Angekommen! Nun habe ich es also geschafft und habe den Eurovelo 6 von Saint-Nazaire an der Atlantikküste bis nach Tulcea kurz vor dem Schwarzen Meer innerhalb eines Jahres in mehreren Etappen und auch nicht ganz kontinuierlich zurückgelegt: Ich gebe zu, es erfüllt mich ein wenig mit Stolz, das geschafft zu haben.

Gegen 9:30 Uhr verabschiedete ich mich aus meiner sehr schönen Unterkunft Casa Delia einige Kilometer vor dem Ort Ciucurova. Gerne hätte ich meine Vermieter noch gefragt, was einen veranlasst in einer solch abgelegenen Gegend eine solche Pension zu betreiben. Gerne hätte ich auch noch einmal genauer nach den italienischen Investoren in die Agrarindustrie gefragt. Man schien das nicht gerade mit Begeisterung zu sehen. Aber natürlich scheitern die doch etwas komplexeren Gespräche an den Sprachbarrieren. Soweit gehen dann die Möglichkeiten des Google Übersetzers auch noch nicht. Nettes Beispiel für die Grenzen: ich hatte gestern auf Nachfrage für das Frühstückt Brot, Butter, Wurst, Käse und Marmelade bestellt. Bis auf die Wurst war alles in Ordnung. Aber als Wurst bekam ich eine frisch durchgebratene Bratwurst, was ja noch nicht einmal ein Fehler war aber meinen Bedürfnissen am frühen Morgen überhaupt nicht entsprach. Ich habe sie natürlich dennoch verzehrt.

Die Fahrt heute war im Prinzip nicht anders als gestern, außer, dass es tendenziell abwärts ging, was man aber kaum merkte. Gefühlsmäßig musste ich meistens bergauf fahren. Wahrscheinlich trog das Gefühl noch nicht einmal. Erstens habe ich auch heute wieder deutlich über 400 Höhenmeter gemacht und zweitens dauern Anstiege ja auch immer länger als Abfahrten. Problematisch waren dann noch einmal die letzten zwölf Kilometer. Hier fuhr ich die E 87, also wieder eine Fernstraße mit viel LKW-Verkehr. Aber wie man sieht bin ich ja heil angekommen in meiner Pensiunea Misla in Tulcea, direkt unterhalb des Denkmals der Helden des Unabhängigkeitskrieges, bei dem die Rumänen Russland gegen das osmanische Reich 1877 bis 1878 unterstützten und dafür auf dem Berliner Kongress 1878 ihre Unabhängigkeit bestätigt bekamen.

Die Pension hier ist nicht gerade glanzvoll aber sehr solide und die Vermieter sind ausgesprochen hilfsbereit. Der Vater spricht sogar recht gut Deutsch und der Sohn und die Mutter Englisch. So macht die Verständigung wenig Schwierigkeiten. Zur Hilfsbereitschaft gehört, dass sie auf meine Frage, ob es in der Nähe einen Waschsalon gäbe, die Organisation meines Wäschewaschens gleich selbst in die Hand genommen haben. Sie beraten einen aber auch kompetent bei der Planung von Touren und erledigen dann auch die notwendigen Telefonate.

Ja, aber was habe ich nun geplant. Zunächst meine Heimfahrt, aber die findet erst in fast einer Woche statt. Dann kann ich nämlich für 83 € mit dem Bus ohne Umsteigen in 30 Stunden direkt von Tulcea nach Dresden fahren. Also habe ich jetzt 6 Tage zur freien Verfügung. Hier in der Pension konnte ich nur drei Nächte buchen, weil Samstag, Sonntag hier schon ausgebucht war. Bekanntlich macht ja Not erfinderisch. Natürlich möchte ich noch ins Donaudelta und ans Schwarze Meer. Beides kann man aber nur per Boot von hier aus erreichen. So habe ich für Samstag und Sonntag nun eine Pension in Sulina, einem kleinen Ort direkt an der Donaumündung und am Schwarzen Meer, gebucht und mein Vermieter hat mir auch direkt die Fahrt mit der Fähre organisiert. Am Montag kann ich dann meine letzte Nacht wieder hier in der Pension verbringen und darf sogar den nicht benötigten Teil meines Gepäcks und eventuell auch das Fahrrad hier deponiert lassen. Für morgen habe ich mir nun erst einmal eine Erkundung von Tulcea vorgenommen. Seltsamerweise hat die Stadt, die sonst in Kritiken nicht gerade gut wegkommt, auf mich von der ersten Begegnung an einen Reiz ausgeübt. Sie strahlt sicher einen recht morbiden Charme aus, aber ich glaube sie hat einiges zu bieten. Mal schauen. Zu Tulcea also dann morgen mehr.

Tagesdaten: 48,27 km; 3:51:57 Std. Fz; 12,48 m/h; 429 Hm

2 Kommentare

  • Werner Hempel sagt:

    Lieber Wolfgang,
    herzlichen Glückwunsch. Das Ziel ist erreicht und Du hast Deine Follower mit Text und Bild an Deinem Abenteuer Donauradwanderweg umfassend teilhaben lassen. Dafür Dank und Anerkennung, vor allem für Deine Mühe nach einem teils anstrengenden Fahrtag auf dem Rad am Abend noch Deine Eindrücke in den Computer zu hacken und das Bildmaterial mit entsprechenden Erklärungen zu versehen.
    Jetzt noch viel Freude beim Sightseeing und eine entspannte Rückfahrt.
    Beste Grüße
    Dein Werner

  • Heidrun sagt:

    Hallo mein Schatz, meinen Respekt für diese tolle Leistung!

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