49. Tag: 21.05.2017 Hainburg – Bratislava

Die Nacht es wohl ziemlich geschüttet. Ich habe davon allerdings nichts mitbekommen, sehe nur am Morgen die nassen Straßen und die großen Pfützen. Der Himmel und so soll es auch die nächsten Tage bleiben. sieht aber heute freundlicher aus. Auch die Temperaturen steigen wieder, sollen aber nicht über 25 Grad steigen. Das ist fürs Fahrradfahren sicher angenehmer als die Hitze vorgestern. Auch das Frühstück ist gut und so gehe ich den Tag wohlgemut an. Das Motel ist übrigens in slowakischer Hand. Offensichtlich haben sich durchaus einige Slowaken ins benachbarte Österreich begeben, um hier ihr Glück zu versuchen. Das ist ja eine ähnliche Entwicklung wie im Oderbruch mit den Polen und sowohl hier wie dort machen sie es sehr ordentlich. Ich kann mich über das Motel El Pirata in keiner Weise beschweren.

Zunächst drehe ich noch ein Runde durch Hainburg. Sie wird als mittelalterliche Stadt gepriesen. Das ist eigentlich falsch, denn außer einer fast komplett erhaltenen Stadtmauer und drei Stadttoren sieht Hainburg auch nicht anders aus als die anderen österreichischen Kleinstädte. Auf jeden Fall eher barock als mittelalterlich. Was mir auffällt, dass es hier eine besondere Verehrung für Joseph Haydn gibt. So gibt es eine Büste des Musikers und sogar einen Brunnen auf dem Marktplatz und das, obwohl Joseph Haydn hier überhaupt nicht geboren ist. Die Lösung ist dann relativ einfach. Hainburg war immer auch ein wenig erfolgreiches Bollwerk für Wien gegen die Türken. So wurde die Stadt 1663 von den Türken eingenommen und zerstört. Dabei sollen über 8000 Menschen von den Türken umgebracht worden sein, also fast die gesamte Einwohnerschaft. Einer der wenigen Überlebenden war der Wagnergeselle Thomas Haydn, der Großvater Joseph Haydn. Das scheint für die Hainburger nun Grund genug zu sein, Joseph Haydn für sich zu reklamieren, obwohl er selbst gar nicht hier geboren wurde..

Dass es bis Bratislava nur wenige Kilometer sind, habe ich noch ein Alternativprogramm aufgelegt. Hier im Marchfeld, wie die Donauebene östlich von Wien und vor allem nördlich der Donau heißt liegen zwei Schlösser, in denen ebenfalls Ausstellungen zum 300. Geburtstag stattfinden. Beides sind ehemalige Schlösser des Prinzen Eugen. Das eine, Schlosshof, widmet sich dem Themen „Bündnisse und Feindschaften“ und das andere, Schloss Niederweiden, „Modernisierung und Reformen“. Übrigens beides Schlösser, die Prinz Eugen für sich erbauen ließ. Die Ausstellungen sind sicher chorografisch besser als die in der Wagenburg in Wien. Sie widmen sich schon ihrer Protagonistin, ohne dass sie durch anderes in den Hintergrund gerückt wird. Ganz zufrieden stellen mich aber auch diese Ausstellungen nicht, weil sich für mich mehr Fragen auftun als ich beantwortet bekomme. Mein Bild von Maria Theresia wird auf jeden Fall durch die Ausstellungen nicht geschärft. Was war sie nun für eine Regentin? War sie nun stark oder war sie eher schwach? Innenpolitisch scheint sie eher stark gewesen zu sein und außenpolitisch wohl eher schwach. Sie scheint zumindest in jüngeren Jahren sehr lebenslustig gewesen zu sein und konnte wohl entgegen allen Erwartungen ihre Untertanen für sich einnehmen. Sie hat auch den Anfeindungen von außen ob ihrer Thronbesteigung erfolgreich widerstanden und insbesondere den Bayern eins auf die Mütze gegeben. Sie hat Friedrich II. von Preußen nicht gemocht, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Er war ohne Zweifel der Scharfsinnigere von den beiden. Beide haben sich aber nicht klein gekriegt. Schlesien, dass er ihrem kurz nach ihrer Inthronisation handstreichartig raubte, hat sie nie zurückbekommen. Sie gilt als aufgeklärte absolutistische Herrscherin hat aber von Religionsfreiheit nichts gehalten und sowohl die Protestanten als auch die Juden drangsaliert. Ihre Reformen gingen wie bei allen sogenannten aufgeklärten absolutistischen Herrschern in Europa erst einmal dahin, etwas zu organisieren, um besser an die Geldmittel der Untertanen heranzukommen bzw. einen effektiveren Militärapparat aufzubauen usw. – Die Ausstellungen werden aber angenommen. Ich bin erstaunt, was für ein Besucherandrang selbst an diesen doch etwas abgelegenen Plätzen ist.

Nach dem Besuch der beiden Ausstellungen und Schlösser geht es dann in Richtung der March, einem Fluss, der aus Mähren kommt und hier die Grenze zwischen Österreich und der Slowakei bildet. Zwischen Schlosshof und Devínska Nová Ves führt seit 2012 die Fahrradbrücke der Freiheit über die March, über die ich in die Slowakei gelange. In Devínska Nová Ves befindet sich übrigens auch ein großes VW-Werk, das natürlich für die slowakische Volkswirtschaft äußerst wichtig ist. Obwohl etwa 15 Kilometer von Bratislava entfernt ist es ein Stadtteil von Bratislava. Das gilt auch für das einige Kilometer weiter gelegene Devín mit seiner beeindruckenden Burgruine auf einem mächtigen Felsen an der Mündung der March in die Donau. An diesem Sonntagnahmittag herrscht hier auf der slowakischen Seite reges Treiben, zumal das Wetter nun auch sehr schön geworden ist.

In Bratislava fahre ich dann über die Donau, wohl in die Neustadt. Es ist auf jeden Fall ein Viertel, das mich etwas an Grünau erinnert. Das meine ich gar nicht abwertend, immerhin hat sich ja auch Grünau inzwischen gemausert. Es ist aber eine typische Siedlungsstruktur in den realsozialistischen Staaten der 70er Jahre. Inzwischen durch farbig renoviert und auch saniert. Man hat hier sogar neu Häuser dazwischen gebaut. Wenn mich nicht alles täuscht, ist meines sogar neueren Datums. Als ich vor dem Hus stehe, sehe ich aber keinerlei Hinweisschild auf irgendeine Unterkunftsart. Allerdings kommt nach kurzer Zeit ein Mann jüngeren mittleren Alters aus der Haustür und schaut mich erwartungsvoll an. Als ich ihm mitteile, dass ich hier über booking.com ein Zimmer gebucht habe, erklärt er sich für zuständig. Ich werde kurz aufgeklärt, dass es sich weder um ein Hotel, noch eine Pension, sondern lediglich um eine Zimmervermietung handelt. So ist es dann auch. Es handelt sich um eine etwas größere Maisonettewohnung im 4.und 5. Stock des Hauses, in der ich nun ein Zimmer für zwei Nächte gemietet habe. Ich betone das, denn ich habe sogar einen Mietvertrag unterschrieben und das Original bekommen. Gezahlt wird cash. Der Vertrag betont auch, dass es keine anderen Dienstleistungen gebe wie etwa Reinigung oder Catering, also auch kein Frühstück. Das Zimmer ist übrigens ordentlich und mit 16 bis 17 qm auch ausreichend groß. Die Zimmer haben anscheinend auch alle eine Dusche und WC. Einziger Nachteil: Die Dusche existiert nur als Duschwanne ohne Vorhang oder Kabine. Man muss sich also etwas klein machen, um den Raum nicht unter Wasser zu setzen. Dann taucht noch eine Kollegin von Martin, meinem Vermieter auf. Sie sei Ungarin, den Namen habe ich leider nicht verstanden, und habe Suppe gekocht. Davon könne ich gerne probieren. Überhaupt könne ich bei allem Essbaren gerne zugreifen. Die Kommunikation, die ich hier wiedergebe verläuft übrigens ganz anders. Da Martin ebenso schlecht Englisch spricht wie ich, brauchen wir immer eine Weile, um uns mit Händen und Füßen verständlich zu machen.

Mein Fahrrad sollte ich übrigens mit in die Wohnung nehmen. Das sei sicherer. Es steht nun auf einer sehr großen Dachterrasse und ich bin sehr zuversichtlich, dass es da wirklich sicher steht. Als ich frage, ob ich irgendwo meine Wäsche, die ich waschen wolle, aufhängen könne, etwa auf der Dachterrasse, wird mir sofort signalisiert, dass dies die Ungarin gerne das Wäschewaschen übernehme. Also suche ich meine Wäsche zusammen, die eine Wäsche nötig hätte, packe sie in einen Beutel und stelle diesen vor die Tür. Mal sehen, was passiert, aber ich bin sehr optimistisch.

Tagesdaten: 52,20 km/03:55 Std. Fz/13,15 km/h/95 Hm aufwärts/108 Hm abwärts

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