26. Tag: 24.04.2017 Radolfzell – Donaueschingen

Noch einmal ein wunderschöner Tag! Strahlend blauer Himmel. Allerdings klettern die Temperaturen nur noch auf 14 bis 15 Grad. Ich bedanke mich noch einmal bei den Besitzern des Hotel Iris am See dafür, dass sie mir ermöglicht haben, Rad und Gepäck für eine Woche bei Ihnen unterzustellen. Aber auch sonst ist dieses Hotel sehr empfehlenswert und entsprechend habe ich es bei google beurteilt. Ich kann es wirklich uneingeschränkt empfehlen. Zimmer und Frühstück lassen keine Wünsche offen und man hat vom Frühstückstisch einen sehr schönen Blick auf den Bodensee. Die Fahrt nach Donaueschingen ist überschaubar. Allerdings habe ich eine 5 Kilometer lange Schiebestrecke zwischen Engen und seinem Ortsteil Stetten zu bewältigen. Da geht es 300 Meter mit 7 bis 10 Prozent Steigung hoch. Das senkt die Durchschnittsgeschwindigkeit und kostet eine Stunde. Danach geht es wieder 150 Meter runter. Das bringt die Stunde natürlich nicht zurück. Nach 40 Kilometern bin ich dann an der Donau, die ich nun noch fast 20 Kilometer aufwärtsfahren muss, bis ich in Donaueschingen anlange.

Zu meiner Verwunderung liegt Donaueschingen gar nicht im Schwarzwald, sondern auf einer Hochebene zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb. Man nennt es das Hochplateau der Baar, eine in 670 bis 750 Meter gelegene Hochebene. So fließt die junge Donau auch nicht etwa durch ein schmales Tal, sondern fließt über eine weite Ebene sehr still vor sich hin.

Da es heute noch schön ist, will ich natürlich mir noch die wesentlichen Stationen des Donaubeginns in Donaueschingen anschauen. Die Städte entlang der Donau werden übrigens nun stark geprägt von den verschiedensten deutschen Fürstenhäusern. Diese Prägung ist in dieser Region noch sehr präsent. Meistens erkennt man das ansässige Fürstengeschlecht schon an der Biersorte. Die Fürstenhäuser erhielten vom Kaiser, König oder wem auch immer das Braurecht verliehen und erwarben dadurch ihre ersten Reichtümer, weil sie damit natürlich auch ihren etwas weniger wohlhabenden Untertanen noch Groschen aus der Tasche ziehen konnten, zumal das Bier über Jahrhunderte hinweg ein Grundnahrungsmittel und Hauptgetränk insbesondere der unteren Schichten war. In Donaueschingen waren es nun die Fürstenberger, die dem Bier ihren Namen gaben und so gibt es in Donaueschingen bis heute auch nur wenig anderes Bier als das Fürstenberger.

Aber nun zum Donaubeginn. Eigentlich haben wir ja schon in der Schule gelernt, das Brigach und Breg die Donau zu Weg bringen. So steuere ich zunächst diesen Zusammenfluss an. Dort steht auch ein Stein, der die Zahl 2779 angibt, was die Kilometer zum Schwarzen Meer bedeutet. Aber es gibt noch die Donauquelle im Schlossgarten von Donaueschingen, die eigentlich die Quelle des Donaubachs ist, der schon einige Meter weiter in die Brigach fließt, dafür aber sehr aufwändig und kunstvoll gefasst ist. Aber vermutlich wollten die Fürstenberger einfach eine Quelle in ihrem Garten haben. Den Ausfluss des Donaubachs in die Brigach hat dann noch unser Gott seis gedankt letzter Kaiser Wilhelm II. mit einem Tempel nach seinen Vorstellungen verzieren lassen, der den schönen und so sinnreichen lateinischen Spruch trägt, der in deutscher Übersetzung lautet: Die Quelle der Donau hat ausgeschmückt/der Kaiser der Deutschen/Wilhelm II., Sohn Friedrichs/Enkel des großen Wilhelm. – Na schön! Etwas irritierend ist übrigens auch, dass die Donauquelle die Entfernung zur Mündung mit 2840 Kilometern angibt, also 61 Kilometer mehr als der nur einen Kilometer entfernte Stein beim Zusammenfluss von Brigach und Breg. Also koordiniert haben die Donaueschinger das Ganze nicht sonderlich.

Im Gegensatz zur mythologischen ist die hydrologische Bedeutung der Donauquellen ausgesprochen gering. Den bedeutendsten Teil ihres Wassers verliert die Donau nämlich bei Tuttlingen an das Rheinsystem. Das führt dazu, dass die Donau dort versickert und die meiste Zeit des Jahres gar nicht sichtbar ist. Insofern wird sie bei Ulm praktisch zum Nebenfluss der wesentlich wasserreicheren Iller und schließlich auch in Passau noch vom wasserreicheren Inn übertroffen wird. Nun gut, davon wollen natürlich die Donaueschinger nichts wissen und so reklamieren sie den Donaubeginn und nach dieser Interpretation den Beginn des zweitgrößten Flusses in Europa für sich.

Das Schloss der Fürstenbürger, die zweite Sehenswürdigkeit der Stadt nach der Donauquelle, ist nach wie vor Privatbesitz und man kommt nur zu ganz bestimmten Zeiten hinein. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts in seiner heutigen Gestalt im Stil der Belle Époque umgestaltet. Als ich anklopfte war schon zu. Ich mache noch eine kleine Rundfahrt durch Donaueschingen und kehre dann in dem Gasthof, in dem ich heute abgestiegen bin, zum Abendessen ein.

Tagesdaten: 72,16 km/06:33:32 Std. Fz/11,00 Km/h/ 729 Hm aufwärts/422 Hm abwärts

 

 

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