9. Tag (12. August 2019): Usedom – Ausflug nach Benz und Mellenthin

Heute muss ich meinen Tag nun wieder alleine verbringen. In meinem kleinen Apartment habe ich mich inzwischen eingerichtet. Da die Supermärkte hier auch am Sonntag aufhaben, konnte ich gestern noch im nahen Hunde-Netto mich mit dem notwendigen Dingen für ein angenehmes Frühstück versorgen. Ein solches genieße ich dann heute morgen erst einmal. So dann hatte ich mir einen Ausflug nach Benz und Mellenthin überlegt, zwei malerische Orte mitten auf der Insel und abseits vom Wasser. Die Anreise sind etwa 25 bis 30 Kilometer und so fahre ich erst einmal wieder über Zinnowitz und dann entlang der B 111 die gleiche Strecke zurück, die ich am Freitag von Swinemünde aus genommen hatte. Allerdings führt die B 111 nicht bis zu den Kaiserbädern um Heringsdorf und nach Swinemünde, sondern biegt bei Pudagla ab in Richtung Usedom und Anklam. Kurz hinter Mellenthin mündet sie aber auf die B 110, die von Swinemünde kommend weiter nach Usedom und Anklam führt. Zunächst geht es vorbei am Schmollensee, wo hunderte Kormorane auf den Bäumen am Ufer sitzen und mit ihrem Kot schon das Laub vieler Bäume weggeätzt haben. In Pudagla komme ich an dem gleichnamigen Schloss vorbei, ein ehemaliger Witwensitz der Herzöge von Pommern. Nach dem Bombenangriff der Briten auf Peenemünde wurde der Bereich der Heeresversuchsanstalt, der sich mit der Entwicklung und dem Bau eines elektronischen Analogcomputers zur Simulation von Flugbahnen befasste und daraus den ersten autonomen Bordrechner zur Steuerung eines Flugkörpers entwickelte, hier in das Schloss Pudagla ausgegliedert.

Kurz hinter Pudagla biegt dann eine Landstraße von der B 111 ab nach Benz. Sehenswürdigkeiten sind hier die sogenannte Erdholländermühle auf einem Hügel oberhalb des Ortes aus dem Jahre 1830, die heute als Kulturwindmühle bezeichnet wird und in der Ausstellungen und andere Kulturveranstaltungen stattfinden. Da heute Montag ist, ist sie leider geschlossen, ebenso wie der kleine Imbiss nebenan. Dennoch hat sich der Weg hinauf gelohnt, denn von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die Kirche des Ortes und die umgebenden Hügel und Wälder und insbesondere auf den Schmollensee. Danach gehe ich hinunter zur Dorfkirche St.-Petri aus dem 15. Jahrhundert. Der rechteckige, einschiffige Bau mit dem barocken Kirchturm wurde im Kern frühgotisch gestaltet, jedoch oft auch verändert. Umfangreiche Renovierungsarbeiten fanden dann noch einmal 1836 statt, als die bisherige Balkendecke durch ein hölzernes Tonnengewölbe ersetzt wurde, auf das dann 1909 vom Stettiner Hof- und Dekorationsmaler Adolf Dittmer eine als Sternenhimmel gestaltete Kassettendecke gemalt wurde, bei der kein Stern einem anderen gleichen soll. Der Sternenhimmel wurde dann 2017 noch einmal saniert und erstrahlt daher heute wieder in seiner ursprünglichen Pracht. Bekannt wurde der Ort auch durch zwei Künstler. So verbrachte Lyonel Feininger mehrere Urlaube hier auf Usedom, wobei die Holländermühle und die Kirche für ihn ein beliebtes Motiv waren. 1973 erwarb dann der Maler Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984) die Mühle und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich.

Schließlich besuche ich noch den Friedhof in Benz, wo neben Niemeyer-Holstein auch noch andere bekanntere Persönlichkeiten begraben liegen. So ruhen hier die in Ahlbeck geborene Journalistin Carola Stern (1926-2009) und der Schauspieler Rolf Ludwig (1925-1999). Man kann wohl davon ausgehen, dass der kleine Ort Benz auch auf diese Personen eine Anziehungskraft ausgelöst hat und diese sie bewogen hat, ihn als letzte Ruhestätte zu wählen.

Nun fahre ich wieder auf die B 111 über Neppermin, ebenfalls ein Ort, der es Lyonel Feininger angetan hatte, nach Mellenthin, das sich mit dem Titel „Mittelpunkt von Usedom“ schmückt, weil der Name Mellenthin aus dem slawischen kommt und „Mittelpunkt“ bedeutet. Von 1336 bis 1661 ist Mellenthin der Hauptsitz des pommerschen Adelsgeschlechts von Neuenkirchen. Einer von ihnen ließ dann von 1577 bis 1580 das heute noch das Dorf prägende Wasserschloss erbauen. Das Wasserschloss Mellenthin wurde Anfang des 21. Jahrhunderts teilrestauriert und ist heute ein beliebter touristischer Anziehungspunkt mit Restaurant und Café. Sehenswert ist auch die mittelalterliche Backsteinkirche mit einem Kreuzrippengewölbe im Chor und Fresken. Hier liegen auch der Erbauer des Schlosses und seine Frau begraben. Leider ist das Fotografieren des Ineren der Kirche zwar erlaubt, allerdings ist die Verwendung solcher Fotos auch auf einer privaten Webseite ausdrücklich untersagt. Im Restaurant des Schlosses gönne ich mir einen Cappuccino und einen gebackenen Mohnstreuselkuchen. Letzterer ist wirklich sehr gehaltvoll wie ich auch noch einige Stunden später merke.

Danach geht es die 30 Kilometer wieder zurück in meine Strandkoje nach Trassenheide. Am Abend kommt mich Heidrun besuchen und da ich trotz des Kuchens noch etwa zu Abend essen muss, gehen wir in ein benachbartes Lokal und ich gönne mir Spaghetti Bolognese. Nach zwei Tagen Fisch muss man auch mal wieder etwas anderes essen. Den Abend beschließen wir dann mit einem schönen Spaziergang durch Trassenheide.

Tagesdaten: 65,56 Km; 04:43:13 Std. Fz.; 13,89 Km/h; 273 Hm

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