Feiertag zu erklären. Freilich, wie bei solchen Feiertagen üblich, merkt man wenig vom Anlass. Anders als in Deutschland an gesetzlichen Feiertagen haben hier zwar die meisten aber nicht alle Geschäfte geschlossen. Einige Lebensmittelläden aber auch andere Geschäfte haben geöffnet.

Heute habe ich mir noch einmal einen Ruhetag hier in Limoges gegönnt. Das war auch insofern gut als es heute viel regnet. Zunächst war schon der ganze Vormittag verregnet. Aber ich verbringe den Vormittag ohnehin damit, meinen letzten Bericht fertig zu schreiben. Danach plane ich meine nächsten Etappen. Es ist nicht ganz einfach hier Unterkünfte zu finden. Die Gegend, durch die ich fahre, ist wirklich sehr dünn besiedelt. Ich muss schon darüber nachdenken, wo ich Proviant einkaufen kann und da ich immer davor Angst habe zu verhungern, bewegt mich diese Frage schon sehr. Zum einen gibt es auf dem Land wenige Geschäfte, zum anderen muss ich darauf achten, nicht gerade in der Zeit zwischen 12 und 16 Uhr an ein Geschäft zu gelangen, denn da ist meistens geschlossen. So habe ich mich dann heute erst einmal für die nächsten beiden Tage mit Proviant versorgt. Ich habe meinen Tagesproviant inzwischen auch etwas erweitert. Ich ernähre mich nicht mehr nur von trockenem Baguette und Bananen, sondern ich habe auch immer Käse bei mir. Ich finde, dass ist man Frankreich aber natürlich auch sich einfach schuldig.

Gegen Mittag nimmt der Regen ab und ich mache mich zu einem Stadtbummel auf den Weg. Nachdem ich fünf Minuten unterwegs bin, beginnt es aber natürlich wieder heftiger zu regnen. Natürlich könnte ich nun auch die Kathedrale aufsuchen und wäre wieder im Trockenen. Aber ich plane um, wobei mir zu pass kommt, dass ich ohnehin ein leichtes Hungergefühl verspüre. So gehe ich in der Nähe der Kathedrale in eine Crêperie, die ich gestern bei einem Abendspaziergang schon ausgemacht habe. Das gibt mir auch die Gelegenheit bei Wikipedia ein wenig über Limoges zu lesen. Die Crêpe ist übrigens wieder ausgezeichnet und man hat nie das Gefühl sich überfressen zu haben.

Hier ein kleiner Steckbrief über Limoges. Limoges liegt an der Vienne, einem der längeren Nebenflüsse der Loire.  Limoges hat ca. 130 Tsd. Einwohner mit abnehmender Tendenz. Es ist eine Industriestadt und insbesondere für seine Porzellanherstellung aber auch für die Emailleproduktion bekannt. Limoges ist auch eine Stadt der französischen Arbeiterbewegung. So wurde hier 1885 der französische Gewerkschaftsverband CGT gegründet. 1942 wurde Limoges von den Deutschen besetzt aber 1944 von Kräften der Résistance befreit. Der Stolz auf militärische Erfolge wird im Stadtbild durch zahlreiche Denkmäler dokumentiert. Zu den berühmten Söhnen der Stadt gehört auch der Maler Pierre-Auguste Renoir, der aber nur die ersten drei Jahre seines Lebens hier verbrachte.

Mein Weg führt mich nach der Mittagspause zunächst zur Kathedrale. Markanteste Zeugnisse diese monumentalen Kirchenbauwerks sind der fast solitär stehende gotische Glockenturm, der auf einem dreistöckigen Fundament der romanischen Vorgängerkathedrale errichtet wurde, der die Vorhallen abgrenzende Lettner aus der Renaissancezeit, die aus verschiedenen Jahrhunderten vorhandenen Bleiglasfenster und das Portal Saint-Jean an der Nordseite, dass das Langhaus überragt und als Meisterwerk der Flamboyant-Gotik gepriesen wird, weil die Formen des Maßwerks angeblich an Flammen erinnern. Ich wäre von selbst da zwar nicht drauf gekommen, aber man kann es natürlich so sehen. Ich würde die Bezeichnung Filigran-Gotik bevorzugen. Aber ich bin dabei natürlich nicht gefragt.

Nach der Besichtigung der Kathedrale wandere ich noch hinunter an die Vienne zur Brücke Saint-Etienne, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde und über die seitdem die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela wandern. Hier sind bronzene Jakobsmuscheln als Wegweiser eingesetzt. Der Blick über den Fluss auf die alte Brücke und die Kathedrale ist schon sehr schön. Bei gutem Wetter wäre er sicher noch schöner gewesen. Danach mache ich noch einen Spaziergang durch einen anderen Teil der Altstadt. Der wieder einsetzende Niederschlag treibt mich dann aber nach dreieinhalb Stunden zurück in mein Hotel.

Ich hoffe, dass der Regen morgen weniger wird. Angesagt ist es so, aber insgesamt bleibt es doch erst einmal wechselhaft. In fünf Tagen möchte ich es nun gerne bis nach Saint-Jean-Pied-de Port schaffen. Es kann gut sein, dass ich es jetzt nicht schaffe, jeden Abend meinen Reisebericht zu schreiben bzw. zu veröffentlichen. Spätestens in Saint-Jean-Pied-de Port werde ich mich aber wieder melden. Dort will ich auch noch einmal zwei Ruhetage einlegen, bevor es dann endgültig auf den einzigen wirklichen Jakobsweg geht.

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