Die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sind nun in Kraft. Ich entscheide mich für eine längere Radtour zum Großen Goitzschesee und zum Sellhausener See. Die Seen liegen rund 35 Kilometer nördlich von Leipzig. Beide Seen liegen an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Sachsen. Der Goitzschesee liegt dabei vollständig in Sachsen-Anhalt, während der überwiegende Teil des Sellhausener Sees zu Sachsen gehört.

Beide Seen sind geflutete Tagebaue, die zum ehemaligen Braunkohlentagebaugebiet Goitzsche zwischen Bitterfeld und Delitzsch gehörten. Stark betroffen waren beide Seen vom Muldehochwasser 2002 und 2013. War die Flutung des Goitzschesees bis 2006 geplant, so lief er durch den Bruch eines Damms der Mulde im Jahre 2002 innerhalb von 2 Tagen um 7 Meter weit über den geplanten Sollpegelstand hinaus voll, sodass Teile des direkt an den Goitzschsee heranreichenden von Bitterfelds überflutet wurden und nur mit ungeheuren Anstrengungen deren totale Flutung verhindert werden konnte.

Ein ähnliches Ereignis wiederholte sich 2013 als es an der Mulde bereits zum nächsten Jahrhunderhochwasser kam, wieder ein Damm brach und das Wasser der Mulde diesmal aber nicht in den Goitzschesee, sondern in den Sellhausener See strömte. Da der Sollpegel des Sellhausener Sees einige Meter Höher liegt als der Sollpegel der Goitzsche und da die beiden Seen an der schmalsten Stelle nur wenige hundert Meter auseinander liegen drohte nun der Sellhausener See  in den Goitzschesee überzulaufen und dadurch wieder Bitterfeld  zu überfluten. Die Überflutung trat auch tatsächlich ein, aber wieder konnte man mit einem ungeheuren Aufwand Bitterfeld vor der totalen Überflutung retten.

Wer die Gegend kennt, kann die Spuren der Katastrophen von 2002 und 2013 auch heute noch, trotz der erfolgten Instandsetzung, gut erkennen und zum Teil wurden sie auch auf Schautafeln beschrieben. Ansonsten stellt sich das Gebiet allerdings heute, insbesondere am Goitzschesee, als sehr schön erschlossenes Naherholungs- aber auch Naturschutzgebiet dar. Beide Seen kann man auf gut asphaltierten Radwegen umfahren. Es gibt hier Ferienhäuser, zwei Marinas, Gaststätten und Hotels. Es gibt einen Hafen in Bitterfeld und auch schwimmende Bungalows, die man mieten oder kaufen kann. Auf der Goitzsche fahren Boote, es gibt Surf- und Angelmöglichkeiten und auch andere Wassersportarten werden hier betrieben. Es finden hier sogar und meines Erachtens überflüssigerweise sogar Welt-, Europa- und Deutsche Meisterschaften für Motorbootrennen in unterschiedlichen Klassen statt.

Als ich meine Tour am 19. März mache, bin ich, obwohl das Wetter sehr schön und sogar angenehm warm ist, weitgehend alleine unterwegs. Auch bei der Tour am 1. Mai, die ich zusammen mit Heidrun unternehme, ist angesichts des Feiertags und des auch recht schönen und warmen Wetters wenig los. Für die Betriebe die hier den Tourismus tragen sind die Einschränkungen durch die Corona-Krise natürlich eine Katastrophe. Hoffen wir, dass es bald wieder zu Lockerungen kommen kann.

 

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