3. Tag (06. August 2019): Von Frankfurt an der Oder nach Cedynia (PL)

Es soll heute warm werden. Temperaturen bis 28 Grad sind angesagt. Aber auch Schauer und Gewitter soll es geben. Ich komme gegen 8:30 Uhr in meinem Hotel Altberesinchen los und fahre zunächst in die City von Frankfurt/Oder, um mich dort noch etwas umzusehen. Die Stadt ist im 2. Weltkrieg sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. So wurde die Innenstadt zu über 90 Prozent zerstört und nach dem 2. Weltkrieg hat es wohl an Initiative, Geld und Phantasie gefehlt, hier wieder ein städtebauliches Kleinod wiedererstehen zu lassen. So ist Frankfurt an der Oder heute eher ein Konglomerat an Zweckbauten aus der DDR-Zeit. Um die Rekonstruktion der alten Innenstadt hat man sich anders als in vielen heute polnischen Städten, die ein ähnliches Schicksal erlitten, gar nicht bemüht. Als historische Gebäude fallen in der Innenstadt daher nur das rekonstruierte Rathaus und die teilwiese sanierte St.-Marien-Kirche, die aber nach wie vor eine Ruine ist. Den schönsten Blick auf die Innenstadt hat man heute vom Brunnenplatz aus, der wohl das moderne Zentrum der Stadt darstellt und vom 25 stöckigen Oderturm, einem schmucklosen Bürohochhaus aus den 70er Jahren, dominiert wird. Der Brunnenplatz wird allerdings inzwischen auch durch den von dem Leipziger Künstler Michael Fischer-Art gestalteten Brunnen geprägt und verleiht ihm dadurch ein recht buntes Aussehen.

Von hier starte ich dann meine Tour entlang der Oder. Zunächst fahre ich die Promenade stromabwärts unter der modernen Brücke durch, die Frankfurt mit dem polnischen Slubice verbindet. Weiter geht es entlang einer modernen Nachwendewohnbebauung. Allerdings biegt der Oderradweg schon bald von der Oder ab und führt die nächsten 10 Kilometer in einiger Entfernung auf einem Radweg entlang der Bundestraße 112 nach Lebus, wo er dann aber wieder an die Oder führt. Von hier geht es dann viele Kilometer den Fluss entlang, der sich auch sehr abwechslungsreich darstellt. Es ist der sogenannte Oderbruch, den man hier entlang fährt, der von Lebus bis etwa Oderberg reicht. Es ist ein altes Sumpfgebiet, dass unter Friedrich dem Großen weitgehend trocken gelegt wurde, um so eine Besiedlung zu ermöglichen. Trotz dieser landschaftsverändernden Erfolge findet sich noch eine Sumpflandschaft entlang der Oder mit einer vielfältigen Vogel- und Pflanzenwelt. Soweit das Oderbruch trockengelegt werden konnte wird er landwirtschaftlich genutzt, wobei die zahlreichen großen Viehherden sehr auffällig sind. Geht es freilich nach dem Wunsch unserer Klimaschützer, werden wir uns daran auch nicht mehr allzu lange erfreuen können.

Ich erfreue mich vor allem an den mit alten Oderarmen und Tümpeln durchzogenen Landstrich und seiner doch sehr markanten Flora und Fauna. Eindrucksvoll stehen hier stattliche und alte Bäume aber auch zahlreiche tote Bäume geben der Gegend ein besonderes Gepräge. Dazwischen tummeln sich in den vielen Tümpeln Enten und Schwäne sowie Fischreiher und andere Vogelarten.

Gegen Mittag ist es nun doch schon recht warm geworden, aber vom Westen ziehen auch zunehmend Wolken auf. Leider gibt es über weite Strecken entlang der Oder keine Internetverbindungen. Am Morgen hatte ich noch checken können, dass irgendwann im Laufe des Nachmittags eine Gewitterzelle mit heftigen Schauern die Gegend überzieht. Genau lokalisieren kann ich es aber nun wegen der fehlende Verbindung nicht. Da steht man dann eben vor dem Problem, hältst Du irgendwo an, weißt aber nicht, was kommt, oder lässt Du Dich einfach überraschen. Da ich auch heute wieder knapp 100 Kilometer zurücklegen werde, entscheide ich mich für Letzteres und erlebe dann doch kurze Zeit später eine recht unangenehme Stunde, in der auf mich mehrere heftige Schauer niederprasseln und mich pitschnass werden lassen. Meine Regenjacke hatte ich noch schnell überziehen können. Besonders unangenehm ist dann natürlich das permanente Donnern, ohne das ich Blitze sehe, die offensichtlich alle hinter mir niedergehen, was mich aber natürlich auch nicht beruhigt. Nach einer Stunde ist der Spuk dann Gott sei Dank wieder vorbei und ich kann noch zwei Stunden bis zu meinem Ziel unbehelligt weiterfahren. Hier macht sich dann wieder der Vorteil der Funktionskleidung bemerkbar. Nach etwa einer Stunde sind die Sachen die ich anhabe durch den Fahrtwind weitgehend wieder getrocknet.

Eigentlich wollte ich heute ja bis Schwedt kommen. Allerdings war es schwierig in Deutschland entlang der Oder überhaupt noch ein Quartier zu bekommen und so bin ich nach Polen ausgewichen. Bei Hohenwutzen fahre ich dann über die Oder in das sechs Kilometer entfernte Cedynia. Hier habe ich ein Zimmer in einem kleinen Hotel für einen sehr günstigen Preis bekommen. Da der Tag doch etwas anstrengend war, freue ich mich besonders, dass das Hotel auch ein Restaurant hat, wo ich ebenso günstig aber gut ein schönes Abendessen bekomme.

Tagesdaten: 101,74 Km; 07:15:49 Std. Fz.; 14,0 Km/h; 402 Hm

 

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