7. Tag (12. April 2022): Aachen

Stadtrundgang: ca. 15 Km

 

Spaziergang am Vormittag

Nach dem Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg in die Aachener Innenstadt. Leider ist der Dom auch heute morgen wegen einer Trauerfeier nicht zugänglich. So gehe ich zunächst in das nahegelegenen „Centre Charlemagne-Das Neues Stadtmuseum Aachen“. Das Museum wurde in einem Verwaltungsgebäude der Stadt Aachen am Katschhof, das zwischen 1958 und 1962 erbaut und später bedauerlicherweise unter Denkmalschutz gestellt wurde, eingerichtet. Es ist ein Zweckbau dieser Zeit und wirkt wie ein Fremdkörper im historischen Ensemble des Katschhofes. Aber was soll’s.

Hier schaue ich mir die ständige Ausstellung an. Die Dauerausstellung „Geschichte Aachens – Stadt Karls des Großen“ gibt in sechs Abteilungen Einblicke in folgende Themen:

  • „Siedlungen an den heißen Quellen“ vom 5. Jahrhundert vor Chr. bis zum 7. Jahrhundert nach Chr. – Nachweise von Ansiedlungen der Kelten und Römer in Aachen.
  • „Aachener Pfalz und Marienkirche“ im 8. und 9. Jahrhundert. – Die karolingische Zeit ab Pippin dem Jüngeren bis Lothar I.
  • „Die Stadt der Krönungen“ zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert. – Erste Blütephase der Aachener Geschichte: Erteilung der Stadtrechte (1166) und Aufwertung als Freie Reichsstadt, erste städtische Verfassung in Form des Aachener Gaffelbriefs (1450), aber auch die Zeit der Aachener Religionsunruhen, womit bürgerkriegsähnliche Zustände und Auswanderung bedeutender Familien und damit wirtschaftlicher Niedergang einhergingen.
  • „Die barocke Bäderstadt“ zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert. – Neuaufbau nach dem großen Stadtbrand von Aachen 1656 und Entstehung und Entwicklung des Kurwesens. Zweite Blütephase der Stadt, die durch erneute bürgerkriegsähnliche Unruhen im Rahmen der Aachener Mäkelei beendet wurde.
  • „Aufbruch in die Moderne“ zu einer aufstrebenden Industriestadt ab dem 19. Jahrhundert. – Aachen während der französischen Besatzung (1794–1814) und städtebauliche Aufwertung durch Straßen- und Grünanlagenbau und Förderung der Industrie. Übernahme durch Preußen 1814 und erneuter Bauboom. Erste negative Auswirkungen der Frühindustrialisierung und Aachener Aufruhr vom 30. August 1830. Nach flächendeckender Einführung der Dampfmaschine Aufschwung in der Tuch-, Nadel- und Bergbauindustrie. Förderung des Bildungssystems u. a. durch Gründung der Polytechnischen Hochschule 1870.
  • „Von der Frontstadt zur Europastadt“ im 20. und 21. Jahrhundert. – Aachen in beiden Weltkriegen als Sammelplatz für die Truppen auf ihren Marsch durch Belgien nach Frankreich, aber auch die erste durch alliierte Truppen von den Nationalsozialisten befreite Stadt 1944. Einführung des Aachener Karlspreises 1950 und zunehmende europäische Bedeutung.
Wenn auch recht kleinteilig, ist diese Ausstellung doch sehr sehenswert. Freilich muss man viel lesen und man könnte sich hier sicher den ganzen Tag aufhalten. Ich gönne mir lediglich anderthalb Stunden.
Mein Weg führt mich dann weiter zum Elisenbrunnen, einer Trinkhalle mit Thermalbrunnen, der im klassizistischem Stil unter anderem von Karl Friedrich Schinkel, der die ursprünglichen Pläne 1823 überarbeitete, geplant und 1829 eröffnet. Da das Wasser stark schwefelhaltig ist, umgibt das Gebiet um den Elisenbrunnen stets ein Geruch nach faulen Eiern, was seiner Anziehungskraft jedoch keinen Abbruch tut.
Weiter geht es nun zum Synagogenplatz. Die Neue Synagoge in Aachen ist das Gotteshaus und Gemeindezentrum der „Jüdischen Gemeinde Aachens“. Sie wurde am Ort der im Jahr 1862 erbauten und während der Novemberpogrome 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten Alten Synagoge nach Plänen des Architekten und Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Offenbach Alfred Jacoby neu errichtet und am 18. Mai 1995 eingeweiht. In ihrer farblichen Ausgestaltung, ihrer Flächengliederung sowie dem Wechsel zwischen der zentralen rechteckigen Glasfläche im Eingangsbereich mit den schmalvertikalen Scharten rechts der Glasfront soll die Neue Synagoge bewusst an den alten Vorgängerbau erinnern. So ganz kann ich diese Erinnerung bei Betrachtung eines Fotos der Alten Synagoge nicht nachvollziehen. Auch der Schriftzug über dem Eingangsportal in hebräischer Sprache, der übersetzt „Denn mein Haus soll genannt sein ein Haus des Gebetes für alle Völker“ lautet, ist übernommen worden. Leider ist die Synagoge heute geschlossen, so dass ich keinen Blick in das Innere werfen kann. Erwähnenswert ist das Denkmal zur Reichskristallnacht mit drei Erläuterungsfliesen, dass die Evangelische und die Katholische Kirche schon 1984 auf dem Platz errichten ließ.
Nach Überquerung des Aachener Rings gelange ich nun in eine große Parkanlage flankiert von einigen noblen Gebäuden. Der Stadtgarten Aachen ist eine inzwischen weitläufige Parkanlage, die sich aus einem ursprünglich von Peter Joseph Lenne 1852 entworfenen Klinikgarten entwickelt hat und ab 1916 zum Kurpark umgestaltet wurde.
Um das Kur- und Badeleben in Aachen Anfang des 20. Jahrhunderts neu zu beleben, wurde im April 1913 die Anlage eines neuen Kurzentrums mit einem Kurhotel, Kurmittelhaus, Wandelhalle und einem Neuen Kurhaus sowie den weitläufigen Kurpark Aachen beschlossen. Nach drei Jahren Bauzeit – sie verzögerte sich durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs – wurde der im neoklassizistischen Stil konzipierte Komplex, der Kurhotel und Kurmittelhaus vereinigte, am 8. Juni 1916 eröffnet.
Das Kurhotel erhielt den passenden Namen „Quellenhof“. Es gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den renommiertesten Kurhotels Deutschlands. Nach einer Restaurierung in den Jahren 1997–1999 ist das ehemalige Grandhotel nach einer Phase des durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Niedergangs nun erneut ein Hotel der gehobenen Klasse.
Zwischen dem Hotel und dem Kurmittelhaus, die früher durch eine Wandelhalle verbunden waren, die im zweiten Weltkrieg beschädigt und nicht wieder aufgebaut wurde, wurde Mitte der 1970er Jahre ein Kongresszentrums mit einem Parkhaus errichtet, dass den Namen Eurogress erhielt. Architektonisch gefällt mir diese Kombination von neoklassizistischer Architektur und Zweckbau der 1970er Jahre nicht. Das einzig Positive ist, dass Das Eurogress zwischen der neoklassizistischen Architektur des Quellenhofs und des Kurhauses nicht so sonderlich auffällt. Vielleicht war das ja sogar architektonische Absicht.
Der Spaziergang durch den inzwischen recht weitläufigen Park gibt mir Gelegenheit das bisher Gesehene auch mal in mir wirken zu lassen. Nach einiger Zeit gelange ich in diesem Park auch noch zu einer Denkmalsanlage, die sich Kongreßdenkmal nennt, auch von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde und an den Monarchenkongress 1818 in Aachen erinnert. Auslöser für den Bau des Denkmals war ein Treffen der Herrscher König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Zar Alexander von Russland und Kaiser Franz I. von Österreich anlässlich des fünften Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1818 während des Aachener Kongresses. Beschlüsse waren unter anderem die Empfehlungen einer Denkschrift Über den gegenwärtigen Zustand Deutschlands, die vom Zaren dem Kongress unterbreitet wurde. Darin wurden strenge Maßregeln zur Überwachung des geistigen Lebens und der Universitäten gefordert. Diese Denkschrift gab den Anstoß zu den berüchtigten Karlsbader Beschlüssen von 1819 und den Demagogenverfolgungen mit denen über die nächsten Jahrzehnte versucht wurde liberale, nationale, demokratische und republikanische Bestrebungen zu unterdrücken. Die Unterzeichner verpflichteten sich ferner die seit 1815 in Europa bestehenden Grenzen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu garantieren.
Als ich den Stadtgarten verlasse erreiche ich einige Straßen weiter das sogenannte Ludwig Forum, in dem ich dann in die Moderne der Stadt Aachen eintauche. Das Ludwig Forum für Internationale Kunst ist ein Museum für moderne Kunst in Aachen. Es gründet auf die Sammlung Ludwig, die das Aachener Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig Mitte des 20. Jahrhunderts zusammentrug, und wird gefördert durch die Peter und Irene Ludwigstiftung. Es war eines der ersten Museen für Gegenwartskunst in Deutschland. Anfeindungen von konservativer Seite bewegten sechs Professoren der RWTH Aachen dazu, am 9. Februar 1971 den Verein der Freunde der Neuen Galerie zu gründen. 1991 zog das Museum in die umgestalteten Räumlichkeiten der 1928 im Bauhausstil erbauten und 1988 verlegten Schirmfabrik Brauer und nannte sich fortan Ludwig Forum für Internationale Kunst. Aus dem Förderverein wurde der Verein der Freunde des Ludwig Forums.
Ich mache einen Rundgang durch das Haus. Allerdings muss ich sagen, dass mich die hier ausgestellte moderne Kunst nicht so sonderlich angesprochen hat. Inzwischen ist es schon früher Nachmittag und verspüre ziemlichen Hunger was mein Bedürfnis nach Kultur immer sehr schnell überlagern kann. So suche ich nach einem Imbiss, finde aber nur eine Bäckerei, wo ich mir einen Cappuccino und zwei Aachener Streuselbrötchen gönne, was mir als bekennendem Streuselfan natürlich besonders gefällt. Die Verkäuferin in der Bäckerei ist sehr leutselig und so lerne ich den Lokalpatriotismus einer Dame aus Burtscheid kennen, die noch immer der Meinung ist, das Burtscheid eigentlich viel wichtiger als Aachen ist, obwohl das Dorf schon seit 1897 eingemeindet ist und seit 1972 sogar zum Stadtbezirk Aachen Mitte gehört.
Nach dem Imbiss drängt es mich aber nun erst einmal zu einer Ruhepause in meiner Unterkunft.

 

Spaziergang am Nachmittag, insbesondere Besuch des Aachener Doms

Gegen 16 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg in die Innenstadt. Nun steht nur noch der Besuch des Doms auf dem Programm. Der Dom ist noch gut besucht und noch bis 19 Uhr geöffnet. Ich merke aber schnell, dass der individuelle Zugang sich auf das romanische Oktogon beschränkt. Will man den Dom insgesamt erkunden, muss man an einer Führung teilnehmen. Zu der kann man sich in der nahegelegenen Dominformation anmelden. Ich melde mich für die letzte Führung um 18 Uhr an.

Der Aachener Dom ist die Bischofskirche des Bistums Aachen und gilt als das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Aachen. Der Dom besteht aus mehreren Teilbauten, deren jeweilige Entstehungszeiten die Epoche des Frühmittelalters bis hin zur späten Neuzeit umfassen. Die Funktion des Kirchenbaus veränderte sich im Laufe der Geschichte von der einst karolingischen Pfalzkapelle, über die Münsterkirche des Marienstiftes, zum Bischofsdom der Gegenwart. Als Mausoleum Karls des Großen war die Stiftskirche von 936 bis 1531 Krönungsort römisch-deutscher Könige. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Aachen zu einem bedeutenden Wallfahrtsort mit der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Aachener Dom – wenn auch nur kurzfristig – Kathedrale, eine Funktion, die die Kirche seit 1930 wieder dauerhaft erfüllt.

Der über 1200-jährige Aachener Dom ist ein heterogen aufgebautes, durch viele Stilepochen beeinflusstes Bauwerk, das durch zahlreiche Überformungen, Niederlegungen und Anbauten gekennzeichnet ist. Der Dom besteht aus mehreren Teilbauten, deren jeweilige Entstehungszeiten die Epoche des Frühmittelalters bis hin zur späten Neuzeit umfassen. Das karolingische Oktogon, ehemals die Pfalzkapelle  der Aachener Königspfalz, ist das bedeutendste architektonische Beispiel für die karolingische Renaissance. Es beruht unzweifelhaft auf byzantinischen und mediterranen Vorbildern, wie vor allem an San Vitale in Ravenna. Der angelehnte Bauentwurf eines oktogonalen Zentralbaus mit einem zweigeschossigen Umgang zählt zu den herausragenden Beispielen frühmittelalterlicher Sakralarchitektur nördlich der Alpen. Karl der Große ließ den Zentralbau und das Westwerk gegen Ende des achten Jahrhunderts als Kern seiner Pfalzanlage errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte um 795, die Fertigstellung um 803.

 

Die karolingische Pfalzkirche ist umgeben von mehreren Anbauten aus späterer Zeit, darunter die gotische Chorhalle im Osten und der vielgestaltige Kranz aus gotischen aber auch barocken Kapellen wie der Ungarischen Kapelle. 

Um 18 Uhr treffen sich nun etwa 15 Personen vor dem Eingang zum Dom und wir werden von einem Führer abgeholt. Zuerst geht es durch das barocke Portal und das karolingische Westwerk, einer Art Vorhalle in das Zentrum der ursprünglichen Pfalzkapelle, in den ältesten Teil des Doms, das Oktogon, das umgeben ist von einem zweigeschossigen Sechzehneck. Hier fällt dann der Blick insbesondere auf die sehr auffällige Innenausstattung des Oktogons und seiner Kuppel auf. Man kann unschwer erkennen, dass sie jüngeren Datums sein muss. Um die Ausgestaltung des Innenraumes – insbesondere des Sechzehnecks – wurde lang und sehr erbittert gestritten. Zunächst wurde auf Grundlage von historischen Zeichnungen 1880/1881 das Kuppelmosaik von Jean-Baptiste Bethune ausgeführt. Den Wettbewerb um die Ausgestaltung der Kirche gewann 1898 Hermann Schaper, der 1902 bis 1913 die neobyzantinische Mosaizierung, die Verkleidung des Innenraums mit Marmor sowie die Gestaltung der Fensternischen und Fenstergitter vornahm. Das Ergebnis dieser Umgestaltung wurde von Seiten des Denkmalschutzes durchaus kritisch betrachtet, da die verwendeten Materialien und die Mosaike nicht dem karolingischen Stilkontext entsprachen. Heute weiß man um diesen Stilbruch, den man freilich an vielen Stellen des Aachener Doms wie an anderen jahrhundertealten Kirchenbauten überhaupt feststellen könnte. Man akzeptiert aber die stilbrechenden künstlerischen Leistungen und betrachtet sie als Gesamtkunstwerk.

Die Führung geht dann weiter in den gotischen Chor. Östlich an das Oktogon wurde auf Initiative des Marienstiftes und des Aachener Bürgermeisters Gerhard Chorus zwischen 1355 und 1414 die gotische, aufgrund ihrer großartigen Bleiglasfenster Glashaus von Aachen genannte Chorhalle angebaut. Die gotische Chorhalle misst 25 Meter in der Länge, 13 Meter in der Breite und 32 Meter in der Höhe. Ihre Außenwand ist weitestgehend in Fenster aufgelöst, die mit einer Höhe von 25,55 Metern zu den höchsten gotischen Fenstern in Europa zählen. Die mehr als 1000 Quadratmeter Glasfläche war als gleichsam gläserner Reliquienschrein für die im Marienschrein aufbewahrten Aachener Heiligtümer und die Gebeine Karls des Großen, welche im Karlsschrein aufbewahrt werden.

Beim Karlsschrein geht man davon aus. dass hier tatsächlich die Gebeinen Karls des Großen niedergelegt sind. Die Echtheit der Gebeine macht man insbesondere an der aus ihnen feststellbaren Größe des Verstorbenen, der seine Zeitgenossen mit einer Größe von über 1,80 Meter doch sehr deutlich überragte und den Indizien für das Greisenalter der Gebeine. Karl der Große verstarb mit 66 oder 67 Jahren, was für die damalige Zeit ein sehr beträchtliches Alter war.

Der Marienschrein im Aachener Dom ist ein um 1220 vom Kapitel des Aachener Marienstifts in Auftrag gegebener und 1239 vollendeter Reliquienschrein. Das Kunstwerk, das der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik zuzuordnen ist, gehört neben dem Karlsschrein zu den bedeutendsten Goldschmiedearbeiten des 13. Jahrhunderts. Die hier enthaltenen Reliquien sind im Einzelnen: die Windeln und das Lendentuch Jesu, das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes’ des Täufers. Diese Reliquien werden, nachweislich seit dem Pestjahr 1349, alle sieben Jahre der Bevölkerung und den Pilgern im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrt gezeigt. Freilich kann man an die Echtheit dieser Reliquien nur glauben, wissenschaftlich Beweise dafür gibt es nicht. Zumindest sind sie aber schon sehr alt.

Inzwischen leert sich der Dom, weil es auf 19 Uhr zugeht. Zum Schluss geht es noch auf die erste Etage der Galerie des Oktogons, wo der Aachener Königsthron steht. Der Aachener Königsthron, auch Thron Karls des Großen oder Karlsthron genannt, ist ein in den 790er Jahren im Auftrag Kaiser Karls des Großen errichteter Thron, der zur Ausstattung seiner Pfalzkapelle, welche das Zentrum des heutigen Aachener Doms bildet, gehörte, wo er seit seiner Schaffung aufgestellt ist.

Der Thron diente von der Krönung Ludwigs des Frommen zum Vize-Kaiser im Jahr 813 an, sowie ab der Krönung Ottos des Großen zum römisch-deutschen König im Jahr 936 und bis zur Krönung Ferdinands I. im Jahr 1531 über 30 römisch-deutschen Königen als Krönungssitz. Daher wurde bereits im elften Jahrhundert vom Aachener Königsthron als dem totius regni archisolium, dem Erzstuhl des ganzen Reiches, gesprochen.

Äußerlich sieht man dem Thron seine Bedeutung nicht an. Er wirkt heute sogar eher als Fremdkörper in der künstlerisch gestalteten Pfalzkapelle. Der Königsthron ist überaus schlicht und einfach gestaltet, Verzierungen fehlen gänzlich. Zu dem auf einem Unterbau errichteten Sitz führen sechs Stufen. Der Stuhl selbst besteht aus vier mit bronzenen Klammern zusammengehaltenen parischen Marmorplatten, die nach den neueren Untersuchungen, ebenso wie die Stufen, um 800 der Grabeskirche in Jerusalem entnommen wurden. Eine andere (unbelegte) Interpretation verweist auf die Palasttreppe des Pilatus, über die Jesus nach seiner Geißelung hinaufgeschritten ist. Auf einer der beiden seitlichen Platten finden sich feine, eingeritzte Linien, die wohl als Spielfeld für ein antikes Mühlespiel dienten. Die Rückplatte zeigt gar eine frühe Darstellung der Kreuzigungsszene. Aus der Oberflächenbehandlung und den aus verschiedenen Epochen stammenden Einritzungen heidnischer wie christlicher Art kann darauf geschlossen werden, dass die Platten mindestens zum dritten Mal verbaut wurden.

Mit dem Besuch des Königsthrons endet die Führung durch den Aachener Dom. Mich plagt nun der Hunger. So suche ich nicht lange, sondern lasse mich an diesem Abend im Außenbereich einer nahegelegenen Pizzeria nieder, und vertreibe meinen Hunger mit einer üppigen Pizza.

 

 

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