Noch regnet es nicht. Also verlasse ich Luxemburg erst einmal mit dem Fahrrad. Noch in der Stadt geht es runter an die Alzette und dann entlang dem Fluss und der Strecke der Luxemburger Nordbahn. Schon in Luxemburg weitet sich das Tal zu einer sanft hügeligen Ebene. Die Fahrt bis Ettelbrück verläuft daher ohne nennenswerte Steigungen. Allerdings beginnt es schon nach einer Stunde zu regnen, zunächst nur wenig aber dann doch immer stärker, so dass ich mich in Ettelbrück doch dafür entscheide das kostenlose Angebot der Fahrt mit der Bahn anzunehmen und mir die 1.200 Höhenmeter auf 50 Kilometern zu sparen. Zuvor mache ich aber noch einen Abstecher zum Denkmal für den amerikanischen General George Patton, der zwar niemals in Ettelbrück war, dessen Denkmal aber ein Symbol des Dankes der Luxemburger für die Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Amerikaner ist. General Patton kehrte übrigens nie mehr in seine Heimat nach Amerika zurück. Er starb nach einem Autounfall am 21. Dezember 1945 und wurde auf eigenen Wunsch auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof Luxembourg American Cemetery and Memorial bei Hamm in Luxemburg inmitten der Soldaten „seiner“ 3. US-Armee beigesetzt.
Die Zugfahrt verläuft problemlos, obwohl auch der Zug beträchtliche Höhenunterschiede meistern muss. In 50 Minuten erreicht er aber schon Clervaux und ich fahre nun bei Schneeregen zu der gebuchten sehr schönen Unterkunft im Hotel Koener.
Nach dem Besuch der Ausstellungen im Schloss begebe ich mich zurück in mein Hotel und besuche die wunderschöne Wellness-Anlage des Hauses. Danach gibt es eine gute Pizza, die ich bei einem abendlichen Spaziergang durch Clervaux verdaue.
Tagesstrecke: 41 Km mit dem Fahrrad und ca. 50 Km mit dem Zug
Besichtigungen in Clervaux
Nachdem ich mich eingerichtet habe, wieder abgetrocknet und umgezogen bin, mache ich mich auf den Weg, Clervaux zu erkunden. Immer noch fällt ein Schneeregen, so dass ich mich dem Schloss in Clervaux zuwende, was von meinem Hotel nur wenige Meter entfernt liegt.
Das Schloss oder besser die Schlossburg wurde im 12. Jahrhundert von den Grafen von Clerf auf einem Felsvorsprung errichtet. Die Burg wurde im 15. und 16. Jahrhundert zur heutigen Größe ausgebaut und sollte 1691 zur Tilgung von Kriegsschulden versteigert werden – blieb aber im Familienbesitz. Danach verfiel die Burg und gelangte 1927 durch Versteigerung in Privatbesitz. Während der Ardennenoffensive im Dezember 1944 zerstörten deutsche Truppen die Burg. Die Restaurierungsarbeiten der Schlossburg, die sich heute im Besitz des Staates Luxemburg befindet, wurden erst 1994 abgeschlossen. Im Schloss befinden sich Teile der Gemeindeverwaltung und darüber hinaus drei Ausstellungen:
- The Family of Man – die 1950 begonnene und mittlerweile weltberühmte Fotoausstellung von Edward Steichen (in Clerf seit 1994). Die Ausstellung wurde 2003 in das Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen.
- das Museum der Ardennenschlacht mit Dokumentation.
- Luxemburgisches Burgenmodell-Museum mit 22 luxemburgischen Burgen und Schlösser in Miniatur.
The Family of Man ist hier sicher die bedeutendste der drei Ausstellungen. Es ist eine Foto/Textinstallation, die ab 1951 von Edward Steichen für das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) konzipiert wurde, wo sie ab 24. Januar 1955 zu sehen war. Aus über zwei Millionen Fotografien wählten Steichen und seine Mitarbeiter zunächst zehntausend Aufnahmen aus, seine Mitarbeiterin, die Bürgerrechtsaktivistin Dorothy Norman, trug aus der Weltliteratur wie auch aus zeitgenössischen Dokumenten begleitende Textzitate bei. Schließlich gelangten 503 Aufnahmen von 273 Fotografen aus 68 Ländern in die Ausstellung. Die Ausstellung wurde weltweit von mehr als zehn Millionen Menschen besucht und zählt seit 2003 zum Weltdokumentenerbe. Seit 1994 ist The Family of Man im luxemburgischen Schloss Clervaux (das Heimatland von Edward Steichen) als Dauerausstellung installiert.
The Family of Man zeigt ein umfassendes Porträt der Menschheit in 32 Themen, darunter z. B. Liebe, Glaube, Arbeit, Geburt, Familie, Kinder, Krieg und Frieden. Nach den Erfahrungen des Weltkrieges sollte sie helfen, das Verständnis zwischen den Menschen zu fördern.
Das Luxemburgische Burgenmodell-Museum im Schloss Clervaux zeigt Modelle von Burgen im Großherzogtum Luxemburg. Besonders eindrucksvoll das Modell eines Tages in Clervaux während der Ardennenschlacht.