Heute also kein Fahrrad. Ich schlafe erst einmal aus und lasse mir dann das vorzügliche Frühstück im Wilden Mann gefallen. Danach mache ich einen Spaziergang durch die Altstadt und durch die Innstadt, also den Stadtteil Passaus, der auf dem rechten Innufer liegt. Passau wird ja auch als die Dreiflüssestadt bezeichnet, weil hier die Donau sowohl den Inn als auch die Ilz aufnimmt. Zwar ist Passau mit seinen 50 Tsd. Einwohnern nicht sonderlich groß, es hat aber als Fürstbistum eine lange Geschichte und hat es im Laufe der Jahrhunderte zu beträchtlichem Wohlstand und Einfluss gebracht. Es gab zwar mehrere Aufstände der Bürger gegen die Fürstbischöfe, die aber allesamt nicht von Erfolg gekrönt waren. Heute herrschen die Fürstbischöfe zwar nicht mehr offiziell, aber das Fürstbistum und der Katholizismus sind in Passau überall präsent und die Bürger scheinen sich damit arrangiert zu haben und leben sogar ganz gut damit oder sogar davon.

Passau wurde oft vom Hochwasser der drei Flüsse heimgesucht. Zuletzt bei dem großen Hochwasser im Juni 2013, dass in Passau als Jahrtausendhochwasser bezeichnet stand, weil der Pegel der Donau mit 12,89 m noch nie so hoch gestanden hatte. Die Schäden sind, soweit ich es beurteilen kann, inzwischen weitgehend beseitigt. Noch eine andere Katastrophe hat das Stadtbild von Passau geprägt. So legte ein Brand 1662 die Stadt in Schutt und Asche. Italienische Baumeister wurde zum Aufbau der Stadt engagiert, die der Stadt ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Flair verliehen. Seit 1978 ist Passau auch Universitätsstadt mit ca. 8.000 Studenten. Heute hatte man den Eindruck, dass sie alle wegen des warmen Wetters an die Flussufer gepilgert waren, um die Sonnenstrahlen zu genießen.

Am Nachmittag kommt mein Schwager Wolf mich besuchen, der zur Zeit im Bayerischen Wald das Ferienhaus behütet. Wir schlendern zunächst durch die Altstadt und streben aber einem meinem Schwager bekannten Café auf dem Domplatz entgegen. Bevor wir uns in das Café begeben werfen wir einen Blick in den Passauer Stephansdom. Er gilt als das größte barocke Kirchengebäude nördlich der Alpen und seine Orgel ist die größte Domorgel der Welt und die größte Orgel außerhalb der USA (Verstanden?). Für mich als Nichtbarockenthusiast ist das wieder alles viel zu üppig, obwohl in vieler Hinsicht dennoch eindrucksvoll. Aber so ist der Barock nun mal. In dieser kleinen Stadt gibt es somit auch einige Superlative. Nach diesem Eindruck lassen wir uns aber erst einmal den Kuchen und den Kaffee auf der wunderschönen Terrasse des Cafés Stephan´s Dom schmecken. Übrigens, der Kuchen war ausgezeichnet und wir können das Café bei einem Aufenthalt in Passau nur wärmstens empfehlen.

Nach dieser Kaffeepause geht es zurück an die Donau, wo wir eine Dreiflüssefahrt mit einem Ausflugsschiff machen. Von hier aus kann man noch einmal die Hauptsehenswürdigkeiten von Passau in Ruhe betrachten. Prägend für das Stadtbild sind etwa die Veste Oberhaus, die über Jahrhunderte die Burg und Residenz der fürstlichen Bischöfe war, in die sie sich auch gerne zurückzogen, wenn die Bürger Passaus mal wieder rebellierten und von wo aus man auch mit den zur gegebenen Zeit einschlägigen Waffen zurückschlagen konnte. Auch das Rathaus ist ein Schmuckstück und erinnert etwas an den Markusturm in Venedig. Schließlich ist auch noch die Wallfahrtskirche Mariahilf auf der Anhöhe über der Innstadt zu erwähnen und last but not least ist da auch noch das Rotel Inn in Form eines ruhenden Menschen direkt am Donauufer gelegen. Letzteres entstammt einer Idee des kürzlich verstorbenen Gründers des Unternehmens Rotel Tours Georg Höltl. Ihm gehörte übrigens auch das Hotel Wilder Mann, in dem ich abgestiegen bin. Unterschiedlicher können zwei Hotels wohl nicht sein.

Danach streifen wir noch einmal durch die Altstadt und landen schließlich bei einem Griechen zum Abendessen. Hier lassen wir den Abend ausklingen. Danach macht sich Wolf auf den Rückweg in den Bayerischen Wald. Ein schöner und ruhiger Tag neigt sich damit dem Ende entgegen und in Gedanken sitze ich schon wieder auf dem Fahrrad und plane die nächsten Etappen.

Tagesdaten: 10 km Fußmarsch

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