4. Tag: 21. April 2023 – Von Malbork nach Elblag

Wieder eine sehr schöner Tag. Den ganzen Tag Sonne, etwas kühler als gestern, aber immer noch angenehm. Mein geschätztes polnisches Frühstück habe ich bisher überhaupt noch nicht erwähnt. Aber sowohl in Danzig als auch heute morgen hier in Malbork gab es wieder ausgezeichnete Frühstücke. Insofern beginnen die Tage wie so oft in Polen richtig gut.

Ich hatte mich schon gestern dafür entschieden, heute doch noch mal in die Marienburg zu gehen und sie mir von Innen anzuschauen. Von außen ist sie ja inzwischen komplett saniert, aber ich wollte wissen, wie es heute innen aussieht. Als ich vor elf oder zwölf Jahren das erste Mal in Danzig war, habe ich noch eine riesige Baustelle im Inneren in Erinnerung. Also gehe ich nach dem Frühstück los und kaufe mir die notwendigen Tickets und einen Audio Guide, der wieder genauso gut funktioniert wie der im Museum des 2. Weltkriegs in Danzig. Allerdings zahlt man hier in der Marienburg fast das Doppelte dafür.

Zwar muss ich meinen Rundgang etwas abkürzen, weil ich nach zwei Stunden wieder zurück in meinem Hotel sein muss, um mich auszuchecken. Aber in zwei Stunden kann man auch sehr viel erfahren und vieles vergisst man ohnehin wieder, so dass ich auch hier sage, man sollte sich die Marienburg durchaus öfter anschauen. Auf jeden Fall war der Rundgang sehr eindrucksvoll und die Restauration ist wohl im wesentlichen abgeschlossen. Allerdings gilt für historische Gebäude sicher auch das schöne aber auch ambivalente Wort: Nach der Restaurierung ist vor der Restaurierung.

Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Restaurierung sehr stark an der der Preußen ab 1880 bis ins frühe 20. Jahrhundert orientiert. Das ist wahrscheinlich auch deshalb sinnvoll gewesen, weil es darüber noch Pläne gab. Da eben so vieles durch den Krieg zerstört war, hat man zahlreiche Gerätschaften nach Modellen aus der Zeit des Deutschen Ordens rekonstruiert, die man andernorts zu sehen bekommt. Ansonsten hat man zumindest das, was nicht mehr im mittelalterlichen Stil rekonstruiert werden konnte eben so gestaltet, wie das im 19. Jhdt. von den preußischen Restauratoren durchgeführt wurde. Hier ist man dann gelegentlich erstaunt, dass tatsächlich einige Räumlichkeiten mit dem Mittelalter nichts mehr zu tun haben. Aber darüber kann man hinwegsehen, wenn man es nicht sogar als geglückte Symbiose zweier Welten ansehen will. Im übrigen kommt der Audio Guide sicher zurecht zu einer abschließenden Einschätzung, dass viele Fragen zur Marienburg noch unbeantwortet sind und es auch in Zukunft noch weitere Erkenntnisse geben wird.

Ich kann hier sicher nicht umfassend auf meine Besichtigungstour eingehen und werde primär die Bilder sprechen lassen. Bisher habe ich ja auch noch nichts über den Deutschen Ritterorden, den Ordensstaat und seine Bedeutung geschrieben. Dies würde den Rahmen hier sicher auch sprengen. Auf meiner Agenda steht aber auch noch einmal eine Radreise zu den Ordensburgen hier in Polen und im Baltikum. Bei dieser Tour werde ich dann auch auf die Geschichte des Ritterordens stärker eingehen. Mal sehen, wann diese Tour klappt. Denn eigentlich ist meine Agenda schon für mein nächstes Lebensjahrzehnt angefüllt.

Nach meinem Spaziergang durch die Marienburg, schecke ich im Hotel aus, verstaue mein Gepäck wieder auf dem Fahrrad und mache mich auf den Weg nach Elblag. Der Weg ist heute mit etwas über 40 Km kürzer als gestern. Die Landschaft bleibt flach allerdings habe ich heute Gegenwind, was dann die Durchschnittsgeschwindigkeit doch erheblich drückt.

Schließlich bin ich aber gegen 16 Uhr in Elblag. Nachdem ich eingescheckt habe, mache ich noch einen kleinen Stadtrundgang. Elblag hat meines Erachtens wenig Sehenswertes. Die Stadt wurde 1945 durch die Belagerung der Roten Armee zu 60 Prozent zerstört und die Gebäudesubstanz der Stadt lag in Trümmern (insgesamt 5255 Gebäude). Alle Baudenkmäler waren stark beschädigt, nur sechs Häuser in der Altstadt blieben stehen. Seit den 1980er Jahren wurde die Altstadt dann wieder aufgebaut. Dies geschah aber nicht durch eine möglichst authentische Rekonstruktion der Gebäude, sondern durch einen Neubau der Häuser im modernen posthistoristischem Stil. Wer das nicht mag, findet in Elblag daher wenig Sehenswertes.

Meine Pension M.F. im Zentrum von Elblag ist ordentlich. Der Besitzer ist kaschubischer Abstammung und spricht sehr gut Deutsch. Die Kaschuben sind ein westslawisches Volk, das in Polen in der Woiwodschaft Pommern, also westlich von Danzig, im Landstrich Kaschubien, auch Kaschubei genannt, lebt. Einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, nämlich Günter Grass, war ebenfalls kaschubischer Abstammung. Diese Abstammung hat er insbesondere in seinem wohl bekanntesten Roman, die Blechtrommel, literarisch verarbeitet.

Tagesstrecke: 41,85 Km; 12,50 Km/h

Besuch der Marienburg

 

Fahrt nach Elblag

 

Kleiner Rundgang durch Elblag

 

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