65. – 67. Tag: 12. – 14. Juni 2019: – Rückreise (Santiago-Paris-Leipzig)

Nach dem letzten Frühstück im Hotel mache ich mich auf den kurzen Weg zum Busbahnhof in Cee. Der Bus nach Santiago hat Verspätung. Nachdem er dann aber eintrifft geht alles ganz schnell. Der Busfahrer gibt mir zu verstehen, dass ich das Fahrrad hinten in der von ihm geöffneten Ladeluke unterbringen soll. Da relativ wenige Fahrgäste unterwegs sind, ist das auch kein großes Problem. Dann geht es los. Die Fahrt nach Santiago kostet für mich 9,15 €, der Transport des Fahrrads ist kostenlos. Die Fahrt geht dann doch erheblich schneller als ich es vermutete hatte und so ist der Bus bereits nach etwa 2 Stunden gegen 11 Uhr am Busbahnhof von Santiago. Da ich morgen von hier auch losfahren muss, bin ich ganz froh, nun auch zu wissen, wo sich der Busbahnhof befindet. Mein Fahrrad hat die Fahrt gut überstanden, obwohl ich befürchtet hatte, dass es eventuell im Laderaum hin- und her geschleudert wird, weil der weitgehend leer war. So befestige ich meine beiden Gepäckträgertaschen und mache mich auf den Weg zur Pension. Ich komme natürlich nun viel früher als man mich erwartete, aber Señora und Señor machen gute Miene.

Nun packe ich mein Reisegepäck um. Ich möchte möglichst viel davon mit dem Fahrrad zusammen verschicken. Das sind insbesondere die beiden Backloader- und die beiden Frontloader-Taschen, die ich aber so packe, dass sie nicht allzu voluminös sind. Das heißt die gesamte Kleidung bringe ich in der roten Gepäckträgertasche von Ortlieb unter, die quer über dem Gepäckträger befestigt war und die man auch gut als Reisetasche tragen kann. Nachdem ich soweit alles umgepackt habe, mache ich mich mit den vier Taschen und der Lenkertasche auf den Weg zur spanischen Post Correos, deren Filiale ja wie schon beschrieben direkt neben dem Pilgerbüro liegt. Die vier Kilometer geht es noch einmal überwiegend bergauf. Unterwegs treffe ich auf einen Deutschen, der gerade in Santiago mit dem Fahrrad ankommt und mich nach dem Weg zur Kathedrale fragt. Ich sage ihm, er solle sich mir einfach anschließen. Er hat die Tour von Porto aus gemacht, weil er diesmal nicht so viel Zeit hatte. Er ist aber auch schon Rentner. Da seine Kinder aber offensichtlich auf der ganzen Welt verteilt sind, braucht er für deren Besuche viel Zeit. Gerade war er für zwei Monate in Kanada.

Vor dem Pilgerbüro trennen sich dann unsere Wege wieder. Ich schiebe meine Fahrrad in die Filiale von Correos hinein und komme auch bald dran. Ein junger Mann, der auch englisch spricht, wickelt das ganze professionell und zügig ab. Er blickt allerdings skeptisch auf mein Gepäck und meint, dass er nicht wisse, ob man das alles mit verpacken könne. Ich versuche seine Skepsis insofern zu lindern, in dem ich ihn darauf hinweise, dass das Volumen der Taschen schon reduziert sei und sie insofern formbar und daher minimierbar seien. Das konnte ich natürlich so nicht auf Englisch also nehme ich die Hände zur Hilfe. Der Transport nach Deutschland soll übrigens so etwa 7 Werktage dauern, so dass ich mit der Ankunft Ende nächster Woche rechnen kann. Den Transport soll man auf der Webseite von Correos verfolgen können.

Nachdem ich meine 90 € bezahlt habe, bittet er mich mit ihm zu kommen und wir gehen samt Fahrrad in ein gegenüberliegendes Gebäude, in dem schon zahlreiche mit Fahrrädern bepackte Kartons stehen. Erfreulicherweise brauche ich mich um das Verpacken wenig zu kümmern. Das machen der junge Mann und eine junge Frau, die darin offensichtlich Übung haben. Unerfreulicherweise müssen sie nicht nur das Vorderrad, sondern auch das vordere Schutzblech und die vorderen Aufhänger für die Gepäcktaschen, sowie die Lichtanlage abmontieren, um das Fahrrad in den Karton zu bekommen. Mal sehen wie ich das zu Hause wieder alles zusammen bekomme. Nun ja, Nicky´s Radhaus ist ja glücklicherweise direkt um die Ecke. Nach einer halben Stunde ist es dann geschafft und die beiden schauen mich ganz zufrieden an, weil sie auch mein Gepäck untergebracht haben. Ich bin schon ganz angetan, wieviel Aufwand hier Correos doch investiert, um die Fahrräder sachgerecht zu verpacken. Ein Trinkgeld lehnen die beiden übrigens vehement ab.

Den Rest des Tages verbringe ich damit, dass ich noch ein wenig durch Santiago schlendere, dann mich auf mein Zimmer zurückziehe und lese und am Abend in der nahegelegenen Pulpería Fuentes churrasco ternera (spare ribs nach Art des Hauses) verzehre, einen Rotwein trinke und mir zum Schluss noch eine creme caramel genehmige. So endet also heute mein Spanienaufenthalt und während ich so in der Pulpería sitze gehe ich in Gedanken noch einmal die vielen Stationen durch.

Geschlafen habe ich dann ganz ordentlich. Ich stehe aber früh auf. Um 8 Uhr gibt es noch einmal das mit Empathie gerichtete Frühstück von Señor. Er erklärt mir dann auch, dass der Bus, der vor dem Haus abfährt, direkt auch zum Busbahnhof fährt, so dass auch das kein Problem darstellt. So mache ich mich dann mit leichtem Gepäck nach dem Frühstück auf den Weg zum Busbahnhof, bin natürlich etwa zwei Stunden zu früh dort. Ich schließe mein Gepäck in einem Schließfach ein und mache mich auf den Weg zu einem nochmaligen kleinen Stadtrundgang. Ein wenig laufen tut mir vor der 21 stündigen Busfahrt sicher ganz gut. Außerdem brauche ich noch Proviant für die Fahrt. Ich wandere also noch einmal durch die Altstadt, kaufe mir dort an einem mir schon bekannten Ort zwei bocadillos, also Baguette-Sandwichs, die mir immer sehr gut geschmeckt haben. Dazu versorge ich mich auch noch mit zwei Flaschen Wasser. Ich weiß ja auch inzwischen, dass FlixBus auf solchen Touren Pausen einlegt und so sehe ich die Gefahr des Hungerns und Verdurstens doch als gebannt an.

Der Bus kommt aus Porto und hat eine halbe Stunde Verspätung. Noch ist er nur halbvoll. Die Fahrt durch Nordspanien ist sehr beeindruckend. Der Bus fährt über die Autobahn entlang der Küste. Hier erinnert auch die Fahrt durch Asturien, Kantabrien und das Baskenland sehr an die Landschaft in Galicien. Also wenn dort schon 30 Prozent des spanischen Waldbestandes sind, dann sind es auf dieser Strecke sicher noch einmal 30 Prozent. Es ist eine sehr bergige aber auch wieder sehr grüne Gegend. Wieder sieht man viele Eukalyptusbäume. Wenn man bedenkt, dass die trockene hoch gelegne Meseta Kastiliens nur wenige Kilometer von hier entfernt liegt, kann man es kaum glauben. Auch die Autobahn schlängelt sich hier sehr malerisch durch die Landschaft und, sieht man von den Loopings ab, hat die Gestalt einer Achterbahn.

Trotzdem die Fahrt sehr beeindruckend ist, wird sie für mich zunehmend zur Strapaze. Die Sitze empfinde ich als recht unbequem und ich bekomme zunehmend Rückenschmerzen. Dabei ist noch nicht einmal die Hälfte der Fahrt um. In Bilbao steigen dann noch einmal so viele Passagiere zu, dass der Bus bis auf den letzten Platz besetzt ist. Neben mir nimmt eine etwas platzeinehmende junge Dame aus Frankfurt am Main Platz. Das macht es für mich noch anstrengender. Gott sei Dank steigen dann um zwei Uhr nachts in Bordeaux doch etliche Passagiere auch wieder aus. Meiner Nachbarin gelingt es nun einen Doppelsitzer für sich zu ergattern, was mir auch hilft, mich etwas auszustrecken. Tortur bleibt die Fahrt für mich. Auch die hygienischen Bedingungen sind nicht gerade optimal. Zwar hat der Bus eine Toilette und ein Waschbecken. Aber leider sind die Wasservorräte offensichtlich zur Neige gegangen. Was dies dann auf einer über 20-stündigen Fahrt bedeutet, kann man sich sicher vorstellen.

Die Fahrt durch Frankreich verläuft dann in der Nacht und es ist kaum etwas zu sehen. Hell ist es bereits als wir dann in Tours über die Loire fahren und schließlich ist der Bus dann auch überpünktlich um kurz nach 9 Uhr in Paris. Ich hatte mich vorher kundig gemacht und so finde ich auch schnell die Metrostation, von der aus ich zum Gare de l´Est fahre. Paris gleicht einer Festung. Überall patrouillieren schwerbewaffnete Polizei und Militär mit Maschinenpistolen im Anschlag. Selbst bei der Aufgabe des Gepäcks in einem Schließfach, muss ich und das Gepäck durch eine Sicherheitsschleuse. Danach genehmige ich mir ein Frühstück mit einem belegten Baguette und einem Kaffee für 11 €. Paris ist also auch sehr teuer. Nachdem ich mich so gestärkt habe, flaniere ich in Richtung Notre Dame. Die Kathedrale ist natürlich nach dem Brand weiträumig abgesperrt. Warum man allerdings einen die Sicht beeinträchtigenden etwa 3 Meter hohen geschlossenen Metallzaun verwendet hat, bleibt mir verschlossen. Die Zeit reicht, um die Kathedrale einmal zu umrunden. Außer dem fehlenden Dach und dem Vierungsturm kann man keine wesentlichen Schäden hier von außen erkennen. Lediglich an einigen Stellen und an Fenstern lässt der Ruß auf den Brand schließen.

Nach diesem Rundgang fahre ich mit der Metro zurück zum Gare de l´Est. Hier besorge ich mir noch zwei Flaschen Wasser und ein Baguette. Der Zug ist dann pünktlich und keine vier Stunden später bin ich auch schon über Saarbrücken und Mannheim in Frankfurt am Main. Auch hier klappt der Umstieg problemlos. Der Zug hat zwar etwa 20 Minuten Verspätung, aber die holt er während der Fahrt nach Leipzig weitgehend wieder auf. So kann man die Strecke Paris – Leipzig inzwischen bequem in 7 12 bis 8 Stunden zurücklegen. In Leipzig empfängt mich Heidrun am Bahnsteig. Nach inzwischen sieben ein halb Wochen sehen wir uns wieder und fallen uns vor Freude in die Arme. Ich bin doch sehr froh, wieder zu Hause und bei meiner Frau zu sein.

Gesamtdaten der Reise: 67 Tage; 3075,89 Km; 261 Std. Fz,; 11,79 Km/h; 34.321 Hm

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