52. Tag: 24.05.2017 Györ – Komarno

Nach einem sehr guten Frühstück in der Pension Duna durfte ich mein Gepäck noch im Büro der Chefin deponieren und machte mich mit dem Fahrrad auf eine Stadtrundfahrt. Györ ist mit etwa 130 Tsd. Einwohnern immerhin die sechstgrößte Stadt Ungarns und als Wirtschaftsstandort ein Schwergewicht. Dies liegt sicher auch an Audi und den dadurch geschaffenen über 11 Tsd. Arbeitsplätzen. In der Altstadt versprüht Györ aber noch den morbiden Charme der KuK Architektur und des österreichischen Barocks, der sich dadurch auszeichnet, dass überall der Putz bröckelt und die Häuserfassaden sanierungs- und farbbedürftig sind. Aber man scheint mit Nachdruck daran zu arbeiten, dass sich dies auch in der Altstadt ändert. Überall wird restauriert, erneuert, verputzt und gebaut.

Eindrucksvoll das historistische Rathaus aus dem Ende des 19. Jhd., dass es von der Größe her mit den Rathäusern bedeutenderer Städte aufnehmen kann. Sehenswert auch der Széchenyi Platz mit der Mariensäule und dem Gebäudekomplex des Benediktinerklosters aber auch mit den zahlreichen Restaurants und Cafés. Ein Muss ist natürlich auch der Kapitelhügel, Sitz des Bistums Györ mit der Basilika und der Bischofsburg. Sehenswert sind natürlich die barocke Karmeliterkirche und die Synagoge. Schließlich lohnt sich ein Spaziergang entlang der Ufer der Raab, die hier in die Mosoni Duna, die kleine Donau, einem Nebenarm der Donau mündet. Hier ist man dabei die Ufer neu zu gestalten und promenadenmäßig auszubauen. Das wird sicher ganz ansprechend aussehen. Es lässt auch heute schon einen neuen Reiz erkennen.

Nach meiner Rundfahrt lade ich mein Gepäck auf und es geht weiter Richtung Osten. Die Landschaft bietet auch heute nichts aufregend Neues, die Eschen blühen, das Getreide wächst und der Mohn blüht. Es hat etwas Beruhigendes durch diese Landschaft zu radeln. Einzig aufregend, wenn ein Regengebiet mit oder ohne Gewitter naht. Auch heute zieht es hier in der Gegend ganz schön zusammen. Es muss auch ganz schön was runtergekommen sein aber zu meiner Freude immer dann, wenn ich noch nicht da bin oder wenn ich schon wieder weg bin. Außer ein paar Tropfen bleibe ich verschont. Das geht anderen anders. Einige erzählen mir von ihrem Schicksal und sind auch noch von der Nässe gezeichnet. Das ist übrigens eine ganz interessante Erfahrung. Zwischen Wien und Budapest sind inzwischen Dutzende von Pärchen und Kleingruppen der Generation 60+ unterwegs, die ihr Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen und denen man mehrmals am Tag begegnet. Ein Pärchen kam auch extra aus Kanada, um die Donau entlang zu radeln. Leider waren die Sprachbarrieren zu hoch, um ein vertiefteres Gespräch darüber zu führen, was Kanadier an die Donau treibt.

Dem Donauradweg muss man in Ungarn übrigens hinsichtlich der Beschilderung ein großes Lob aussprechen. Das unterscheidet sich in der Qualität wenig von Deutschland und Österreich. Was die Wegequalität betrifft, so ist sie sehr unterschiedlich und sicher noch ausbaufähig. Es reicht von wirklich erstklassigen Fahrradwegen bis zu mühsamsten Schotter und Sandpisten. Aber das entspricht in etwa auch den übrigen Straßengegebenheiten in Ungarn. Interessant ist es auch durch kleinere Orte und Dörfer zu fahren. Bei mir liegen Böny und Àcs auf der Strecke. Hier hat man schon noch den Eindruck, dass die Zeit teilweise irgendwann stehen geblieben ist.

Mein heutiges Ziel war Komárom, wo ich wieder unmittelbar an die Donau gelange. Komárom ist aber eine durch die Donau geteilte Stadt und da die Donau hier die Grenze zwischen Ungarn und der Slowakei bildet, heißt der slowakische Teil Komárno. Hier habe ich ein günstiges Quartier bekommen und so bin ich heute doch noch einmal in die Slowakei gestrandet.

Tagesdaten: 64,21 km/05:07 Std. Fz/12,54 km/h/173 Hm aufwärts/165 Hm abwärts

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