Das Frühstück auch hier im Bären ist wirklich wieder ausgezeichnet. Da bin ich auf meiner ganzen bisherigen Tour durch Sachsen-Anhalt nie enttäuscht worden. Das Wetter ist morgens noch etwas regnerisch, aber das riesige Regenband, das sich gerade durch Europa zieht, verläuft etwa 20 Kilometer nordwestlich von hier. So wird es ein sehr schöner Tag und schon um 10 Uhr wird es wieder sehr sonnig und die Temperaturen steigen an diesem Novembertag noch einmal auf sage und schreibe 20 Grad. Trotz des Montags habe ich mir zunächst drei, dann vier Ziele vorgenommen, die mir einiges abverlangen werden. So geht es nach Ballenstedt und dann vor allem zur Burg Falkenstein ziemlich hoch. Dann geht es aber wieder in die Ebene. Zwar etwas erhöht liegt die Konradsburg aber schon zur Stiftskirche St. Cyriakus in Frose geht es nur noch bergab. In Ballenstedt ist das Schloss wie erwartet geschlossen. Ich kann mir den Turm des ehemaligen Benediktinerklosters  nur von außen und das dort wohl vorhandene Grab von Albrecht dem Bären, dem Begründer der Mark Brandenburg und damit dem Urvater des preußischen Staates überhaupt nicht anschauen. Dafür fahre ich noch zu seinem Denkmal für Albrecht den Bären, dass etwa zwei Kilometer entfernt auf einer Anhöhe dem Schloss gegenüber liegt.

Auf den letzten drei Kilometern zur Burg Falkenstein komme ich dann zum ersten Mal seit Monaten wieder in die Situation vom Fahrrad absteigen und zwei Kilometer schieben zu müssen. Oben angekommen ist mir zwar bewusst, dass ich nicht in die Burg hineinkomme, weil hier heute Ruhetag ist. Der Zugang zum Burghof scheint aber nicht geschlossen zu sein. So versuche ich zumindest einen Blick auf den Burghof zu werfen. Nach einigen Metern werde ich ziemlich rüde aus einem Fenster angerufen, dass der Zugang gesperrt sei und des Platzes verwiesen, was mich ziemlich erzürnt. Mein Hinweis, dass ich doch nur mal einen Blick in den Schlosshof werfen wolle, wird schlicht mit dem Hinweis auf das Hausrecht zurückgewiesen. Kopfschüttelnd verlasse ich das Terrain, nicht ohne dem schreienden Menschen mein Unverständnis ob seiner Unverschämtheit entgegen zurufen. Das scheint er allerdings gewohnt zu sein.

Zur Konradsburg gibt es recht wenig zu sagen, außer dass ich in die Reste der ehemaligen Klosterkirche und in die darunterliegende Krypta reinkomme. Die Türen sind offen. Eine Aufsicht gibt es nicht, wohl in der realistischen Einschätzung, dass hier wenig zu holen und zu zerstören ist. Inzwischen hab ich noch einmal umgeplant und denke, dass ich am Mittwoch doch noch mal zur Burg Falkenstein fahren werde. Nicht etwa weil ich mein Fahrrad so gerne schiebe, sondern weil mich die Geschichte noch etwas genauer interessiert. Dafür fahre ich heute noch nach Frose, was ich eigentlich für Mittwoch eingeplant hatte. Meine Unterlagen sagen mir, dass es bis 16 Uhr auch montags und auch jetzt Winterzeit geöffnet sei. Als ich ankomme stehe ich allerdings vor verschlossenen Türen.

Das Westwerk der Kirche mit seinen Türmen ist auch eingerüstet, so dass ich tatsächlich schon versucht bin, weiter zu fahren. Da fällt mir ein Zettel an der Kirchentür auf, der zwei Telefonnummern enthält, die man anrufen kann, wenn man jetzt im Winter tatsächlich Einlass begehrt. Bei der ersten Nummer bin ich nicht erfolgreich. Es meldet sich niemand. Bei der zweiten meldet sich jemand mit dem Namen Engmann. Als ich ihm mein Begehr erzähle macht er zwar keinen begeisterten Eindruck, wofür ich ein gewisses Verständnis habe, will aber in zehn Minuten da sein. Nach ziemlich genau 10 Minuten erscheint auch ein Mann, vielleicht ein wenig älter als ich, der sich als der Dorfchronist vorstellt. Er will erst einmal 2,50 € von mir. Da ich das natürlich für angemessen halte, gebe ich ihm auch noch etwas mehr. Dann fragt er mich, was ich wissen will und als ich ihm versuche, das zu erläutern und vor allem meine Probleme mit den kunstgeschichtlichen Darstellungen erkläre, leuchten seine Augen und er sagt erst einmal, dass die Kunsthistoriker ohnehin keine Ahnung hätten. Dann beginnt er zu erzählen und hört die nächster halbe Stunde nicht mehr auf und es wird für mich oft mühsam ihm in allem zu folgen. Als Dorfchronist scheint er mir aber der geeignete Mann zu sein. Früher war er wohl Informatiker aber nun hat er ein neues Hobby gefunden, die Geschichte der romanischen Zeit. Dazu hat er auch eine Webseite angelegt, die wie ich später feststelle, auch nicht ganz uninteressant ist. Als es aber langsam zu dämmern beginnt und ich noch 20 Kilometer auf einer vermutlich recht befahrenen Straße nach Quedlinburg vor mir habe, muss ich dann seine  Mitteilungsfluss doch stoppen und mich langsam verabschieden. Um den Inhalt seiner Ausführungen kurz darzustellen, geht es ihm vor allem darum, dass er der Meinung ist, dass Frose in der Forschung gegenüber dem 10 Kilometer entfernten Gernrode benachteiligt worden ist. So wird immer nur dargestellt, dass Otto I. das Stift St. Cyriacus 959/961 an Markgraf Gero übergeben habe, der es in ein Kanonissenstift umwandelte und dem von ihm in diesem Jahr errichteten Stift Gernrode als Probstei unterstellte. Dies sei so nicht richtig, weil das Stift St. Cyriacus in Frose auch damals noch ein Königshof, also eine Königspfalz, gewesen sei und auch noch die Rechte eines solchen gehabt habe, die höher zu bewerten seien als eine Unterstellung unter Gernrode. Sei´s drum. Sicher eine interessante These. Aber ich kann sie nun auch nicht aufklären.

Zurück nach Quedlinburg geht es der untergehenden Sonne entgegen und schließlich auf den Brocken zufahrend mit ordentlichem Rückenwind. In Quedlinburg sind leider nicht nur die Sehenswürdigkeiten montags geschlossen, sondern auch die Gaststätten. So nehme ich mein Abendmahl wieder in meinem Hotel ein, was auch nicht schlecht ist. Aber eigentlich wollte ich heute mal wieder italienisch essen.

Tagesdaten: 67,68 Km; 05:37:36 Std. Fz; 12,00 Km/h; 597 Hm

 

Ballenstedt – Klosterkirche und Grab Albrechts des Bären

Die Klosterkirche St. Pancratius und Abundus entstand im Jahr 1170 und war als Nebenbau des schon bestehenden Klosters gedacht. Ursprünglich, handelte es sich bei diesem Kloster um ein Stift, welches Albrecht der Bär um 1123 zu einem Kloster berief. Mit der Errichtung der Kirche war die Macht, die Albrecht I. dem Kloster zusprach bekräftigt.

Allerdings erfuhr es in den Jahren des Bauernkrieges Plünderungen, die letztlich für die Auflösung des Benediktinerklosters sorgten.

Danach ging die Klosteranalage samt Klosterkirche in den Besitz des Fürsten Wolfgang von Anhalt über, der die Säkularisierung des Klosters und der Kirche vorantrieb. Später plante er zudem ihren jeweiligen Aus- und Umbau zu einem Schloss im Stil des Barocks.

Während des Bauprojekts kam es zu wiederholten Plünderungen und Besetzungen, die durch den Dreißigjährigen Krieg nicht abzuwenden waren. Erst im achtzehnten Jahrhundert konnte deshalb der Schlossbau fortgesetzt werden. Die Klosterkirche musste hierzu vollständig abgerissen werden und dem jetzigen Nordflügeln des Schlosses weichen. Die Krypta und der ehemalige Kirchturm blieben durch eine Integration in den Bau erhalten.

Eine geschichtsträchtige Sehenswürdigkeit liegt in der Gruft der ehemaligen Klosterkirche. Dort befindet sich die Grabstätte des großen Albrecht dem Bären.

Heute befinden sich in dem Schloss ein Hotel, ein Restaurant, ein Museum sowie wechselnde Ausstellungen und es ist zudem ein beliebter Ort für jegliche Arten von Trauungen.

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Falkenstein – Burg Falkenstein

Mehr als die Hälfte der Stadt Falkenstein, welche am Nordostrand des Harzes liegt, ist Landschaftsschutzgebiet. Der Name der Stadt nimmt unmittelbaren Bezug auf die im Selketal liegende Burg Falkenstein, welche im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Die hochmittelalterliche Höhenburg liegt auf einem Felsrücken. Mit ihrer massiven Schildmauer, dem Bergfried, Toren und Zwingern entspricht sie in jeder Hinsicht dem Idealbild einer Höhenburg. Durch Bastionen, Ringmauern und Gräben ist die dreiflügelige Kernburg mit westlicher Vorburg gesichert. Durch ihre günstige Lage blieb sie bis heute eroberungsfrei.

Einer Sage nach verdankt Burg Falkenstein ihre Entstehung einem Mordfall. Im Streit erschlug Egeno II. von Konradsburg den Grafen Adalbert II. von Ballenstedt. Der Stammsitz des Mörders sollte in ein Kloster umgewandelt werden, der Sohn Egenos, ließ daraufhin die heutige Burg Falkenstein als neue Burg seines Geschlechts errichten.

Der Legende nach schuf hier auch Eike von Repgow hier den „Sachsenspiegel“, das bedeutendste deutschsprachige  Rechtsbuch des Miterlalters, nachdem noch bis ins 19. Jahrhundert hinein Recht gesprochen wurde. Im Burgmuseum können Besucher die Geschichte der Burg entdecken oder erfahren, in welchen Filmen die Festung schon als  Filmkulisse fungierte.

Von März bis Oktober führt die hofeigene Falknerei mit abgerichteten Greifvögeln zweistündige Darbietungen zum Beispiel mit Falken, Eulen und Adler vor.

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Ermsleben – Kloster Konradsburg

Die Stadt Ermsleben am Fluss Selke ist Sitz der Stadt Falkenstein. Die Natur um Ermsleben herum wird landwirtschaftlich genutzt. Im südlichen Teil des Ortes ist dann Raum für Erholung. Ob Wälder, Seen oder Teiche lkaden zur Entspannung ein.

Zu den touristischen Anziehungspunkten gehören die Konradsburg und das Forsthaus am internationalen Radweg. Die Höhenburg wurde Anfang des 11. Jahrhunderts zum Schutz des Reichsgutes Harz errichtet. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg zu einem Kloster umgewandelt, welches im Bauernkrieg bis auf die Grundmauern niederbrannte. Von der einstigen dreischiffigen Basilika sind heute der hohe Chor und die Krypta erhalten.

Dem rapiden Verfall der Konradsburg setzten sich Studenten der Humboldt-Universität Berlin entgegen. Seit knapp 30 Jahren nun bewirtschaftet der damals gegründete Förderverein Konradsburg e.V. die Burg. Eine besondere Auszeichnung wurde dem Engagement des Vereins zu Teil, als dieser 1994 von der UNSESCO in das Projekt „Schätze der Welt“ aufgenommen wurde.

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Frose – Stiftskirche St. Cyriakus

Zwischen Ballenstedt und Ermsleben befindet sich die Stiftskirche St. Cyriakus in Frose. Bereits um 936 bestand das einstige Damenstift zunächst als Benediktinerkloster unter Markgraf Gero. Dies geht aus den Schriften desselben Jahres von Kaiser Otto I. hervor, die zugleich als erste beglaubigte Erwähnung der Stiftskirche dienen.

Die romanische Gestalt der Kirche lässt sich auf das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert zurückführen. In diesem Zeitraum erfuhr die Stiftsanlage eine weitgehende Umgestaltung im Stil der Romanik. Das Kirchenschiff änderte sich im Jahr 1170 und die noch bestehenden Türme waren rund 100 Jahre später fertiggestellt.

Das, zur Kirche gehörende, Damenstift erlebte während der Umbauten seine Glanzzeit und bot bürgerlichen sowie adeligen Frauen eine Heimat mit florierender Wirtschaft. Ackerflächen und ein angrenzender, ausgetrockneter See, bestimmten die Umgebung um die Stiftkirche.

Um 1446 riet der Bischof von Halberstadt zur Flutung des Sees, um eine ausreichende Fischversorgung in Frose zu etablieren. Diese Idee führte jedoch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bischof und dem Stift. Die Stiftsdamen befürchteten nämlich eine einhergehende, unkontrollierbare Bewässerung der unweiten Ackerflächen, die somit unbrauchbar würden.

So kam es schließlich, dass das Stift seine überschwemmten Ackerflächen dem Bischof und der Stadt Aschersleben überließ. Diese Entscheidung zog vermutlich auch die Auflösung des Stifts, kurze Zeit später, nach sich.

Seit 1544 ist die Kirche offizieller geistlicher Standort für das Örtchen Frose. Ursprüngliche Teile dieses historischen Gebäudes sind weitestgehend erhalten geblieben, wie beispielsweise der romanische Stützenwechsel.

https://romanik-strasse-erleben.de/stiftskirche-frose/

 

Hier noch der Link zu der Webseite von Herrn Engmann, dem Dorfchronisten von Frose:

http://www.frasa-historia.de/

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