Die offizielle Route des Iron Curtain Trail habe ich heute erst einmal verlassen und fahre nun eine Alternativroute bis ich übermorgen wieder in Imatra auf die Hauptroute treffe. Ich kann mir jetzt Zeit lassen. Meine Einreise nach Russland erfolgt erst am Samstag nächster Woche und reine Fahrttage habe ich noch drei bis vier. Insofern werde ich mir jetzt einige „Ruhetage“ gönnen und mir die natürlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes etwas genauer anschauen.

So führt diese Alternativroute durch eine der eindrucksvollsten finnischen Seenlandschaften, die auch kulturell einiges zu bieten hat. Es ist das Saimaa-Seengebiet, das zwar noch in mehrere Seen unterteilt ist aber als „Großer Saima“ der größte See des Landes und mit 4.370 Quadratkilometern der viertgrößte See Europas ist. Allerdings selbst bei einem Blick auf eine Landkarte wird es schwer fallen einen See auszumachen. Vielmehr hat man den Eindruck von tausenden Seen. Doch irgendwie sind sie alle miteinander verbunden und bilden so den Saimaa. Ich habe es erst auch nicht glauben wollen.

Meine Tour heute war sehr schön, aber auch wieder wenig ereignisreich. Ich hatte etwa 100 Kilometer zu bewältigen und brach deshalb schon gegen 9 Uhr auf. Man hatte mir gesagt, ich solle den Schlüssel für die Wohnung einfach auf dem Küchentisch liegen lassen. So habe ich es dann gemacht. Meine Vermieter habe ich kein Mal zu Gesicht bekommen. Allerdings scheint dieses Verfahren hier in Finnland nicht ganz unüblich zu sein.

Es war wieder ein herrlicher Tag. Sonne pur. Aber das Thermometer kletterte auch auf 28 Grad. Das macht eine solche Fahrradtour dann doch etwas anstrengender. Die Landschaft hat sich wieder einmal verändert. Zwar nehmen die unendlichen Wälder nicht ab, aber die landwirtschaftlichen Oasen nehmen zu. So findet man hier nun auch schon umfassendere Getreidewirtschaft und auch Viehzucht. Waren es in den letzten Tagen vor allem Gerstenfelder, so kommen nun auch Hafer, Roggen und Weizen dazu. Auch die ersten Kühe auf einer Weide konnte ich heute sehen.

Die Gegend ist auch erheblich dichter besiedelt als ich das bisher gewohnt war. So bringt es die Gemeinde Savonlinna, in der ich mich gerade aufhalte, immerhin auf 15,7 Einwohner pro Quadratkilometer, was in etwa dem finnischen Durchschnitt entspricht. Es wirkt alles lebendiger, zivilisierter aber auch zum Teil noch reizvoller. So sind die meisten Anwesen erheblich adretter gepflegt und angelegt als ich das aus dem rauen Norden gewohnt war. Die finnische Seenlandschaft, die hier besonders reizvoll ist, bietet schon viele sehr malerische Sichten, die man fotografisch kaum einzufangen vermag. Dennoch erleichtert das phantastische Wetter auch das Fotografieren.

Mein heutiges Quartier ist ein altes Schulgebäude unweit von Kerimäki. Es ist sehr preisgünstig, Ich habe ein altes Klassenzimmer, das man als Schlafsaal mit zwanzig Betten eingerichtet hat, für mich. Eigentlich stehen mir noch zwei weitere Klassenzimmer mit eben so viel Betten zur Verfügung und eine Küche mit den notwendigsten Utensilien habe ich auch noch für mich. Das Ganze für 29 € mit Frühstück. Was will man da noch mehr. Außerdem konnte ich hier auch wieder mal meine Wäsche waschen, was dem Geruch nach zu schließen auch mal wieder Zeit wurde. Warum ich mir nun gerade diese Gegend ausgesucht habe, darüber werde ich dann morgen weiter berichten. Da alles hier in der Umgebung liegt, werde ich auch morgen hier noch Quartier nehmen.

Tagesdaten: 100,28 Km; 07:24:05 Std. Fz.; 13,54 Km/h; 588 Hm

Ich will die meisten Fotos gar nicht kommentieren. Sie sind einfach Impressionen des heutigen Tages.

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